Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Osnabrücksche Geschichte
Perspective zu stehn scheint: so würde darauf so viel
nicht zu bauen seyn, wann nicht andre Umstände hinzu-
kämen.
§. 97.
Die Sassen geniessen endlich römische
Subsidien.

Das Ansehn wozu Trajan die römische Macht
wieder erhoben hatte, erhielt sich unter seinem Nach-
folger, (a) und wie der Kayser Marc Aurel mit dem
grossen schwäbischen Bunde, worinn dero Zeit die
Markomannen die Oberhand hatten, und mit dem
andern grossen Waffenverein jenseits der Elbe (b) zu
gleicher Zeit Krieg führen muste: so zogen die Sassen
Subsidien (c) von den Römern, und halfen ihnen
gegen ihre alten Feinde die Sueven. Dieses Sy-
stem schien sich eine gute Weile zu erhalten, obgleich
die friesischen und kauchischen Sassen, welche man
mit den Bruktern und Angrivariern gar selten in Ge-
meinschaft findet, sich als Feinde zeigten. Wenig-
stens fuhr der Kayser Commodus fort die Subsi-
dien (d) zu bezahlen; und Caracalla schlug ver-
muthlich auch mit ihrer Hülfe die Germanier, welche
damals zum erstenmal von den Römern Alleman-
nier (e) genannt und damit von den Niederrheinischen
Völkern deutlich unterschieden wurden. Diese mog-
ten ihm aber gegen die Kauchen, Friesen und Anglen
nicht dienen wollen, weil er denselben für baares Geld
das Recht abkaufte, über sie triumphiren zu dürfen;
ein Recht welches ihm zuletzt alle Völker verkaufen
wollten.

(a) Es heißt vom Hadrian bloß: Germanis regem constituit.
Oſnabruͤckſche Geſchichte
Perſpective zu ſtehn ſcheint: ſo wuͤrde darauf ſo viel
nicht zu bauen ſeyn, wann nicht andre Umſtaͤnde hinzu-
kaͤmen.
§. 97.
Die Saſſen genieſſen endlich roͤmiſche
Subſidien.

Das Anſehn wozu Trajan die roͤmiſche Macht
wieder erhoben hatte, erhielt ſich unter ſeinem Nach-
folger, (a) und wie der Kayſer Marc Aurel mit dem
groſſen ſchwaͤbiſchen Bunde, worinn dero Zeit die
Markomannen die Oberhand hatten, und mit dem
andern groſſen Waffenverein jenſeits der Elbe (b) zu
gleicher Zeit Krieg fuͤhren muſte: ſo zogen die Saſſen
Subſidien (c) von den Roͤmern, und halfen ihnen
gegen ihre alten Feinde die Sueven. Dieſes Sy-
ſtem ſchien ſich eine gute Weile zu erhalten, obgleich
die frieſiſchen und kauchiſchen Saſſen, welche man
mit den Bruktern und Angrivariern gar ſelten in Ge-
meinſchaft findet, ſich als Feinde zeigten. Wenig-
ſtens fuhr der Kayſer Commodus fort die Subſi-
dien (d) zu bezahlen; und Caracalla ſchlug ver-
muthlich auch mit ihrer Huͤlfe die Germanier, welche
damals zum erſtenmal von den Roͤmern Alleman-
nier (e) genannt und damit von den Niederrheiniſchen
Voͤlkern deutlich unterſchieden wurden. Dieſe mog-
ten ihm aber gegen die Kauchen, Frieſen und Anglen
nicht dienen wollen, weil er denſelben fuͤr baares Geld
das Recht abkaufte, uͤber ſie triumphiren zu duͤrfen;
ein Recht welches ihm zuletzt alle Voͤlker verkaufen
wollten.

(a) Es heißt vom Hadrian bloß: Germanis regem conſtituit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(b)"><pb facs="#f0230" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
Per&#x017F;pective zu &#x017F;tehn &#x017F;cheint: &#x017F;o wu&#x0364;rde darauf &#x017F;o viel<lb/>
nicht zu bauen &#x017F;eyn, wann nicht andre Um&#x017F;ta&#x0364;nde hinzu-<lb/>
ka&#x0364;men.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 97.<lb/><hi rendition="#b">Die Sa&#x017F;&#x017F;en genie&#x017F;&#x017F;en endlich ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Sub&#x017F;idien.</hi></head><lb/>
          <p>Das An&#x017F;ehn wozu Trajan die ro&#x0364;mi&#x017F;che Macht<lb/>
wieder erhoben hatte, erhielt &#x017F;ich unter &#x017F;einem Nach-<lb/>
folger, <note place="end" n="(a)"/> und wie der Kay&#x017F;er Marc Aurel mit dem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chwa&#x0364;bi&#x017F;chen Bunde, worinn dero Zeit die<lb/>
Markomannen die Oberhand hatten, und mit dem<lb/>
andern gro&#x017F;&#x017F;en Waffenverein jen&#x017F;eits der Elbe <note place="end" n="(b)"/> zu<lb/>
gleicher Zeit Krieg fu&#x0364;hren mu&#x017F;te: &#x017F;o zogen die Sa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sub&#x017F;idien <note place="end" n="(c)"/> von den Ro&#x0364;mern, und halfen ihnen<lb/>
gegen ihre alten Feinde die Sueven. Die&#x017F;es Sy-<lb/>
&#x017F;tem &#x017F;chien &#x017F;ich eine gute Weile zu erhalten, obgleich<lb/>
die frie&#x017F;i&#x017F;chen und kauchi&#x017F;chen Sa&#x017F;&#x017F;en, welche man<lb/>
mit den Bruktern und Angrivariern gar &#x017F;elten in Ge-<lb/>
mein&#x017F;chaft findet, &#x017F;ich als Feinde zeigten. Wenig-<lb/>
&#x017F;tens fuhr der Kay&#x017F;er Commodus fort die Sub&#x017F;i-<lb/>
dien <note place="end" n="(d)"/> zu bezahlen; und Caracalla &#x017F;chlug ver-<lb/>
muthlich auch mit ihrer Hu&#x0364;lfe die Germanier, welche<lb/>
damals zum er&#x017F;tenmal von den Ro&#x0364;mern Alleman-<lb/>
nier <note place="end" n="(e)"/> genannt und damit von den Niederrheini&#x017F;chen<lb/>
Vo&#x0364;lkern deutlich unter&#x017F;chieden wurden. Die&#x017F;e mog-<lb/>
ten ihm aber gegen die Kauchen, Frie&#x017F;en und Anglen<lb/>
nicht dienen wollen, weil er den&#x017F;elben fu&#x0364;r baares Geld<lb/>
das Recht abkaufte, u&#x0364;ber &#x017F;ie triumphiren zu du&#x0364;rfen;<lb/>
ein Recht welches ihm zuletzt alle Vo&#x0364;lker verkaufen<lb/>
wollten.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Es heißt vom Hadrian bloß: <hi rendition="#aq">Germanis regem con&#x017F;tituit.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">SPART.</hi></fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0230] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽b⁾ Perſpective zu ſtehn ſcheint: ſo wuͤrde darauf ſo viel nicht zu bauen ſeyn, wann nicht andre Umſtaͤnde hinzu- kaͤmen. §. 97. Die Saſſen genieſſen endlich roͤmiſche Subſidien. Das Anſehn wozu Trajan die roͤmiſche Macht wieder erhoben hatte, erhielt ſich unter ſeinem Nach- folger, ⁽a⁾ und wie der Kayſer Marc Aurel mit dem groſſen ſchwaͤbiſchen Bunde, worinn dero Zeit die Markomannen die Oberhand hatten, und mit dem andern groſſen Waffenverein jenſeits der Elbe ⁽b⁾ zu gleicher Zeit Krieg fuͤhren muſte: ſo zogen die Saſſen Subſidien ⁽c⁾ von den Roͤmern, und halfen ihnen gegen ihre alten Feinde die Sueven. Dieſes Sy- ſtem ſchien ſich eine gute Weile zu erhalten, obgleich die frieſiſchen und kauchiſchen Saſſen, welche man mit den Bruktern und Angrivariern gar ſelten in Ge- meinſchaft findet, ſich als Feinde zeigten. Wenig- ſtens fuhr der Kayſer Commodus fort die Subſi- dien ⁽d⁾ zu bezahlen; und Caracalla ſchlug ver- muthlich auch mit ihrer Huͤlfe die Germanier, welche damals zum erſtenmal von den Roͤmern Alleman- nier ⁽e⁾ genannt und damit von den Niederrheiniſchen Voͤlkern deutlich unterſchieden wurden. Dieſe mog- ten ihm aber gegen die Kauchen, Frieſen und Anglen nicht dienen wollen, weil er denſelben fuͤr baares Geld das Recht abkaufte, uͤber ſie triumphiren zu duͤrfen; ein Recht welches ihm zuletzt alle Voͤlker verkaufen wollten. ⁽a⁾ Es heißt vom Hadrian bloß: Germanis regem conſtituit. SPART.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/230
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/230>, abgerufen am 24.11.2024.