Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.vierte Abtheilunge. lange nur unwehrige Gründe dabey waren, (e) undso lange ihnen nicht durch Vorrechte und Begnadi- gungen solche Vortheile (f) verschaffet wurden, wo- von sie mit Recht zur Ehre gezogen werden konnten, kein eigentlicher Wehr wohnen. (g) Ohne Sold konnten auch unangesessene Freye nicht zur gemeinen Vertheidigung gezwungen werden; Jm Heerbann war aber kein Sold. Solche Freye standen ohne- dem in Schutz oder in Gefolgen; und in beyden diente man nicht vom Wehrgute, sondern auf fremde Kosten. Carl mogte also wohl nicht die Gelegenheit haben alle Gemeinen in eine Classe und unter einen Edelvogt ihres Mittels zu setzen. (a) Man sollte glauben, daß es geschehen sey, weil der Kay- ser sonst der in CAPIT. III. §. 7. ann. 811. vorkommen- den Ausflucht Thür und Thor geöfnet haben würde: Sunt enim qui dicunt se esse homines Pipini & Chludevici & tunc profitentur se ire ad servitium dominorum suo- rum quando alii pagenses in hostem pergere debent. Al- lein es streitet mehrers dagegen, als ich hier anführen kann. (b) Die Charta divisionis inter filios Caroli M., beweiset zur Gnüge, daß es angesessene Freye gegeben, welche non obstante ducatu vel comitatu, sich in des Kaysers Dienste empfehlen dürfen, und an die Grafen-rolle nicht ver- bunden gewesen. Es kann aber auch seyn, daß sich viele Grafen-leute, weil der Heerbann so oft nicht aufgebo- ten wurde, interimistice in des Kaysers und andrer Für- sten Gefolge begeben und hernach eben durch diese ihre Dienste Gelegenheit gefunden haben, den gräflichen avocatoriis exceptionem servitii regalis entgegen zu setzen. (c) Der Klagen über diejenige welche insgemein sagten: Se bannum Imperatoris sub comite adimplere nolle, quia non nisi contra missos de heribanno respondere deberent; T
vierte Abtheilunge. lange nur unwehrige Gruͤnde dabey waren, (e) undſo lange ihnen nicht durch Vorrechte und Begnadi- gungen ſolche Vortheile (f) verſchaffet wurden, wo- von ſie mit Recht zur Ehre gezogen werden konnten, kein eigentlicher Wehr wohnen. (g) Ohne Sold konnten auch unangeſeſſene Freye nicht zur gemeinen Vertheidigung gezwungen werden; Jm Heerbann war aber kein Sold. Solche Freye ſtanden ohne- dem in Schutz oder in Gefolgen; und in beyden diente man nicht vom Wehrgute, ſondern auf fremde Koſten. Carl mogte alſo wohl nicht die Gelegenheit haben alle Gemeinen in eine Claſſe und unter einen Edelvogt ihres Mittels zu ſetzen. (a) Man ſollte glauben, daß es geſchehen ſey, weil der Kay- ſer ſonſt der in CAPIT. III. §. 7. ann. 811. vorkommen- den Ausflucht Thuͤr und Thor geoͤfnet haben wuͤrde: Sunt enim qui dicunt ſe eſſe homines Pipini & Chludevici & tunc profitentur ſe ire ad ſervitium dominorum ſuo- rum quando alii pagenſes in hoſtem pergere debent. Al- lein es ſtreitet mehrers dagegen, als ich hier anfuͤhren kann. (b) Die Charta diviſionis inter filios Caroli M., beweiſet zur Gnuͤge, daß es angeſeſſene Freye gegeben, welche non obſtante ducatu vel comitatu, ſich in des Kayſers Dienſte empfehlen duͤrfen, und an die Grafen-rolle nicht ver- bunden geweſen. Es kann aber auch ſeyn, daß ſich viele Grafen-leute, weil der Heerbann ſo oft nicht aufgebo- ten wurde, interimiſtice in des Kayſers und andrer Fuͤr- ſten Gefolge begeben und hernach eben durch dieſe ihre Dienſte Gelegenheit gefunden haben, den graͤflichen avocatoriis exceptionem ſervitii regalis entgegen zu ſetzen. (c) Der Klagen uͤber diejenige welche insgemein ſagten: Se bannum Imperatoris ſub comite adimplere nolle, quia non niſi contra miſſos de heribanno reſpondere deberent; T
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vierte Abtheilunge.
lange nur unwehrige Gruͤnde dabey waren,
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und
ſo lange ihnen nicht durch Vorrechte und Begnadi-
gungen ſolche Vortheile
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verſchaffet wurden, wo-
von ſie mit Recht zur Ehre gezogen werden konnten,
kein eigentlicher Wehr wohnen.
⁽g⁾
Ohne Sold
konnten auch unangeſeſſene Freye nicht zur gemeinen
Vertheidigung gezwungen werden; Jm Heerbann
war aber kein Sold. Solche Freye ſtanden ohne-
dem in Schutz oder in Gefolgen; und in beyden
diente man nicht vom Wehrgute, ſondern auf fremde
Koſten. Carl mogte alſo wohl nicht die Gelegenheit
haben alle Gemeinen in eine Claſſe und unter einen
Edelvogt ihres Mittels zu ſetzen.
⁽a⁾ Man ſollte glauben, daß es geſchehen ſey, weil der Kay-
ſer ſonſt der in CAPIT. III. §. 7. ann. 811. vorkommen-
den Ausflucht Thuͤr und Thor geoͤfnet haben wuͤrde:
Sunt enim qui dicunt ſe eſſe homines Pipini & Chludevici
& tunc profitentur ſe ire ad ſervitium dominorum ſuo-
rum quando alii pagenſes in hoſtem pergere debent. Al-
lein es ſtreitet mehrers dagegen, als ich hier anfuͤhren
kann.
⁽b⁾ Die Charta diviſionis inter filios Caroli M., beweiſet zur
Gnuͤge, daß es angeſeſſene Freye gegeben, welche non
obſtante ducatu vel comitatu, ſich in des Kayſers Dienſte
empfehlen duͤrfen, und an die Grafen-rolle nicht ver-
bunden geweſen. Es kann aber auch ſeyn, daß ſich viele
Grafen-leute, weil der Heerbann ſo oft nicht aufgebo-
ten wurde, interimiſtice in des Kayſers und andrer Fuͤr-
ſten Gefolge begeben und hernach eben durch dieſe ihre
Dienſte Gelegenheit gefunden haben, den graͤflichen
avocatoriis exceptionem ſervitii regalis entgegen zu ſetzen.
⁽c⁾ Der Klagen uͤber diejenige welche insgemein ſagten: Se
bannum Imperatoris ſub comite adimplere nolle, quia
non niſi contra miſſos de heribanno reſpondere deberent;
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