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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
waren zu viel, um sie alle vom Adel zu verstehen; und
der Graf klagte oft heftig, daß wenn er sie hundertmal
aufbieten liesse, sie sich nichts daran störten; CAP. III.
ann.
811. §. 6.
(d) Jn den Capitularien kömmt nicht selten vor: aut cum
comite aut cum seniore suo in hostem pergat.
Man
kann annehmen daß diese Seniors Kirchen- und Edel-
vögte, oder auch alte erwählte Dynasten gewesen, welche
vom Kayser in ihrem Amte en chef bestätiget worden.
Sie führten aber Gemeine, und keine Leibeigne an,
weil ihre Leute dem Kayser so gut als andre Gemeine
schworen. CAPIT. IV. ann. 805. §. 9. Mit dem Worte
Senior, Sennor oder Seigneur verbindet man insgemein
den Begrif des Alters. Allein Al und El bedeutet wie
Ar und Or S. §. 75. n. b. jede Höhe, so wohl an Jah-
ren als an Stande; und altus bey den Lateinern ist hoch;
wie El das höchste und niedrigste; daher heissen die
Edlen bey den alten Deutschen Dichtern Elende, und
Elend-thier ist Edel-thier. Senior ist folglich optimas,
und Aldermanne sind optimates; in den Städten aber
primores populi. Aus einem gleichen Mißverständnisse
sind die Grafen zu grauen alten Männern gemacht;
welchenfals sie doch im Niedersächsischen nicht Grefen
sondern grue oder grise genannt werden müßten. Jn-
dessen wurden doch die Unter-officier eines Senioris ju-
niores
genannt. S. CAPIT. I. d. 802. §. 25. Oft wer-
den auch nur Gemeine darunter verstanden. So wird
in den Osnabr. Urkunden bisweilen discipulus gebraucht.
Als z. E. in einer Urkunde von 1118, worin die Dro-
per Markgenossen dem Kloster zu Jburg gewisse Rechte
einräumen: Testes & principes horum Marchionum qui
sua collaudatione haec confirmarunt sunt hi. Ex parte
Episcopi Heico villicus de Osnabrugge cum suo discipulo
Wernhardo; ex parte comitis Eicelin & suus discipulus
Lewizo; ex parte clericorum Rothart & ejus discipulus
Theithart.
Jenes junior ist erst durch Jünger und der
Jünger durch discipulus übersetzt.
(e) Das Weichbild oder der Stadt bann befieng daher in
Oſnabruͤckſche Geſchichte
waren zu viel, um ſie alle vom Adel zu verſtehen; und
der Graf klagte oft heftig, daß wenn er ſie hundertmal
aufbieten lieſſe, ſie ſich nichts daran ſtoͤrten; CAP. III.
ann.
811. §. 6.
(d) Jn den Capitularien koͤmmt nicht ſelten vor: aut cum
comite aut cum ſeniore ſuo in hoſtem pergat.
Man
kann annehmen daß dieſe Seniors Kirchen- und Edel-
voͤgte, oder auch alte erwaͤhlte Dynaſten geweſen, welche
vom Kayſer in ihrem Amte en chef beſtaͤtiget worden.
Sie fuͤhrten aber Gemeine, und keine Leibeigne an,
weil ihre Leute dem Kayſer ſo gut als andre Gemeine
ſchworen. CAPIT. IV. ann. 805. §. 9. Mit dem Worte
Senior, Sennor oder Seigneur verbindet man insgemein
den Begrif des Alters. Allein Al und El bedeutet wie
Ar und Or S. §. 75. n. b. jede Hoͤhe, ſo wohl an Jah-
ren als an Stande; und altus bey den Lateinern iſt hoch;
wie El das hoͤchſte und niedrigſte; daher heiſſen die
Edlen bey den alten Deutſchen Dichtern Elende, und
Elend-thier iſt Edel-thier. Senior iſt folglich optimas,
und Aldermanne ſind optimates; in den Staͤdten aber
primores populi. Aus einem gleichen Mißverſtaͤndniſſe
ſind die Grafen zu grauen alten Maͤnnern gemacht;
welchenfals ſie doch im Niederſaͤchſiſchen nicht Grefen
ſondern grue oder griſe genannt werden muͤßten. Jn-
deſſen wurden doch die Unter-officier eines Senioris ju-
niores
genannt. S. CAPIT. I. d. 802. §. 25. Oft wer-
den auch nur Gemeine darunter verſtanden. So wird
in den Oſnabr. Urkunden bisweilen diſcipulus gebraucht.
Als z. E. in einer Urkunde von 1118, worin die Dro-
per Markgenoſſen dem Kloſter zu Jburg gewiſſe Rechte
einraͤumen: Teſtes & principes horum Marchionum qui
ſua collaudatione hæc confirmarunt ſunt hi. Ex parte
Epiſcopi Heico villicus de Oſnabrugge cum ſuo diſcipulo
Wernhardo; ex parte comitis Eicelin & ſuus diſcipulus
Lewizo; ex parte clericorum Rothart & ejus diſcipulus
Theithart.
Jenes junior iſt erſt durch Juͤnger und der
Juͤnger durch diſcipulus uͤberſetzt.
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[290/0320] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽c⁾ waren zu viel, um ſie alle vom Adel zu verſtehen; und der Graf klagte oft heftig, daß wenn er ſie hundertmal aufbieten lieſſe, ſie ſich nichts daran ſtoͤrten; CAP. III. ann. 811. §. 6. ⁽d⁾ Jn den Capitularien koͤmmt nicht ſelten vor: aut cum comite aut cum ſeniore ſuo in hoſtem pergat. Man kann annehmen daß dieſe Seniors Kirchen- und Edel- voͤgte, oder auch alte erwaͤhlte Dynaſten geweſen, welche vom Kayſer in ihrem Amte en chef beſtaͤtiget worden. Sie fuͤhrten aber Gemeine, und keine Leibeigne an, weil ihre Leute dem Kayſer ſo gut als andre Gemeine ſchworen. CAPIT. IV. ann. 805. §. 9. Mit dem Worte Senior, Sennor oder Seigneur verbindet man insgemein den Begrif des Alters. Allein Al und El bedeutet wie Ar und Or S. §. 75. n. b. jede Hoͤhe, ſo wohl an Jah- ren als an Stande; und altus bey den Lateinern iſt hoch; wie El das hoͤchſte und niedrigſte; daher heiſſen die Edlen bey den alten Deutſchen Dichtern Elende, und Elend-thier iſt Edel-thier. Senior iſt folglich optimas, und Aldermanne ſind optimates; in den Staͤdten aber primores populi. Aus einem gleichen Mißverſtaͤndniſſe ſind die Grafen zu grauen alten Maͤnnern gemacht; welchenfals ſie doch im Niederſaͤchſiſchen nicht Grefen ſondern grue oder griſe genannt werden muͤßten. Jn- deſſen wurden doch die Unter-officier eines Senioris ju- niores genannt. S. CAPIT. I. d. 802. §. 25. Oft wer- den auch nur Gemeine darunter verſtanden. So wird in den Oſnabr. Urkunden bisweilen diſcipulus gebraucht. Als z. E. in einer Urkunde von 1118, worin die Dro- per Markgenoſſen dem Kloſter zu Jburg gewiſſe Rechte einraͤumen: Teſtes & principes horum Marchionum qui ſua collaudatione hæc confirmarunt ſunt hi. Ex parte Epiſcopi Heico villicus de Oſnabrugge cum ſuo diſcipulo Wernhardo; ex parte comitis Eicelin & ſuus diſcipulus Lewizo; ex parte clericorum Rothart & ejus diſcipulus Theithart. Jenes junior iſt erſt durch Juͤnger und der Juͤnger durch diſcipulus uͤberſetzt. ⁽e⁾ Das Weichbild oder der Stadt bann befieng daher in der

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/320>, abgerufen am 22.11.2024.