Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte Bischof und Graf, auf erhaltener besondern Vollmacht,eine Dietine eröfnen, und bey derselben Principal-com- missarius seyn; aber nicht in seinem Sprengel. So mustert ein General oft des andern Regiment, aber nicht sein eignes. Jm Stifte Osnabrück sind jetzt Canz- ley-director und Räthe bey Landtagen missi Episcopales. (e) Es hieß schon in den letzten Regierungs-jahren Carls des Grossen daß die Bischöfe, Grafen und Edelvögte den Gemeinen so lange zusetzten, usque dum pauperes facti nolentes volentes suum proprium traderent aut venderent; alii vero qui traditum habent absque ullius in quietu- dine domi resident. CAPIT. III. ann. 811. §. 3. Was mogte nicht nachher geschehn? Und gesetzt, daß jetzt die Regierung den Vogt nicht controllirte; mithin dieser diejenige, welche sich ihm nicht auf gelinde Bedingungen zu eigen geben wollten, zu Recruten nähme; oder einige Jahre lang täglich auf die Krieges-fuhr schickte; würde sich nicht der Vogt eben so bald Meister von der Vogtey machen als der alte Edelvogt? (f) S. §. 131. n. g. (g) Eigentlich giebt die höchste Obrigkeit Gesetze, und der Schöpfe hat nur seine Weisheit dazu zu geben. Diese ist jedoch, eben wie ein räthliches Gutachten der Stän- dt, von einer solchen Verbindlichkeit, daß die höchste Obrigkeit nicht dagegen handeln mag, ob sie gleich auch nicht allemal schuldig ist solches zu befolgen. Jn Fällen wo beyde nicht übereinstimmen, bleibt alles in statu quo. Das Französische Parlement druckt sich hierüber in sei- ner Vorstellung an den König v. 18 März 1766 anders aus. Es sagt: Le pouvoir legislatif reside dans la per- sonne du Souverain sans dependance & sans partage; mais tel est cependant l'usage econome du Gouvernement fran- cois, qu'avant que la loi ait recu sa derniere forme, & qu' elle puisse etre executee, elle doit etre verifiee au parlement. Hiernechst wird der Wehrt dieser Verification wohl aus- einander gesetzt, und gewiesen daß der König nichts verändern könne, ohne daß nicht das Parlement es vor- her untersucht und gesetz-mässig oder zuträglich befunden Oſnabruͤckſche Geſchichte Biſchof und Graf, auf erhaltener beſondern Vollmacht,eine Dietine eroͤfnen, und bey derſelben Principal-com- miſſarius ſeyn; aber nicht in ſeinem Sprengel. So muſtert ein General oft des andern Regiment, aber nicht ſein eignes. Jm Stifte Oſnabruͤck ſind jetzt Canz- ley-director und Raͤthe bey Landtagen miſſi Epiſcopales. (e) Es hieß ſchon in den letzten Regierungs-jahren Carls des Groſſen daß die Biſchoͤfe, Grafen und Edelvoͤgte den Gemeinen ſo lange zuſetzten, uſque dum pauperes facti nolentes volentes ſuum proprium traderent aut venderent; alii vero qui traditum habent absque ullius in quietu- dine domi reſident. CAPIT. III. ann. 811. §. 3. Was mogte nicht nachher geſchehn? Und geſetzt, daß jetzt die Regierung den Vogt nicht controllirte; mithin dieſer diejenige, welche ſich ihm nicht auf gelinde Bedingungen zu eigen geben wollten, zu Recruten naͤhme; oder einige Jahre lang taͤglich auf die Krieges-fuhr ſchickte; wuͤrde ſich nicht der Vogt eben ſo bald Meiſter von der Vogtey machen als der alte Edelvogt? (f) S. §. 131. n. g. (g) Eigentlich giebt die hoͤchſte Obrigkeit Geſetze, und der Schoͤpfe hat nur ſeine Weisheit dazu zu geben. Dieſe iſt jedoch, eben wie ein raͤthliches Gutachten der Staͤn- dt, von einer ſolchen Verbindlichkeit, daß die hoͤchſte Obrigkeit nicht dagegen handeln mag, ob ſie gleich auch nicht allemal ſchuldig iſt ſolches zu befolgen. Jn Faͤllen wo beyde nicht uͤbereinſtimmen, bleibt alles in ſtatu quo. Das Franzoͤſiſche Parlement druckt ſich hieruͤber in ſei- ner Vorſtellung an den Koͤnig v. 18 Maͤrz 1766 anders aus. Es ſagt: Le pouvoir legislatif reſide dans la per- ſonne du Souverain ſans dependance & ſans partage; mais tel eſt cependant l’uſage econome du Gouvernement fran- çois, qu’avant que la loi ait reçu ſa derniere forme, & qu’ elle puiſſe etre executée, elle doit etre verifiée au parlement. Hiernechſt wird der Wehrt dieſer Verification wohl aus- einander geſetzt, und gewieſen daß der Koͤnig nichts veraͤndern koͤnne, ohne daß nicht das Parlement es vor- her unterſucht und geſetz-maͤſſig oder zutraͤglich befunden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note place="end" n="(d)"><pb facs="#f0334" n="304"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi></fw><lb/> Biſchof und Graf, auf erhaltener beſondern Vollmacht,<lb/> eine Dietine eroͤfnen, und bey derſelben Principal-com-<lb/> miſſarius ſeyn; aber nicht in ſeinem Sprengel. So<lb/> muſtert ein General oft des andern Regiment, aber<lb/> nicht ſein eignes. 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Oſnabruͤckſche Geſchichte
⁽d⁾
Biſchof und Graf, auf erhaltener beſondern Vollmacht,
eine Dietine eroͤfnen, und bey derſelben Principal-com-
miſſarius ſeyn; aber nicht in ſeinem Sprengel. So
muſtert ein General oft des andern Regiment, aber
nicht ſein eignes. Jm Stifte Oſnabruͤck ſind jetzt Canz-
ley-director und Raͤthe bey Landtagen miſſi Epiſcopales.
⁽e⁾ Es hieß ſchon in den letzten Regierungs-jahren Carls
des Groſſen daß die Biſchoͤfe, Grafen und Edelvoͤgte den
Gemeinen ſo lange zuſetzten, uſque dum pauperes facti
nolentes volentes ſuum proprium traderent aut venderent;
alii vero qui traditum habent absque ullius in quietu-
dine domi reſident. CAPIT. III. ann. 811. §. 3. Was
mogte nicht nachher geſchehn? Und geſetzt, daß jetzt die
Regierung den Vogt nicht controllirte; mithin dieſer
diejenige, welche ſich ihm nicht auf gelinde Bedingungen
zu eigen geben wollten, zu Recruten naͤhme; oder einige
Jahre lang taͤglich auf die Krieges-fuhr ſchickte; wuͤrde
ſich nicht der Vogt eben ſo bald Meiſter von der Vogtey
machen als der alte Edelvogt?
⁽f⁾ S. §. 131. n. g.
⁽g⁾ Eigentlich giebt die hoͤchſte Obrigkeit Geſetze, und der
Schoͤpfe hat nur ſeine Weisheit dazu zu geben. Dieſe
iſt jedoch, eben wie ein raͤthliches Gutachten der Staͤn-
dt, von einer ſolchen Verbindlichkeit, daß die hoͤchſte
Obrigkeit nicht dagegen handeln mag, ob ſie gleich auch
nicht allemal ſchuldig iſt ſolches zu befolgen. Jn Faͤllen
wo beyde nicht uͤbereinſtimmen, bleibt alles in ſtatu quo.
Das Franzoͤſiſche Parlement druckt ſich hieruͤber in ſei-
ner Vorſtellung an den Koͤnig v. 18 Maͤrz 1766 anders
aus. Es ſagt: Le pouvoir legislatif reſide dans la per-
ſonne du Souverain ſans dependance & ſans partage; mais
tel eſt cependant l’uſage econome du Gouvernement fran-
çois, qu’avant que la loi ait reçu ſa derniere forme, & qu’
elle puiſſe etre executée, elle doit etre verifiée au parlement.
Hiernechſt wird der Wehrt dieſer Verification wohl aus-
einander geſetzt, und gewieſen daß der Koͤnig nichts
veraͤndern koͤnne, ohne daß nicht das Parlement es vor-
her unterſucht und geſetz-maͤſſig oder zutraͤglich befunden
habe.
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