Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte (c) HOFMAN in Obs. Iur. Germ. l. 3. und andre finden dieses Gesetz hart, weil solchergestalt die Unschuldigen für den Schuldigen bestraft wurden. Allein einmal hatte die Bürgschaft durch das Wehrgeld seine bestimmte Grän- zen, und war in den mehrsten Fällen gesichert. Es ver- pflichtete den Vater zur guten Kinderzucht; und den Herrn zur Wahl eines guten Gesindes; verknüpfte die Verwandschaften; verhinderte die Hegung unsicherer Leute, womit jetzt oft ein Land beladen wird; und der Staat haftete mit Recht in subsidium, wenn er Land- streicher ohne Bürgen duldete. Uebergab er einer Gott- heit; oder einer Obrigkeit die Vollmacht, auf die ge- meine Bürgschaft Geleit zu geben: so war dieses seine Schuld. Kurz die Ungerechtigkeit dieser Verfassung ent- stand nicht eher, als bis gewaltige Herren Länder er- oberten; die ursprünglichen Contrahenten in Untertha- nen verwandelten; und Leute für einander haften lassen wollten, die dazu ihren Willen nicht gegeben hatten. Mit der Monarchie muste also dieses Gesetz nicht lange bestehen können. (d) Heredes successoresque sui cuique liberi; & nullum testa- mentum. Si liberi non sunt proximus gradus in successione fratres; patrui; avunculi. TAC. G. 20. Nullus heredem suum exheredem faciat. LL. Saxon. 54. beym LIN- DENBR. p. 478. Jn Dännemark wird noch jetzt des Königs Erlaubnis zu einem gültigen Testament erfor- dert. Beyläuffig muß ich hier erinnern, daß ich die vorangezogene LL Sax. für eine spätere und unsichere Rapsodie halte. Das öftere: morte moriatur; ist im Mosaischen Styl; der zwar oft von Königen aber nie von Völkern affectiret worden; und die aestimationes vul- nerum sind ausschweifend. z. E. ambo testiculi 1440. Schilling: d. i. nach damaliger Wehrung in l. fin. ib. 86400 Scheffel Haber. (e) Der lex crudelissima Saxonum, welchen K. Ludewig der Fromme aufhob, ist bekannt; man streitet aber über dessen Jnhalt. Jch vermuthe daß die Aufhebung in bessern Latein, sonst aber in terminis Childeberti II. reg. Oſnabruͤckſche Geſchichte (c) HOFMAN in Obſ. Iur. Germ. l. 3. und andre finden dieſes Geſetz hart, weil ſolchergeſtalt die Unſchuldigen fuͤr den Schuldigen beſtraft wurden. Allein einmal hatte die Buͤrgſchaft durch das Wehrgeld ſeine beſtimmte Graͤn- zen, und war in den mehrſten Faͤllen geſichert. Es ver- pflichtete den Vater zur guten Kinderzucht; und den Herrn zur Wahl eines guten Geſindes; verknuͤpfte die Verwandſchaften; verhinderte die Hegung unſicherer Leute, womit jetzt oft ein Land beladen wird; und der Staat haftete mit Recht in ſubſidium, wenn er Land- ſtreicher ohne Buͤrgen duldete. Uebergab er einer Gott- heit; oder einer Obrigkeit die Vollmacht, auf die ge- meine Buͤrgſchaft Geleit zu geben: ſo war dieſes ſeine Schuld. Kurz die Ungerechtigkeit dieſer Verfaſſung ent- ſtand nicht eher, als bis gewaltige Herren Laͤnder er- oberten; die urſpruͤnglichen Contrahenten in Untertha- nen verwandelten; und Leute fuͤr einander haften laſſen wollten, die dazu ihren Willen nicht gegeben hatten. Mit der Monarchie muſte alſo dieſes Geſetz nicht lange beſtehen koͤnnen. (d) Heredes ſucceſſoresque ſui cuique liberi; & nullum teſta- mentum. Si liberi non ſunt proximus gradus in ſucceſſione fratres; patrui; avunculi. TAC. G. 20. Nullus heredem ſuum exheredem faciat. LL. Saxon. 54. beym LIN- DENBR. p. 478. Jn Daͤnnemark wird noch jetzt des Koͤnigs Erlaubnis zu einem guͤltigen Teſtament erfor- dert. Beylaͤuffig muß ich hier erinnern, daß ich die vorangezogene LL Sax. fuͤr eine ſpaͤtere und unſichere Rapſodie halte. Das oͤftere: morte moriatur; iſt im Moſaiſchen Styl; der zwar oft von Koͤnigen aber nie von Voͤlkern affectiret worden; und die æſtimationes vul- nerum ſind ausſchweifend. z. E. ambo teſticuli 1440. Schilling: d. i. nach damaliger Wehrung in l. fin. ib. 86400 Scheffel Haber. (e) Der lex crudeliſſima Saxonum, welchen K. Ludewig der Fromme aufhob, iſt bekannt; man ſtreitet aber uͤber deſſen Jnhalt. Jch vermuthe daß die Aufhebung in beſſern Latein, ſonſt aber in terminis Childeberti II. reg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0070" n="40"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi> </fw><lb/> <note place="end" n="(c)"><hi rendition="#aq">HOFMAN in Obſ. Iur. Germ. l.</hi> 3. und andre finden dieſes<lb/> Geſetz hart, weil ſolchergeſtalt die Unſchuldigen fuͤr den<lb/> Schuldigen beſtraft wurden. Allein einmal hatte die<lb/> Buͤrgſchaft durch das Wehrgeld ſeine beſtimmte Graͤn-<lb/> zen, und war in den mehrſten Faͤllen geſichert. 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Oſnabruͤckſche Geſchichte
⁽c⁾ HOFMAN in Obſ. Iur. Germ. l. 3. und andre finden dieſes
Geſetz hart, weil ſolchergeſtalt die Unſchuldigen fuͤr den
Schuldigen beſtraft wurden. Allein einmal hatte die
Buͤrgſchaft durch das Wehrgeld ſeine beſtimmte Graͤn-
zen, und war in den mehrſten Faͤllen geſichert. Es ver-
pflichtete den Vater zur guten Kinderzucht; und den
Herrn zur Wahl eines guten Geſindes; verknuͤpfte die
Verwandſchaften; verhinderte die Hegung unſicherer
Leute, womit jetzt oft ein Land beladen wird; und der
Staat haftete mit Recht in ſubſidium, wenn er Land-
ſtreicher ohne Buͤrgen duldete. Uebergab er einer Gott-
heit; oder einer Obrigkeit die Vollmacht, auf die ge-
meine Buͤrgſchaft Geleit zu geben: ſo war dieſes ſeine
Schuld. Kurz die Ungerechtigkeit dieſer Verfaſſung ent-
ſtand nicht eher, als bis gewaltige Herren Laͤnder er-
oberten; die urſpruͤnglichen Contrahenten in Untertha-
nen verwandelten; und Leute fuͤr einander haften laſſen
wollten, die dazu ihren Willen nicht gegeben hatten.
Mit der Monarchie muſte alſo dieſes Geſetz nicht lange
beſtehen koͤnnen.
⁽d⁾ Heredes ſucceſſoresque ſui cuique liberi; & nullum teſta-
mentum. Si liberi non ſunt proximus gradus in ſucceſſione
fratres; patrui; avunculi. TAC. G. 20. Nullus heredem
ſuum exheredem faciat. LL. Saxon. 54. beym LIN-
DENBR. p. 478. Jn Daͤnnemark wird noch jetzt des
Koͤnigs Erlaubnis zu einem guͤltigen Teſtament erfor-
dert. Beylaͤuffig muß ich hier erinnern, daß ich die
vorangezogene LL Sax. fuͤr eine ſpaͤtere und unſichere
Rapſodie halte. Das oͤftere: morte moriatur; iſt im
Moſaiſchen Styl; der zwar oft von Koͤnigen aber nie
von Voͤlkern affectiret worden; und die æſtimationes vul-
nerum ſind ausſchweifend. z. E. ambo teſticuli 1440.
Schilling: d. i. nach damaliger Wehrung in l. fin. ib.
86400 Scheffel Haber.
⁽e⁾ Der lex crudeliſſima Saxonum, welchen K. Ludewig der
Fromme aufhob, iſt bekannt; man ſtreitet aber uͤber
deſſen Jnhalt. Jch vermuthe daß die Aufhebung in
beſſern Latein, ſonſt aber in terminis Childeberti II. reg.
Franc.
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