sich mit uns aus einerley Tone beklagt, und die Zeiten sich also in 160 Jahren nicht verschlimmert haben. Der Bischof Philipp Sigismund erkläret sich aber folgendergestalt:
Ueberdies zum Vierten wären J. F. G. nun eine zeither fast aus allen Aemtern vielfältige Klage und Ueppigkeit, Muthwille und Frevel des gemeinen Dienstvolks, Knech- ten und Mägden und Jungen, auch gemeinen Arbeitsleu- ten und Tagelöhnern vorgekommen; indem weil GOtt all- mählig etliche Jahr her wohlfeile Zeit am Getreide und andern verliehen, daß fast alles Gesinde daher widerspenstig würde, sich hin und wieder auf dem Lande in den Dör- fern, Flecken und Städten, in Backhäusern, Spiekern, Kötten, Gaden und sonst niederliesse und selbst erhielte, und niemand zu dienen begehrte, und darüber die erbge- sessen Bauren, Bürger und andre so ihrer Arbeit gebrau- chen müßten und nöthig hätten, zum äussersten aussögen, sonsten auch das ledige Volk seines Gefallens wiederum da- von streiche, anderer Orten sich verhielte, auch wohl bey andern in Dienst sich wieder einstellete und aufgenommen würde, auch wohl ganz an andere Orte nacher Friesland und sonst ausserhalb Stifts davon streiche, da es etwa auf eine geringe Zeit ein mehrers verdienen könnte, hernacher seines Gefallens wieder herein käme, und das ganze Jahr hernach im Stifte unterhalten werden müßte; wie denn ebenmäßig bey den Arbeitsleuten und Tagelöhnern die Be- zahlung übermäßig wäre, und zweifelten J. F. G. nicht, die Anwesende von den Ständen sämtlich würden davon gute Zeugniß geben können; stünde derowegen zu reiflichen Bedenken, ob man sich nicht mit einer beständigen Poli- cey-Ordnung, wie es damit auf alle Fälle gehalten werden solle, dem gemeinen Nutzen zum Besten sich hierüber zu vergleichen etc.
Da-
G 3
jaͤhrlich nach Holland gehen; wird bejahet.
ſich mit uns aus einerley Tone beklagt, und die Zeiten ſich alſo in 160 Jahren nicht verſchlimmert haben. Der Biſchof Philipp Sigismund erklaͤret ſich aber folgendergeſtalt:
Ueberdies zum Vierten waͤren J. F. G. nun eine zeither faſt aus allen Aemtern vielfaͤltige Klage und Ueppigkeit, Muthwille und Frevel des gemeinen Dienſtvolks, Knech- ten und Maͤgden und Jungen, auch gemeinen Arbeitsleu- ten und Tageloͤhnern vorgekommen; indem weil GOtt all- maͤhlig etliche Jahr her wohlfeile Zeit am Getreide und andern verliehen, daß faſt alles Geſinde daher widerſpenſtig wuͤrde, ſich hin und wieder auf dem Lande in den Doͤr- fern, Flecken und Staͤdten, in Backhaͤuſern, Spiekern, Koͤtten, Gaden und ſonſt niederlieſſe und ſelbſt erhielte, und niemand zu dienen begehrte, und daruͤber die erbge- ſeſſen Bauren, Buͤrger und andre ſo ihrer Arbeit gebrau- chen muͤßten und noͤthig haͤtten, zum aͤuſſerſten ausſoͤgen, ſonſten auch das ledige Volk ſeines Gefallens wiederum da- von ſtreiche, anderer Orten ſich verhielte, auch wohl bey andern in Dienſt ſich wieder einſtellete und aufgenommen wuͤrde, auch wohl ganz an andere Orte nacher Friesland und ſonſt auſſerhalb Stifts davon ſtreiche, da es etwa auf eine geringe Zeit ein mehrers verdienen koͤnnte, hernacher ſeines Gefallens wieder herein kaͤme, und das ganze Jahr hernach im Stifte unterhalten werden muͤßte; wie denn ebenmaͤßig bey den Arbeitsleuten und Tageloͤhnern die Be- zahlung uͤbermaͤßig waͤre, und zweifelten J. F. G. nicht, die Anweſende von den Staͤnden ſaͤmtlich wuͤrden davon gute Zeugniß geben koͤnnen; ſtuͤnde derowegen zu reiflichen Bedenken, ob man ſich nicht mit einer beſtaͤndigen Poli- cey-Ordnung, wie es damit auf alle Faͤlle gehalten werden ſolle, dem gemeinen Nutzen zum Beſten ſich hieruͤber zu vergleichen ꝛc.
Da-
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jaͤhrlich nach Holland gehen; wird bejahet.
ſich mit uns aus einerley Tone beklagt, und die Zeiten ſich
alſo in 160 Jahren nicht verſchlimmert haben. Der Biſchof
Philipp Sigismund erklaͤret ſich aber folgendergeſtalt:
Ueberdies zum Vierten waͤren J. F. G. nun eine zeither
faſt aus allen Aemtern vielfaͤltige Klage und Ueppigkeit,
Muthwille und Frevel des gemeinen Dienſtvolks, Knech-
ten und Maͤgden und Jungen, auch gemeinen Arbeitsleu-
ten und Tageloͤhnern vorgekommen; indem weil GOtt all-
maͤhlig etliche Jahr her wohlfeile Zeit am Getreide und
andern verliehen, daß faſt alles Geſinde daher widerſpenſtig
wuͤrde, ſich hin und wieder auf dem Lande in den Doͤr-
fern, Flecken und Staͤdten, in Backhaͤuſern, Spiekern,
Koͤtten, Gaden und ſonſt niederlieſſe und ſelbſt erhielte,
und niemand zu dienen begehrte, und daruͤber die erbge-
ſeſſen Bauren, Buͤrger und andre ſo ihrer Arbeit gebrau-
chen muͤßten und noͤthig haͤtten, zum aͤuſſerſten ausſoͤgen,
ſonſten auch das ledige Volk ſeines Gefallens wiederum da-
von ſtreiche, anderer Orten ſich verhielte, auch wohl bey
andern in Dienſt ſich wieder einſtellete und aufgenommen
wuͤrde, auch wohl ganz an andere Orte nacher Friesland
und ſonſt auſſerhalb Stifts davon ſtreiche, da es etwa auf
eine geringe Zeit ein mehrers verdienen koͤnnte, hernacher
ſeines Gefallens wieder herein kaͤme, und das ganze Jahr
hernach im Stifte unterhalten werden muͤßte; wie denn
ebenmaͤßig bey den Arbeitsleuten und Tageloͤhnern die Be-
zahlung uͤbermaͤßig waͤre, und zweifelten J. F. G. nicht,
die Anweſende von den Staͤnden ſaͤmtlich wuͤrden davon
gute Zeugniß geben koͤnnen; ſtuͤnde derowegen zu reiflichen
Bedenken, ob man ſich nicht mit einer beſtaͤndigen Poli-
cey-Ordnung, wie es damit auf alle Faͤlle gehalten werden
ſolle, dem gemeinen Nutzen zum Beſten ſich hieruͤber zu
vergleichen ꝛc.
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/119>, abgerufen am 30.07.2024.
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