Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.wegen einer Kleiderordnung. und die Bürger eines Staats in willkührliche Klassen abzu-theilen; und endlich nichts davon, wie gefährlich ein solcher Eingang für die allgemeine Freyheit seyn würde, wenn ein Landesherr die gemeine Ehre wie die Hofehre bestimmen, und allen, die sich wegerten, täglich Brod und Lehnungen von ihm anzunehmen, in die niedrigsten Klassen zu verweisen. Was heute dem geringen Eigenthümer wiederfährt, das wird dem großen auf die Zukunft, unmerklich zubereitet; und schon in Frankreich gilt keiner mehr oder er muß gedienet haben; die Heerstraße zum Despotismus. In Holland und England weis man von keinen Kleiderordnungen; und um dergleichen Dinge vernünftig zu bestimmen, werden große Exempel, edle Selbst- verleugnungen und tapfere Lehrer und Prediger erfordert; der Zwang schimpft, und macht aus muthigen, fleißigen und lebhaften Bürgern, eine träge, verzagte und kriechende Heerde. XXV. Der selige Vogt. Es ist längst angemerkt worden, daß es nicht undienlich stens K 5
wegen einer Kleiderordnung. und die Buͤrger eines Staats in willkuͤhrliche Klaſſen abzu-theilen; und endlich nichts davon, wie gefaͤhrlich ein ſolcher Eingang fuͤr die allgemeine Freyheit ſeyn wuͤrde, wenn ein Landesherr die gemeine Ehre wie die Hofehre beſtimmen, und allen, die ſich wegerten, taͤglich Brod und Lehnungen von ihm anzunehmen, in die niedrigſten Klaſſen zu verweiſen. Was heute dem geringen Eigenthuͤmer wiederfaͤhrt, das wird dem großen auf die Zukunft, unmerklich zubereitet; und ſchon in Frankreich gilt keiner mehr oder er muß gedienet haben; die Heerſtraße zum Deſpotiſmus. In Holland und England weis man von keinen Kleiderordnungen; und um dergleichen Dinge vernuͤnftig zu beſtimmen, werden große Exempel, edle Selbſt- verleugnungen und tapfere Lehrer und Prediger erfordert; der Zwang ſchimpft, und macht aus muthigen, fleißigen und lebhaften Buͤrgern, eine traͤge, verzagte und kriechende Heerde. XXV. Der ſelige Vogt. Es iſt laͤngſt angemerkt worden, daß es nicht undienlich ſtens K 5
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wegen einer Kleiderordnung.
und die Buͤrger eines Staats in willkuͤhrliche Klaſſen abzu-
theilen; und endlich nichts davon, wie gefaͤhrlich ein ſolcher
Eingang fuͤr die allgemeine Freyheit ſeyn wuͤrde, wenn ein
Landesherr die gemeine Ehre wie die Hofehre beſtimmen, und
allen, die ſich wegerten, taͤglich Brod und Lehnungen von ihm
anzunehmen, in die niedrigſten Klaſſen zu verweiſen. Was
heute dem geringen Eigenthuͤmer wiederfaͤhrt, das wird dem
großen auf die Zukunft, unmerklich zubereitet; und ſchon in
Frankreich gilt keiner mehr oder er muß gedienet haben; die
Heerſtraße zum Deſpotiſmus. In Holland und England weis
man von keinen Kleiderordnungen; und um dergleichen Dinge
vernuͤnftig zu beſtimmen, werden große Exempel, edle Selbſt-
verleugnungen und tapfere Lehrer und Prediger erfordert;
der Zwang ſchimpft, und macht aus muthigen, fleißigen und
lebhaften Buͤrgern, eine traͤge, verzagte und kriechende
Heerde.
XXV.
Der ſelige Vogt.
Es iſt laͤngſt angemerkt worden, daß es nicht undienlich
ſeyn wuͤrde, jedem Landesbedienten nach ſeinen Tode ein
Denkmal aufzurichten. Ein Denkmal, wodurch die Treue
oder Untreue ſeiner Amtsverrichtung oͤffentlich bekannt ge-
macht; der Redliche von dem Unredlichen unterſchieden; und
jeder der ihm im Dienſte folgte, ermuntert oder gewarnet
werden moͤchte. Vermuthlich hat die Beſorgniß, daß dieſes
Denkmal bald nur ein Werk der Schmeicheley werden moͤchte,
eine ſolche oͤffentliche Anſtalt verhindert. Indeſſen koͤnnte es
unter gehoͤriger Aufſicht ſeinen großen Nutzen haben. Wenig-
ſtens
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