Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

der sogenandten Hyen, Echten oder Hoden.
keit von den grossen Herrn, welche sich bey dem Satze:
Quicquid est in territorio est etiam de territorio besser
standen, vernachläßiget ist, dermalen noch billig beyzubehal-
ten seyn?

In den mehrsten Ländern weiß man schon nichts mehr
davon, wohl aber von einem Schutzthaler. Dieser aber ist
in der That der Exuvienthaler, womit die Schutzgenossen
ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe lösen. Denn ein solcher
Thaler, wie überhaupt alles Schutzgeld, wird in keinem
Lande zur Steuercasse kommen, sondern allezeit als ein Cam-
mergefäll berechnet werden. Die Cammer aber, die von
keinem Unterthanen Steuren zu erheben hat, könnte nie an
dieses Schutzgeld gekommen seyn, wenn die Schutzgenossen
nicht entweder als Cammerlinge oder Cammerhörige Leute,
die in der Amts- oder Cammerhode, oder aber als Heiligen
Schutzleute in der Kirchenvogteylichen Hode ehedem gestan-
den hätten, solches entrichteten.

Hier im Stifte hat man auch schon einmal angefangen,
mildere und der Territorialhoheit angemessenere Grundsätze
einzuführen. Denn so setzt die Canzley in einem Rescripte
vom 13. März 1680.

"Es sind die Un terthanen für genugsam immatriculirt zu
"achten, welche Schatz und Steuer geben, auf Schatzre-
"gistern stehen, und billig Landesfürstl. Schirm und
"Schutz geniessen.

Allein der Schluß war unrichtig, weil Schatz und Steuer
in die Landescassen fliessen, und ein zeitiger Landesherr nicht
schuldig ist, die auf die Versäumniß des Schutzrechts gesetzte
Strafe um deswillen nachzugeben, weil die Unterthanen
gemeine Steuer entrichten. Hätte man so geschlossen:

Die-

der ſogenandten Hyen, Echten oder Hoden.
keit von den groſſen Herrn, welche ſich bey dem Satze:
Quicquid eſt in territorio eſt etiam de territorio beſſer
ſtanden, vernachlaͤßiget iſt, dermalen noch billig beyzubehal-
ten ſeyn?

In den mehrſten Laͤndern weiß man ſchon nichts mehr
davon, wohl aber von einem Schutzthaler. Dieſer aber iſt
in der That der Exuvienthaler, womit die Schutzgenoſſen
ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe loͤſen. Denn ein ſolcher
Thaler, wie uͤberhaupt alles Schutzgeld, wird in keinem
Lande zur Steuercaſſe kommen, ſondern allezeit als ein Cam-
mergefaͤll berechnet werden. Die Cammer aber, die von
keinem Unterthanen Steuren zu erheben hat, koͤnnte nie an
dieſes Schutzgeld gekommen ſeyn, wenn die Schutzgenoſſen
nicht entweder als Cammerlinge oder Cammerhoͤrige Leute,
die in der Amts- oder Cammerhode, oder aber als Heiligen
Schutzleute in der Kirchenvogteylichen Hode ehedem geſtan-
den haͤtten, ſolches entrichteten.

Hier im Stifte hat man auch ſchon einmal angefangen,
mildere und der Territorialhoheit angemeſſenere Grundſaͤtze
einzufuͤhren. Denn ſo ſetzt die Canzley in einem Reſcripte
vom 13. Maͤrz 1680.

„Es ſind die Un terthanen fuͤr genugſam immatriculirt zu
„achten, welche Schatz und Steuer geben, auf Schatzre-
„giſtern ſtehen, und billig Landesfuͤrſtl. Schirm und
„Schutz genieſſen.

Allein der Schluß war unrichtig, weil Schatz und Steuer
in die Landescaſſen flieſſen, und ein zeitiger Landesherr nicht
ſchuldig iſt, die auf die Verſaͤumniß des Schutzrechts geſetzte
Strafe um deswillen nachzugeben, weil die Unterthanen
gemeine Steuer entrichten. Haͤtte man ſo geſchloſſen:

Die-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0221" n="203"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der &#x017F;ogenandten Hyen, Echten oder Hoden.</hi></fw><lb/>
keit von den gro&#x017F;&#x017F;en Herrn, welche &#x017F;ich bey dem Satze:<lb/><hi rendition="#aq">Quicquid e&#x017F;t in territorio e&#x017F;t etiam de territorio</hi> be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;tanden, vernachla&#x0364;ßiget i&#x017F;t, dermalen noch billig beyzubehal-<lb/>
ten &#x017F;eyn?</p><lb/>
        <p>In den mehr&#x017F;ten La&#x0364;ndern weiß man &#x017F;chon nichts mehr<lb/>
davon, wohl aber von einem Schutzthaler. Die&#x017F;er aber i&#x017F;t<lb/>
in der That der Exuvienthaler, womit die Schutzgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe lo&#x0364;&#x017F;en. Denn ein &#x017F;olcher<lb/>
Thaler, wie u&#x0364;berhaupt alles Schutzgeld, wird in keinem<lb/>
Lande zur Steuerca&#x017F;&#x017F;e kommen, &#x017F;ondern allezeit als ein Cam-<lb/>
mergefa&#x0364;ll berechnet werden. Die Cammer aber, die von<lb/>
keinem Unterthanen Steuren zu erheben hat, ko&#x0364;nnte nie an<lb/>
die&#x017F;es Schutzgeld gekommen &#x017F;eyn, wenn die Schutzgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht entweder als Cammerlinge oder Cammerho&#x0364;rige Leute,<lb/>
die in der Amts- oder Cammerhode, oder aber als Heiligen<lb/>
Schutzleute in der Kirchenvogteylichen Hode ehedem ge&#x017F;tan-<lb/>
den ha&#x0364;tten, &#x017F;olches entrichteten.</p><lb/>
        <p>Hier im Stifte hat man auch &#x017F;chon einmal angefangen,<lb/>
mildere und der Territorialhoheit angeme&#x017F;&#x017F;enere Grund&#x017F;a&#x0364;tze<lb/>
einzufu&#x0364;hren. Denn &#x017F;o &#x017F;etzt die Canzley in einem Re&#x017F;cripte<lb/>
vom 13. Ma&#x0364;rz 1680.</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x201E;Es &#x017F;ind die Un terthanen fu&#x0364;r genug&#x017F;am immatriculirt zu<lb/>
&#x201E;achten, welche Schatz und Steuer geben, auf Schatzre-<lb/>
&#x201E;gi&#x017F;tern &#x017F;tehen, und billig Landesfu&#x0364;r&#x017F;tl. Schirm und<lb/>
&#x201E;Schutz genie&#x017F;&#x017F;en.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Allein der Schluß war unrichtig, weil Schatz und Steuer<lb/>
in die Landesca&#x017F;&#x017F;en flie&#x017F;&#x017F;en, und ein zeitiger Landesherr nicht<lb/>
&#x017F;chuldig i&#x017F;t, die auf die Ver&#x017F;a&#x0364;umniß des Schutzrechts ge&#x017F;etzte<lb/>
Strafe um deswillen nachzugeben, weil die Unterthanen<lb/><hi rendition="#fr">gemeine</hi> Steuer entrichten. Ha&#x0364;tte man &#x017F;o ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0221] der ſogenandten Hyen, Echten oder Hoden. keit von den groſſen Herrn, welche ſich bey dem Satze: Quicquid eſt in territorio eſt etiam de territorio beſſer ſtanden, vernachlaͤßiget iſt, dermalen noch billig beyzubehal- ten ſeyn? In den mehrſten Laͤndern weiß man ſchon nichts mehr davon, wohl aber von einem Schutzthaler. Dieſer aber iſt in der That der Exuvienthaler, womit die Schutzgenoſſen ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe loͤſen. Denn ein ſolcher Thaler, wie uͤberhaupt alles Schutzgeld, wird in keinem Lande zur Steuercaſſe kommen, ſondern allezeit als ein Cam- mergefaͤll berechnet werden. Die Cammer aber, die von keinem Unterthanen Steuren zu erheben hat, koͤnnte nie an dieſes Schutzgeld gekommen ſeyn, wenn die Schutzgenoſſen nicht entweder als Cammerlinge oder Cammerhoͤrige Leute, die in der Amts- oder Cammerhode, oder aber als Heiligen Schutzleute in der Kirchenvogteylichen Hode ehedem geſtan- den haͤtten, ſolches entrichteten. Hier im Stifte hat man auch ſchon einmal angefangen, mildere und der Territorialhoheit angemeſſenere Grundſaͤtze einzufuͤhren. Denn ſo ſetzt die Canzley in einem Reſcripte vom 13. Maͤrz 1680. „Es ſind die Un terthanen fuͤr genugſam immatriculirt zu „achten, welche Schatz und Steuer geben, auf Schatzre- „giſtern ſtehen, und billig Landesfuͤrſtl. Schirm und „Schutz genieſſen. Allein der Schluß war unrichtig, weil Schatz und Steuer in die Landescaſſen flieſſen, und ein zeitiger Landesherr nicht ſchuldig iſt, die auf die Verſaͤumniß des Schutzrechts geſetzte Strafe um deswillen nachzugeben, weil die Unterthanen gemeine Steuer entrichten. Haͤtte man ſo geſchloſſen: Die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/221
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/221>, abgerufen am 24.11.2024.