schen Behörden zu entgehen; damals schlug der Bischof sich ins Mittel, vermochte die Leute zu bleiben, und übernahm selbst die Jltesam oder die Pacht der Abgaben. Da außer den Armeniern eine große Anzahl Moslem im Orte woh- nen, so hatte man, um die Form zu retten, einen Woywo- den über sie gesetzt, welcher aber ganz von dem Bischofe abhängt, der uns einen neuen Beweis gab, daß unterm Krummstabe gut wohnen ist.
Der Bischof erzählte mir ferner, daß ich von den Aw- scharen wenig zu befürchten hätte; die Awscharen seien eben so wenig ein Volk aus lauter Räubern, wie irgend ein an- deres; freilich gebe es viel loses Gesindel unter ihnen, aber diese seien die Feinde ihres eigenen Stammes so gut wie der Fremden, und von ihm verfolgt; übrigens seien die Awscharen gegenwärtig schon herabgezogen nach der Schu- kur-Ovassi (der tiefen Ebene, d. h. Adana).
Den folgenden Mittag erreichte ich Ekrek; die Gegend ist felsig, die Schichtung des Gesteins vollkommen waage- recht, durch den Regen ist zuweilen das Erdreich zwischen zwei solchen Schichten ausgewaschen und es haben sich weite unterirdische Räume gebildet, welche Wohnungen für Menschen und Heerden bilden.
Jn Ekrek erfuhr ich, daß Suleiman-Pascha, der Gouverneur von Marasch, sich zu Gögsyn befinde, dem nächsten Dorfe auf der von mir eingeschlagenen Richtung auf Albistan; Gögsyn war aber volle zwei und zwanzig Stunden auf schwierigen Gebirgswegen entfernt, mit den- selben Pferden war diese Tour in einem Tage nicht zu ma- chen, und unterwegs gab es kein Dorf, kein Haus, kein festes Obdach. Da war es denn ein großes Glück für mich, daß noch einige der gefürchteten Awscharen dageblie- ben, und wie ich die vorige Nacht unter dem Dach eines armenischen Bischofs geschlafen, so lagerte ich die nächste unter dem Zelt eines turkmanischen Fürsten.
Ein Aga Suleiman-Pascha's, den ich zu Ekrek gefunden, eilte voraus, um Osman-Bey meinen Besuch
ſchen Behoͤrden zu entgehen; damals ſchlug der Biſchof ſich ins Mittel, vermochte die Leute zu bleiben, und uͤbernahm ſelbſt die Jlteſam oder die Pacht der Abgaben. Da außer den Armeniern eine große Anzahl Moslem im Orte woh- nen, ſo hatte man, um die Form zu retten, einen Woywo- den uͤber ſie geſetzt, welcher aber ganz von dem Biſchofe abhaͤngt, der uns einen neuen Beweis gab, daß unterm Krummſtabe gut wohnen iſt.
Der Biſchof erzaͤhlte mir ferner, daß ich von den Aw- ſcharen wenig zu befuͤrchten haͤtte; die Awſcharen ſeien eben ſo wenig ein Volk aus lauter Raͤubern, wie irgend ein an- deres; freilich gebe es viel loſes Geſindel unter ihnen, aber dieſe ſeien die Feinde ihres eigenen Stammes ſo gut wie der Fremden, und von ihm verfolgt; uͤbrigens ſeien die Awſcharen gegenwaͤrtig ſchon herabgezogen nach der Schu- kur-Ovaſſi (der tiefen Ebene, d. h. Adana).
Den folgenden Mittag erreichte ich Ekrek; die Gegend iſt felſig, die Schichtung des Geſteins vollkommen waage- recht, durch den Regen iſt zuweilen das Erdreich zwiſchen zwei ſolchen Schichten ausgewaſchen und es haben ſich weite unterirdiſche Raͤume gebildet, welche Wohnungen fuͤr Menſchen und Heerden bilden.
Jn Ekrek erfuhr ich, daß Suleiman-Paſcha, der Gouverneur von Maraſch, ſich zu Goͤgſyn befinde, dem naͤchſten Dorfe auf der von mir eingeſchlagenen Richtung auf Albiſtan; Goͤgſyn war aber volle zwei und zwanzig Stunden auf ſchwierigen Gebirgswegen entfernt, mit den- ſelben Pferden war dieſe Tour in einem Tage nicht zu ma- chen, und unterwegs gab es kein Dorf, kein Haus, kein feſtes Obdach. Da war es denn ein großes Gluͤck fuͤr mich, daß noch einige der gefuͤrchteten Awſcharen dageblie- ben, und wie ich die vorige Nacht unter dem Dach eines armeniſchen Biſchofs geſchlafen, ſo lagerte ich die naͤchſte unter dem Zelt eines turkmaniſchen Fuͤrſten.
Ein Aga Suleiman-Paſcha's, den ich zu Ekrek gefunden, eilte voraus, um Osman-Bey meinen Beſuch
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ſchen Behoͤrden zu entgehen; damals ſchlug der Biſchof ſich
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ſelbſt die Jlteſam oder die Pacht der Abgaben. Da außer
den Armeniern eine große Anzahl Moslem im Orte woh-
nen, ſo hatte man, um die Form zu retten, einen Woywo-
den uͤber ſie geſetzt, welcher aber ganz von dem Biſchofe
abhaͤngt, der uns einen neuen Beweis gab, daß unterm
Krummſtabe gut wohnen iſt.
Der Biſchof erzaͤhlte mir ferner, daß ich von den Aw-
ſcharen wenig zu befuͤrchten haͤtte; die Awſcharen ſeien eben
ſo wenig ein Volk aus lauter Raͤubern, wie irgend ein an-
deres; freilich gebe es viel loſes Geſindel unter ihnen, aber
dieſe ſeien die Feinde ihres eigenen Stammes ſo gut wie
der Fremden, und von ihm verfolgt; uͤbrigens ſeien die
Awſcharen gegenwaͤrtig ſchon herabgezogen nach der Schu-
kur-Ovaſſi (der tiefen Ebene, d. h. Adana).
Den folgenden Mittag erreichte ich Ekrek; die Gegend
iſt felſig, die Schichtung des Geſteins vollkommen waage-
recht, durch den Regen iſt zuweilen das Erdreich zwiſchen
zwei ſolchen Schichten ausgewaſchen und es haben ſich
weite unterirdiſche Raͤume gebildet, welche Wohnungen fuͤr
Menſchen und Heerden bilden.
Jn Ekrek erfuhr ich, daß Suleiman-Paſcha, der
Gouverneur von Maraſch, ſich zu Goͤgſyn befinde, dem
naͤchſten Dorfe auf der von mir eingeſchlagenen Richtung
auf Albiſtan; Goͤgſyn war aber volle zwei und zwanzig
Stunden auf ſchwierigen Gebirgswegen entfernt, mit den-
ſelben Pferden war dieſe Tour in einem Tage nicht zu ma-
chen, und unterwegs gab es kein Dorf, kein Haus, kein
feſtes Obdach. Da war es denn ein großes Gluͤck fuͤr
mich, daß noch einige der gefuͤrchteten Awſcharen dageblie-
ben, und wie ich die vorige Nacht unter dem Dach eines
armeniſchen Biſchofs geſchlafen, ſo lagerte ich die naͤchſte
unter dem Zelt eines turkmaniſchen Fuͤrſten.
Ein Aga Suleiman-Paſcha's, den ich zu Ekrek
gefunden, eilte voraus, um Osman-Bey meinen Beſuch
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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/336>, abgerufen am 24.11.2024.
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