Monti, Anton de: Zwey Brieffe welche der Frantzösische Minister Marqvis de Monti vor seiner Arretirung an den Rußl. Kayserl. Hn. Gen. Feld-Marschall Graffen von Münnich abgelassen. [s. l.], [1734].das Völcker-Recht. Die Römische Historie giebt uns darvon Wie nun das Völcker-Recht nichts anders ist, als ein Theil haben (b) Liv. v. 36. Ibi jam urgentibus Romanam urbem fatis, legati contra Jus Gentium arma capiunt. (c) Liv. ib. Vicere Seniores, ut Legati prius mitterentur, questum
injurias, postulatumque ut pro Fure Gentium violato Fabii dederentur, Legati Gal- lorum quum ea, sicut erant mandata exposuissent. Sennatui nec factum placebat Fa- biorum, & jus postulere barbari videbantur. Sed ne id, quod placebat, decerneret in tantae nobilitatis Viris, ambitio obstabat. das Voͤlcker-Recht. Die Roͤmiſche Hiſtorie giebt uns darvon Wie nun das Voͤlcker-Recht nichts anders iſt, als ein Theil haben (b) Liv. v. 36. Ibi jam urgentibus Romanam urbem fatis, legati contra Jus Gentium arma capiunt. (c) Liv. ib. Vicere Seniores, ut Legati prius mitterentur, queſtum
injurias, poſtulatumque ut pro Fure Gentium violato Fabii dederentur, Legati Gal- lorum quum ea, ſicut erant mandata expoſuiſſent. Sennatui nec factum placebat Fa- biorum, & jus poſtulere barbari videbantur. Sed ne id, quod placebat, decerneret in tantae nobilitatis Viris, ambitio obſtabat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/> das Voͤlcker-Recht. Die Roͤmiſche Hiſtorie giebt uns darvon<lb/> ein groſſes Exempel. Als die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gallier</hi></hi> in <hi rendition="#aq">T<hi rendition="#i">oſcana</hi></hi> eingefallen, und<lb/> die Einwohner van <hi rendition="#aq">C<hi rendition="#i">hiuſi</hi></hi> in Rom um Huͤlffe angeſuchet, ſchick-<lb/> ten die Roͤmer drey Geſandten, welche den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Galliern</hi></hi> guͤtliche Vor-<lb/> ſchlaͤge thun ſolten. Dieſe waren aber ſo hitzig, daß ſie mit de-<lb/> nen von <hi rendition="#aq">C<hi rendition="#i">hiuſi</hi></hi> gegen die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gallier</hi></hi> ſelbſt zu Felde zogen. Der Roͤ-<lb/> miſche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hiſtoricus</hi></hi> erkennet, daß ſie darinnen gegen das Voͤlcker-<lb/> Recht gehandelt, <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Liv.</hi><hi rendition="#i">v.</hi> 36. Ibi jam urgentibus Romanam urbem fatis, legati <hi rendition="#i">contra Jus Gentium</hi><lb/> arma capiunt.</hi></note> und der Rath in Rom erkandte es ſelbſt,<lb/> als die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gallier</hi></hi> verlangten, daß man ihnen dieſe drey Perſonen<lb/> ausliefern moͤchte. <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Liv. <hi rendition="#i">ib.</hi> Vicere Seniores, ut Legati prius mitterentur, queſtum<lb/> injurias, poſtulatumque ut pro <hi rendition="#i">Fure Gentium violato</hi> Fabii dederentur, Legati Gal-<lb/> lorum quum ea, ſicut erant mandata expoſuiſſent. Sennatui nec factum placebat Fa-<lb/> biorum, & jus poſtulere barbari videbantur. Sed ne id, quod placebat, decerneret<lb/> in tantae nobilitatis Viris, ambitio obſtabat.</hi></note> Der <hi rendition="#aq">C<hi rendition="#i">aracter</hi></hi> kan in ſolchem Fall einen<lb/> Geſandten nicht bedecken. Jnmaſſen man ſelbſt ſeinem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Princi-<lb/> pal</hi></hi> widerſteben, und die Mittel fuͤrkehren wuͤrde, welche das na-<lb/> tuͤrliche Recht einem jeden gegen ſeinen Feind erlaubet. Wie<lb/> viel groſſe Koͤnige und Fuͤrſten hat es nicht getroffen, daß das<lb/> Gluͤck ſie ihren Feinden als Gefangene in die Haͤnde geliefert?<lb/> Wie wolten denn ihre Geſandten bey dem <hi rendition="#aq">C<hi rendition="#i">aractere repreſenta-<lb/> tio</hi></hi> ſicher ſeyn, wenn ſie von ihrer friedſamen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Function</hi></hi> auf Meu-<lb/> terey, und feinſeelige Unternehmungen, abweichen?</p><lb/> <p>Wie nun das Voͤlcker-Recht nichts anders iſt, als ein Theil<lb/> des natuͤrlichen Rechts, in ſoweit ſelbiges die Handlungen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſouve-<lb/> rainer</hi></hi> Herren und Voͤlcker betrifft; So finden wir auch<lb/> bey allen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nationen</hi></hi> Exempel, daß ſie, wenn fremde <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Miniſtri</hi></hi><lb/> ſich in offenbare feindſeelige <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Practiqu</hi></hi>en eingelaſſen, ihnen nicht<lb/> etwan nur der Hof verbothen, oder zugleich das Land zu<lb/> raͤumen anbefohlen, ſondern auch nach Befinden der Umſtaͤn-<lb/> de, kein Bedencken gehabt, ſich ihrer Perſon zu verſichern,<lb/> und deſto kraͤfftiger zu verhindern, daß ſie ihr feindſeliges Vor-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">haben</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
das Voͤlcker-Recht. Die Roͤmiſche Hiſtorie giebt uns darvon
ein groſſes Exempel. Als die Gallier in Toſcana eingefallen, und
die Einwohner van Chiuſi in Rom um Huͤlffe angeſuchet, ſchick-
ten die Roͤmer drey Geſandten, welche den Galliern guͤtliche Vor-
ſchlaͤge thun ſolten. Dieſe waren aber ſo hitzig, daß ſie mit de-
nen von Chiuſi gegen die Gallier ſelbſt zu Felde zogen. Der Roͤ-
miſche Hiſtoricus erkennet, daß ſie darinnen gegen das Voͤlcker-
Recht gehandelt, (b) und der Rath in Rom erkandte es ſelbſt,
als die Gallier verlangten, daß man ihnen dieſe drey Perſonen
ausliefern moͤchte. (c) Der Caracter kan in ſolchem Fall einen
Geſandten nicht bedecken. Jnmaſſen man ſelbſt ſeinem Princi-
pal widerſteben, und die Mittel fuͤrkehren wuͤrde, welche das na-
tuͤrliche Recht einem jeden gegen ſeinen Feind erlaubet. Wie
viel groſſe Koͤnige und Fuͤrſten hat es nicht getroffen, daß das
Gluͤck ſie ihren Feinden als Gefangene in die Haͤnde geliefert?
Wie wolten denn ihre Geſandten bey dem Caractere repreſenta-
tio ſicher ſeyn, wenn ſie von ihrer friedſamen Function auf Meu-
terey, und feinſeelige Unternehmungen, abweichen?
Wie nun das Voͤlcker-Recht nichts anders iſt, als ein Theil
des natuͤrlichen Rechts, in ſoweit ſelbiges die Handlungen ſouve-
rainer Herren und Voͤlcker betrifft; So finden wir auch
bey allen Nationen Exempel, daß ſie, wenn fremde Miniſtri
ſich in offenbare feindſeelige Practiquen eingelaſſen, ihnen nicht
etwan nur der Hof verbothen, oder zugleich das Land zu
raͤumen anbefohlen, ſondern auch nach Befinden der Umſtaͤn-
de, kein Bedencken gehabt, ſich ihrer Perſon zu verſichern,
und deſto kraͤfftiger zu verhindern, daß ſie ihr feindſeliges Vor-
haben
(b) Liv. v. 36. Ibi jam urgentibus Romanam urbem fatis, legati contra Jus Gentium
arma capiunt.
(c) Liv. ib. Vicere Seniores, ut Legati prius mitterentur, queſtum
injurias, poſtulatumque ut pro Fure Gentium violato Fabii dederentur, Legati Gal-
lorum quum ea, ſicut erant mandata expoſuiſſent. Sennatui nec factum placebat Fa-
biorum, & jus poſtulere barbari videbantur. Sed ne id, quod placebat, decerneret
in tantae nobilitatis Viris, ambitio obſtabat.
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