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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das II. Cap. Von der Italiäner
nus von denen/ welche ihrem Geiste und
Erfindungen die Zügel gar zu frey schies-
sen lassen/ und in einem Dinge zu zieren
unauffhörlich und unendlich sein/ worin
doch gewisse maaß muß gehalten werden/
wenn den Lehrsätzen dieser Kunst ein
gnügen geschehen soll. Es vermeinet
zwar Paganinus Gaudentius in seiner Ora-
tione Apologetica pro Marinianä Poesi,

welche in seinem Instar. Academic. p. 95.
zu finden: man hantte nicht von nöthen so
gar sich an des Aristoteles Lehrsätze zu
halten/ und könne keiner etwas sonder-
liches ünd rühmliches schreiben/ wann
er sich so knechtisch hieran binden wolle.
Aber es ist sein Urthel nicht groß zu ach-
ten/ als welcher in seiner Schreibahrt
wenig Kunst und Fleiß erweiset/ und von
seinen Landesleuten deßhalben verach-
tet wird. Ist derowegen dem Marino
mit seiner Verthädigung nicht sonderlich
gedienet. Gabriel Chiabrera, hat in Ita-
liänischer Sprach Oden geschrieben/
welcher die Pindarische hohe ahrt nach

zu

Das II. Cap. Von der Italiaͤner
nus von denen/ welche ihrem Geiſte und
Erfindungen die Zuͤgel gar zu frey ſchieſ-
ſen laſſen/ und in einem Dinge zu zieren
unauffhoͤrlich und unendlich ſein/ worin
doch gewiſſe maaß muß gehalten werden/
wenn den Lehrſaͤtzen dieſer Kunſt ein
gnuͤgen geſchehen ſoll. Es vermeinet
zwar Paganinus Gaudentius in ſeiner Ora-
tione Apologetica pro Marinianä Poëſi,

welche in ſeinem Inſtar. Academic. p. 95.
zu finden: man hātte nicht von noͤthen ſo
gar ſich an des Ariſtoteles Lehrſaͤtze zu
halten/ und koͤnne keiner etwas ſonder-
liches uͤnd ruͤhmliches ſchreiben/ wann
er ſich ſo knechtiſch hieran binden wolle.
Aber es iſt ſein Urthel nicht groß zu ach-
ten/ als welcher in ſeiner Schreibahrt
wenig Kunſt und Fleiß erweiſet/ und von
ſeinen Landesleuten deßhalben verach-
tet wird. Iſt derowegen dem Marino
mit ſeiner Verthaͤdigung nicht ſonderlich
gedienet. Gabriel Chiabrera, hat in Ita-
liaͤniſcher Sprach Oden geſchrieben/
welcher die Pindariſche hohe ahrt nach

zu
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[208/0220] Das II. Cap. Von der Italiaͤner nus von denen/ welche ihrem Geiſte und Erfindungen die Zuͤgel gar zu frey ſchieſ- ſen laſſen/ und in einem Dinge zu zieren unauffhoͤrlich und unendlich ſein/ worin doch gewiſſe maaß muß gehalten werden/ wenn den Lehrſaͤtzen dieſer Kunſt ein gnuͤgen geſchehen ſoll. Es vermeinet zwar Paganinus Gaudentius in ſeiner Ora- tione Apologetica pro Marinianä Poëſi, welche in ſeinem Inſtar. Academic. p. 95. zu finden: man hātte nicht von noͤthen ſo gar ſich an des Ariſtoteles Lehrſaͤtze zu halten/ und koͤnne keiner etwas ſonder- liches uͤnd ruͤhmliches ſchreiben/ wann er ſich ſo knechtiſch hieran binden wolle. Aber es iſt ſein Urthel nicht groß zu ach- ten/ als welcher in ſeiner Schreibahrt wenig Kunſt und Fleiß erweiſet/ und von ſeinen Landesleuten deßhalben verach- tet wird. Iſt derowegen dem Marino mit ſeiner Verthaͤdigung nicht ſonderlich gedienet. Gabriel Chiabrera, hat in Ita- liaͤniſcher Sprach Oden geſchrieben/ welcher die Pindariſche hohe ahrt nach zu

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/220>, abgerufen am 21.11.2024.