Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Poeterey. zu machen jhm vorgenommen/ und seinetliche welche meinen/ er habe seinen Zweg völlig erhalten; andere hingegen seyn in dieser Meinung/ es stehe diese Schreib- ahrt der Italiannischen Sprache gar nicht an/ als welche solche schwülstige Composita nicht wol vertragen könne. Girolamo Preti, Fulvio Testi und viel an- dere/ die nicht allhie zu nennen/ verdie- nen ein gutes Lob/ welche kurtze/ sinnrei- che Sonnetten/ Oden und Carmina ge- schrieben/ aber sie schmincken sich allzusehr und verlieren offt den guten Anstand/ in dem sie scharffsinnig und zierlich schrei- ben wollen. Augustinus Mascardus selbst ein treflicher Poet/ ist mit den meisten I- taliänischen Poeten nicht zu frieden/ und istsein Urtheil von diesen zu lesen in seinen Prose Vulgari Discors. 9. worinn er über ein Poema vom Cometen urtheilet: Sono alicuni poeti Toscani (sagt er) si temerari, che su l' ali de lor capriccio, tanto intrepi- damente trascorrono l' aria d' una proson- tuosa licenza, che tutto il rimanente del mon- o
Poeterey. zu machen jhm vorgenommen/ und ſeinetliche welche meinen/ er habe ſeinen Zweg voͤllig erhalten; andere hingegen ſeyn in dieſer Meinung/ es ſtehe dieſe Schreib- ahrt der Italiāniſchen Sprache gar nicht an/ als welche ſolche ſchwuͤlſtige Compoſita nicht wol vertragen koͤnne. Girolamo Preti, Fulvio Teſti und viel an- dere/ die nicht allhie zu nennen/ verdie- nen ein gutes Lob/ welche kurtze/ ſinnrei- che Sonnetten/ Oden und Carmina ge- ſchrieben/ aber ſie ſchmincken ſich allzuſehr und verlieren offt den guten Anſtand/ in dem ſie ſcharffſinnig und zierlich ſchrei- ben wollen. Auguſtinus Maſcardus ſelbſt ein treflicher Poet/ iſt mit den meiſten I- taliaͤniſchen Poeten nicht zu frieden/ und iſtſein Urtheil von dieſen zu leſen in ſeinen Proſe Vulgari Diſcorſ. 9. worinn er uͤber ein Poëma vom Cometen urtheilet: Sono alicuni poëti Toſcani (ſagt er) ſi temerari, che ſu l’ ali de lor capriccio, tanto intrepi- damente traſcorrono l’ aria d’ una proſon- tuoſa licenza, che tutto il rimanente del mon- o
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0221" n="209"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Poeterey.</hi></fw><lb/> zu machen jhm vorgenommen/ und ſein<lb/> etliche welche meinen/ er habe ſeinen Zweg<lb/> voͤllig erhalten; andere hingegen ſeyn in<lb/> dieſer Meinung/ es ſtehe dieſe Schreib-<lb/> ahrt der Italiāniſchen Sprache gar nicht<lb/> an/ als welche ſolche ſchwuͤlſtige<lb/><hi rendition="#aq">Compoſita</hi> nicht wol vertragen koͤnne.<lb/><hi rendition="#aq">Girolamo Preti, Fulvio Teſti</hi> und viel an-<lb/> dere/ die nicht allhie zu nennen/ verdie-<lb/> nen ein gutes Lob/ welche kurtze/ ſinnrei-<lb/> che Sonnetten/ Oden und <hi rendition="#aq">Carmina</hi> ge-<lb/> ſchrieben/ aber ſie ſchmincken ſich allzuſehr<lb/> und verlieren offt den guten Anſtand/ in<lb/> dem ſie ſcharffſinnig und zierlich ſchrei-<lb/> ben wollen. <hi rendition="#aq">Auguſtinus Maſcardus</hi> ſelbſt<lb/> ein treflicher Poet/ iſt mit den meiſten I-<lb/> taliaͤniſchen Poeten nicht zu frieden/ und<lb/> iſtſein Urtheil von dieſen zu leſen in ſeinen<lb/><hi rendition="#aq">Proſe Vulgari Diſcorſ.</hi> 9. worinn er uͤber<lb/> ein <hi rendition="#aq">Poëma</hi> vom Cometen urtheilet: <hi rendition="#aq">Sono<lb/> alicuni poëti Toſcani</hi> (ſagt er) <hi rendition="#aq">ſi temerari,<lb/> che ſu l’ ali de lor capriccio, tanto intrepi-<lb/> damente traſcorrono l’ aria d’ una proſon-<lb/> tuoſa licenza, che tutto il rimanente del</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">o</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">mon-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0221]
Poeterey.
zu machen jhm vorgenommen/ und ſein
etliche welche meinen/ er habe ſeinen Zweg
voͤllig erhalten; andere hingegen ſeyn in
dieſer Meinung/ es ſtehe dieſe Schreib-
ahrt der Italiāniſchen Sprache gar nicht
an/ als welche ſolche ſchwuͤlſtige
Compoſita nicht wol vertragen koͤnne.
Girolamo Preti, Fulvio Teſti und viel an-
dere/ die nicht allhie zu nennen/ verdie-
nen ein gutes Lob/ welche kurtze/ ſinnrei-
che Sonnetten/ Oden und Carmina ge-
ſchrieben/ aber ſie ſchmincken ſich allzuſehr
und verlieren offt den guten Anſtand/ in
dem ſie ſcharffſinnig und zierlich ſchrei-
ben wollen. Auguſtinus Maſcardus ſelbſt
ein treflicher Poet/ iſt mit den meiſten I-
taliaͤniſchen Poeten nicht zu frieden/ und
iſtſein Urtheil von dieſen zu leſen in ſeinen
Proſe Vulgari Diſcorſ. 9. worinn er uͤber
ein Poëma vom Cometen urtheilet: Sono
alicuni poëti Toſcani (ſagt er) ſi temerari,
che ſu l’ ali de lor capriccio, tanto intrepi-
damente traſcorrono l’ aria d’ una proſon-
tuoſa licenza, che tutto il rimanente del
mon-
o
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |