Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Erfindungen. von Rapino getadelt werden. Dann diesemüssen in einer Poetischen Rede sein/ sonsten kriecht sie bey der Erden/ und hat nichts wodurch sie sich erheben kan. Es müssen auch diese keine gemeine Metapho- rae sein/ denn die gemeinen Metaphorae sein weniger zu gebrauchen/ als die sonst gebräuchliche propriae voces, wie Menage recht urtheilet in seinen observationibus über den Malherbe p. 522. weil sie durch den Gebrauch des Pöbels verkleinert werden/ und dadurch unter außerlese- nen Wörtern keinen Platz verdienen. Weß- halben man auch die Alltagswörter/ wie Betulius im 6. Capittel anmercket/ als Semmel und dergleichen meiden soll. Man hat angemerckt/ daß in dem gan- tzen Werck des Virgilii das Wort Panis sich nicht findet/ weil es so gemein ist/ sondern er gibt es durch periphrases, als dona labotatae Cereris, und andere Wör- ter. Es sein auch einige Particulae Periodicae in Prosa gebräuchlich/ die sich durchauß in die Verse nicht schicken/ als unangesehn/ wel- t t 3
Erfindungen. von Rapino getadelt werden. Dann dieſemuͤſſen in einer Poetiſchen Rede ſein/ ſonſten kriecht ſie bey der Erden/ und hat nichts wodurch ſie ſich erheben kan. Es muͤſſen auch dieſe keine gemeine Metapho- ræ ſein/ denn die gemeinen Metaphoræ ſein weniger zu gebrauchen/ als die ſonſt gebraͤuchliche propriæ voces, wie Menage recht urtheilet in ſeinen obſervationibus uͤber den Malherbe p. 522. weil ſie durch den Gebrauch des Poͤbels verkleinert werden/ und dadurch unter außerleſe- nen Woͤrtern keinē Platz verdienen. Weß- halben man auch die Alltagswoͤrter/ wie Betulius im 6. Capittel anmercket/ als Semmel und dergleichen meiden ſoll. Man hat angemerckt/ daß in dem gan- tzen Werck des Virgilii das Wort Panis ſich nicht findet/ weil es ſo gemein iſt/ ſondern er gibt es durch periphraſes, als dona labotatæ Cereris, und andere Woͤr- ter. Es ſein auch einige Particulæ Periodicæ in Proſa gebraͤuchlich/ die ſich durchauß in die Verſe nicht ſchicken/ als unangeſehn/ wel- t t 3
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ſonſten kriecht ſie bey der Erden/ und hat
nichts wodurch ſie ſich erheben kan. Es
muͤſſen auch dieſe keine gemeine Metapho-
ræ ſein/ denn die gemeinen Metaphoræ
ſein weniger zu gebrauchen/ als die ſonſt
gebraͤuchliche propriæ voces, wie Menage
recht urtheilet in ſeinen obſervationibus
uͤber den Malherbe p. 522. weil ſie durch
den Gebrauch des Poͤbels verkleinert
werden/ und dadurch unter außerleſe-
nen Woͤrtern keinē Platz verdienen. Weß-
halben man auch die Alltagswoͤrter/ wie
Betulius im 6. Capittel anmercket/ als
Semmel und dergleichen meiden ſoll.
Man hat angemerckt/ daß in dem gan-
tzen Werck des Virgilii das Wort Panis
ſich nicht findet/ weil es ſo gemein iſt/
ſondern er gibt es durch periphraſes, als
dona labotatæ Cereris, und andere Woͤr-
ter. Es ſein auch einige Particulæ Periodicæ
in Proſa gebraͤuchlich/ die ſich durchauß in
die Verſe nicht ſchicken/ als unangeſehn/
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