Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das XV. Cap. Von den ich offt an mir selbst wargenommen. Dannich pflege in verfertigung eines Carminis alles was mir über einer Sachen einfanllt so fort zu Papier bringen/ ohne Ord- nung/ ohne Connexion, halbe/ gantze Verß/ damit mir die ersten Gedancken nicht aus dem Sinn fallen. Unter diesen sein allezeit die mir ohne sonderlichen Nachdencken beykommen die besten/ die ich aber so fort oder nachgehends durch weiters Nachsinnen hinzusetze/ und aus einigen fontibus, die die Kunst eröffnet/ her- hole/ en[t]fernen sich was mehr von den Sachen/ und haben den Nachdruck nicht Wan[n] diese erst angemerckt/ die gleichsam wie ein Chaos sein dessen was darauß gemacht soll werden/ so findet sich die Außa[rb]eitung leicht. Worin man endlich nicht zu eilen hat/ sondern je mehr man drüb[e]r nachsinnet/ je besser wird die Arbeit sein. Da man dann zum ersten auff des gantzen Carminis und als dann der andern Strophen Schluß wie zu einem Ziel/ darauff alles abdrücket/ sehen
Das XV. Cap. Von den ich offt an mir ſelbſt wargenommen. Dan̄ich pflege in verfertigung eines Carminis alles was mir uͤber einer Sachen einfāllt ſo fort zu Papier bringen/ ohne Ord- nung/ ohne Connexion, halbe/ gantze Verß/ damit mir die erſten Gedancken nicht aus dem Sinn fallen. Unter dieſen ſein allezeit die mir ohne ſonderlichen Nachdencken beykommen die beſten/ die ich aber ſo fort oder nachgehends durch weiters Nachſinnen hinzuſetze/ und aus einigen fontibus, die die Kunſt eroͤffnet/ her- hole/ en[t]fernen ſich was mehr von den Sachen/ und haben den Nachdruck nicht Wan[n] dieſe erſt angemerckt/ die gleichſam wie ein Chaos ſein deſſen was darauß gemacht ſoll werden/ ſo findet ſich die Außa[rb]eitung leicht. Worin man endlich nicht zu eilen hat/ ſondern je mehr man druͤb[e]r nachſinnet/ je beſſer wird die Arbeit ſein. Da man dann zum erſten auff des gantzen Carminis und als dann der andern Strophen Schluß wie zu einem Ziel/ darauff alles abdruͤcket/ ſehen
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Das XV. Cap. Von den
ich offt an mir ſelbſt wargenommen. Dan̄
ich pflege in verfertigung eines Carminis
alles was mir uͤber einer Sachen einfāllt
ſo fort zu Papier bringen/ ohne Ord-
nung/ ohne Connexion, halbe/ gantze
Verß/ damit mir die erſten Gedancken
nicht aus dem Sinn fallen. Unter dieſen
ſein allezeit die mir ohne ſonderlichen
Nachdencken beykommen die beſten/ die
ich aber ſo fort oder nachgehends durch
weiters Nachſinnen hinzuſetze/ und aus
einigen fontibus, die die Kunſt eroͤffnet/ her-
hole/ entfernen ſich was mehr von den
Sachen/ und haben den Nachdruck
nicht Wann dieſe erſt angemerckt/ die
gleichſam wie ein Chaos ſein deſſen was
darauß gemacht ſoll werden/ ſo findet
ſich die Außarbeitung leicht. Worin
man endlich nicht zu eilen hat/ ſondern
je mehr man druͤber nachſinnet/ je beſſer
wird die Arbeit ſein. Da man dann zum
erſten auff des gantzen Carminis und als
dann der andern Strophen Schluß wie
zu einem Ziel/ darauff alles abdruͤcket/
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