Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0120" n="118"/><lb/> beiderley Associationsarten in ihren Wirkungen uͤbereinstimmen, alsdann wird nicht nur die Einbildungskraft sondern auch die hoͤhern Seelenkraͤfte in Wirksamkeit gesetzt,« aber warum? wenn die Einbildungskraft die Wirkung hervorbringt, welche sonst die hoͤhern Seelenkraͤfte hervorzubringen pflegen, so werden sie dadurch noch nicht in Wirksamkeit gesetzt; und ist nicht diese eben angenommene Harmonie eine Hypothese und noch dazu eine hoͤchst unwahrscheinliche Hypothese, die sich durch weiter nichts erklaͤren laͤßt, als daß sie ein Werk des Zufalles ist. »Man geraͤth alsdann wirklich auf neue Erfindungen in Wissenschaften, auf Aufloͤsung schwerer Probleme und dergleichen.« Dieser Fall ist, wie <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>H. M.</persName> bald darauf selbst erinnert, sehr selten; allein warum nimmt Herr <hi rendition="#b">Maimon</hi> einen Fall an, der sich auch im Wachen nur bei wenigen Menschen, und auch bei diesen aͤußerst selten ereignet? hingegen kommen die Faͤlle sehr haͤufig vor, daß man im Traume uͤber gewisse Gegenstaͤnde raisonnirt; das Raisonnement mag unrichtig seyn oder nicht, so beweist es entweder, daß die hoͤheren Seelenkraͤfte im Traume nur unterdruͤckt, aber nicht ganz außer Wirksamkeit gesetzt werden; oder man muß auch fuͤr diese aͤußerst haͤufig vorkommenden Faͤlle die hoͤchst unwahrscheinliche Hypothese des <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>H. M.</persName> annehmen. »Da aber der Fall sich sehr selten ereignet, daß z.B. die Associationsart der Konsistenz (Koexistenz) mit der Dependenz in den Objekten uͤbereinstimmt, so darf freilich niemand <hi rendition="#b">darauf Rechnung machen,</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0120]
beiderley Associationsarten in ihren Wirkungen uͤbereinstimmen, alsdann wird nicht nur die Einbildungskraft sondern auch die hoͤhern Seelenkraͤfte in Wirksamkeit gesetzt,« aber warum? wenn die Einbildungskraft die Wirkung hervorbringt, welche sonst die hoͤhern Seelenkraͤfte hervorzubringen pflegen, so werden sie dadurch noch nicht in Wirksamkeit gesetzt; und ist nicht diese eben angenommene Harmonie eine Hypothese und noch dazu eine hoͤchst unwahrscheinliche Hypothese, die sich durch weiter nichts erklaͤren laͤßt, als daß sie ein Werk des Zufalles ist. »Man geraͤth alsdann wirklich auf neue Erfindungen in Wissenschaften, auf Aufloͤsung schwerer Probleme und dergleichen.« Dieser Fall ist, wie H. M. bald darauf selbst erinnert, sehr selten; allein warum nimmt Herr Maimon einen Fall an, der sich auch im Wachen nur bei wenigen Menschen, und auch bei diesen aͤußerst selten ereignet? hingegen kommen die Faͤlle sehr haͤufig vor, daß man im Traume uͤber gewisse Gegenstaͤnde raisonnirt; das Raisonnement mag unrichtig seyn oder nicht, so beweist es entweder, daß die hoͤheren Seelenkraͤfte im Traume nur unterdruͤckt, aber nicht ganz außer Wirksamkeit gesetzt werden; oder man muß auch fuͤr diese aͤußerst haͤufig vorkommenden Faͤlle die hoͤchst unwahrscheinliche Hypothese des H. M. annehmen. »Da aber der Fall sich sehr selten ereignet, daß z.B. die Associationsart der Konsistenz (Koexistenz) mit der Dependenz in den Objekten uͤbereinstimmt, so darf freilich niemand darauf Rechnung machen,
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