Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


als dieser. So Einstimmung in eine Ordnung -- und Geschöpfe traten hervor auf der Stufe der umfassendern Organe -- Geschöpfe, die einartig -- doch verschieden, einartige in Rücksicht der zeugenden Organe aber Modifikationen waren. Mystisches Räthsel -- glücklicher Zauber der nach immer stäten Genuß hindrängenden Leben! -- Labyrinthe brachtest du hervor -- Tiefen -- undurchdringliche Dunkel in dem Tempel deines Naturforschens -- und errichtet warest du, daß kein Geschöpf mit der Natur rechte.

So vereinigen sich also auf der Stufe höherer organischen Wesen zwei Geschöpfe, um ein drittes aus der Mitte ihrer organischen Lebenswärme hervorgehen zu lassen -- mit gleichem Beitrag beider an dem Leben, gleichem Beitrag beider an der keimenden bald hervorsprossenden Knospe der Schöpfung. Warum soll der männliche Saame blos befruchten?*) warum bald im weiblichen bald im männlichen Zeugungsstoff der Keim des künftigen Menschen enthalten seyn? -- Der Zweck der Trennung der Geschlechter war, -- in kürzerer Zeit möchte das Geschöpf organische

*) Befruchten ist ein Wort, das unter so vielen andern mystischen Worten in dieser Materie uns etwas hat erkläret geben wollen: das aber nur leider durch die Dargabe eines sinnlichen Begriffs uns für weitere Zergliederung beruhiget hat.


als dieser. So Einstimmung in eine Ordnung — und Geschoͤpfe traten hervor auf der Stufe der umfassendern Organe — Geschoͤpfe, die einartig — doch verschieden, einartige in Ruͤcksicht der zeugenden Organe aber Modifikationen waren. Mystisches Raͤthsel — gluͤcklicher Zauber der nach immer staͤten Genuß hindraͤngenden Leben! — Labyrinthe brachtest du hervor — Tiefen — undurchdringliche Dunkel in dem Tempel deines Naturforschens — und errichtet warest du, daß kein Geschoͤpf mit der Natur rechte.

So vereinigen sich also auf der Stufe hoͤherer organischen Wesen zwei Geschoͤpfe, um ein drittes aus der Mitte ihrer organischen Lebenswaͤrme hervorgehen zu lassen — mit gleichem Beitrag beider an dem Leben, gleichem Beitrag beider an der keimenden bald hervorsprossenden Knospe der Schoͤpfung. Warum soll der maͤnnliche Saame blos befruchten?*) warum bald im weiblichen bald im maͤnnlichen Zeugungsstoff der Keim des kuͤnftigen Menschen enthalten seyn? — Der Zweck der Trennung der Geschlechter war, — in kuͤrzerer Zeit moͤchte das Geschoͤpf organische

*) Befruchten ist ein Wort, das unter so vielen andern mystischen Worten in dieser Materie uns etwas hat erklaͤret geben wollen: das aber nur leider durch die Dargabe eines sinnlichen Begriffs uns fuͤr weitere Zergliederung beruhiget hat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0020" n="20"/><lb/>
als dieser. <hi rendition="#b">So Einstimmung in eine Ordnung                             &#x2014; und Gescho&#x0364;pfe traten hervor auf der Stufe der umfassendern Organe &#x2014;                             Gescho&#x0364;pfe, die einartig &#x2014; doch verschieden, einartige in Ru&#x0364;cksicht der                             zeugenden Organe aber Modifikationen waren.</hi> Mystisches Ra&#x0364;thsel &#x2014;                         glu&#x0364;cklicher Zauber der <choice><corr>nach</corr><sic>noch</sic></choice> immer sta&#x0364;ten Genuß hindra&#x0364;ngenden Leben! &#x2014;                         Labyrinthe brachtest du hervor &#x2014; Tiefen &#x2014; undurchdringliche Dunkel in dem                         Tempel deines Naturforschens &#x2014; und errichtet warest du, daß kein Gescho&#x0364;pf                         mit der Natur rechte.</p>
            <p>So vereinigen sich also auf der Stufe ho&#x0364;herer organischen Wesen zwei                         Gescho&#x0364;pfe, um ein drittes aus der Mitte ihrer organischen Lebenswa&#x0364;rme                         hervorgehen zu lassen &#x2014; <hi rendition="#b">mit gleichem Beitrag beider an dem                             Leben, gleichem Beitrag beider an der keimenden bald hervorsprossenden                             Knospe der Scho&#x0364;pfung.</hi> Warum soll der ma&#x0364;nnliche Saame blos                             befruchten?*)<note place="foot"><p>*) <hi rendition="#b">Befruchten</hi> ist ein Wort, das unter so vielen andern                                 mystischen Worten in dieser Materie uns etwas hat erkla&#x0364;ret geben                                 wollen: das aber nur leider durch die Dargabe eines sinnlichen                                 Begriffs uns fu&#x0364;r weitere Zergliederung beruhiget hat.</p></note>                         warum bald im weiblichen bald im ma&#x0364;nnlichen Zeugungsstoff der Keim des                         ku&#x0364;nftigen Menschen enthalten seyn? &#x2014; Der Zweck der Trennung der Geschlechter                         war, &#x2014; in ku&#x0364;rzerer Zeit mo&#x0364;chte das Gescho&#x0364;pf organische<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0020] als dieser. So Einstimmung in eine Ordnung — und Geschoͤpfe traten hervor auf der Stufe der umfassendern Organe — Geschoͤpfe, die einartig — doch verschieden, einartige in Ruͤcksicht der zeugenden Organe aber Modifikationen waren. Mystisches Raͤthsel — gluͤcklicher Zauber der nach immer staͤten Genuß hindraͤngenden Leben! — Labyrinthe brachtest du hervor — Tiefen — undurchdringliche Dunkel in dem Tempel deines Naturforschens — und errichtet warest du, daß kein Geschoͤpf mit der Natur rechte. So vereinigen sich also auf der Stufe hoͤherer organischen Wesen zwei Geschoͤpfe, um ein drittes aus der Mitte ihrer organischen Lebenswaͤrme hervorgehen zu lassen — mit gleichem Beitrag beider an dem Leben, gleichem Beitrag beider an der keimenden bald hervorsprossenden Knospe der Schoͤpfung. Warum soll der maͤnnliche Saame blos befruchten?*) warum bald im weiblichen bald im maͤnnlichen Zeugungsstoff der Keim des kuͤnftigen Menschen enthalten seyn? — Der Zweck der Trennung der Geschlechter war, — in kuͤrzerer Zeit moͤchte das Geschoͤpf organische *) Befruchten ist ein Wort, das unter so vielen andern mystischen Worten in dieser Materie uns etwas hat erklaͤret geben wollen: das aber nur leider durch die Dargabe eines sinnlichen Begriffs uns fuͤr weitere Zergliederung beruhiget hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/20
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/20>, abgerufen am 28.04.2024.