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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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lernen. Wortsprache ist für den einzelnen Menschen, wie Rousseau richtig bemerkt hat, kein Bedürfniß, auch bringt das Kind keinen Trieb für sie mit auf die Welt; sondern erst nach und nach entsteht in ihm eine Neigung dazu, indem es andere reden hört, andere es dazu auffordern, und indem überhaupt sein Verlangen körperliche Bedürfnisse sowohl, als Empfindungen seiner Seele andern deutlicher auszudrücken, und die Summe seiner erlangten Begriffe zu ordnen, größer und dringender wird.

Die ersten Sprachausdrücke des Kindes, wenn wir die unwillkürlichen Laute seiner Stimme schon so nennen dürfen, sind entweder ein thierisches unartikulirtes Geschrei, wenn es bald einen körperlichen Schmerz, ein dringendes Bedürfniß fühlt, bald auch von einem fürchterlichen, unerwarteten Gegenstande in Schrecken gesetzt wird; -- oder ein lebhaftes Jauchzen der Freude, wenn es ein gewisses Wohlbehagen in sich empfindet; ein Gefühl, das in ihm leicht durch neue glänzende Gegenstände, durch den Anblick der zärtlichen Mutter, oder auch, wie ich oft bemerkt habe, schon dadurch hervorgebracht wird, wenn man es aus einem dunkeln Orte schnell in einen hellen bringt.

Das Lachen der Kinder, welches Hippokrates, wohl etwas zu früh, gleich nach ihrer Geburt an ihnen beobachtet haben wollte, gehört mit unter


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lernen. Wortsprache ist fuͤr den einzelnen Menschen, wie Rousseau richtig bemerkt hat, kein Beduͤrfniß, auch bringt das Kind keinen Trieb fuͤr sie mit auf die Welt; sondern erst nach und nach entsteht in ihm eine Neigung dazu, indem es andere reden hoͤrt, andere es dazu auffordern, und indem uͤberhaupt sein Verlangen koͤrperliche Beduͤrfnisse sowohl, als Empfindungen seiner Seele andern deutlicher auszudruͤcken, und die Summe seiner erlangten Begriffe zu ordnen, groͤßer und dringender wird.

Die ersten Sprachausdruͤcke des Kindes, wenn wir die unwillkuͤrlichen Laute seiner Stimme schon so nennen duͤrfen, sind entweder ein thierisches unartikulirtes Geschrei, wenn es bald einen koͤrperlichen Schmerz, ein dringendes Beduͤrfniß fuͤhlt, bald auch von einem fuͤrchterlichen, unerwarteten Gegenstande in Schrecken gesetzt wird; — oder ein lebhaftes Jauchzen der Freude, wenn es ein gewisses Wohlbehagen in sich empfindet; ein Gefuͤhl, das in ihm leicht durch neue glaͤnzende Gegenstaͤnde, durch den Anblick der zaͤrtlichen Mutter, oder auch, wie ich oft bemerkt habe, schon dadurch hervorgebracht wird, wenn man es aus einem dunkeln Orte schnell in einen hellen bringt.

Das Lachen der Kinder, welches Hippokrates, wohl etwas zu fruͤh, gleich nach ihrer Geburt an ihnen beobachtet haben wollte, gehoͤrt mit unter

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[76/0078] den lernen. Wortsprache ist fuͤr den einzelnen Menschen, wie Rousseau richtig bemerkt hat, kein Beduͤrfniß, auch bringt das Kind keinen Trieb fuͤr sie mit auf die Welt; sondern erst nach und nach entsteht in ihm eine Neigung dazu, indem es andere reden hoͤrt, andere es dazu auffordern, und indem uͤberhaupt sein Verlangen koͤrperliche Beduͤrfnisse sowohl, als Empfindungen seiner Seele andern deutlicher auszudruͤcken, und die Summe seiner erlangten Begriffe zu ordnen, groͤßer und dringender wird. Die ersten Sprachausdruͤcke des Kindes, wenn wir die unwillkuͤrlichen Laute seiner Stimme schon so nennen duͤrfen, sind entweder ein thierisches unartikulirtes Geschrei, wenn es bald einen koͤrperlichen Schmerz, ein dringendes Beduͤrfniß fuͤhlt, bald auch von einem fuͤrchterlichen, unerwarteten Gegenstande in Schrecken gesetzt wird; — oder ein lebhaftes Jauchzen der Freude, wenn es ein gewisses Wohlbehagen in sich empfindet; ein Gefuͤhl, das in ihm leicht durch neue glaͤnzende Gegenstaͤnde, durch den Anblick der zaͤrtlichen Mutter, oder auch, wie ich oft bemerkt habe, schon dadurch hervorgebracht wird, wenn man es aus einem dunkeln Orte schnell in einen hellen bringt. Das Lachen der Kinder, welches Hippokrates, wohl etwas zu fruͤh, gleich nach ihrer Geburt an ihnen beobachtet haben wollte, gehoͤrt mit unter

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/78>, abgerufen am 27.11.2024.