Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Die Wärter musten sich der Ruthe zuweilen bedienen, um ihn ruhiger und folgsamer zu machen; indessen nahm das wüthende Schreyen und Toben immer zu. Am Abend verlangte er ununterbrochen, wieder an den verlassenen Auffenthaltsort gebracht zu werden, wenn es auch in Ketten und Banden wäre; Schimpfen und Drohen ließ die ganze Nacht nicht nach, und die Raserei war äusserst heftig. Der hierauf folgende Tag war wie der vergangene, doch nahm er gehörig die Arzenei. Den kommenden Morgen ließ das Anspucken nach, und die Wächter vermochten mittelst der Drohung mit der Ruthe ihn zu bezwingen, auch bezeigte er sich gegen selbige folgsamer und gefälliger, nur gegen uns stieß er schändliche Reden aus, erzählte auch den Wächtern währender Abwesenheit häßliche Dinge von uns, mit dem Anstrich der Wahrheit. Die Jdee der Liebe gegen das erwähnte Mädchen, zeigte sich ebenfalls äusserst lebhaft, wobei es nicht an höchst schlüpfrigen Ausdrücken fehlte. Eine neue Phantasie kam ihm nun in den Kopf, Husar zu werden, wozu er schon das Königliche Patent als
Die Waͤrter musten sich der Ruthe zuweilen bedienen, um ihn ruhiger und folgsamer zu machen; indessen nahm das wuͤthende Schreyen und Toben immer zu. Am Abend verlangte er ununterbrochen, wieder an den verlassenen Auffenthaltsort gebracht zu werden, wenn es auch in Ketten und Banden waͤre; Schimpfen und Drohen ließ die ganze Nacht nicht nach, und die Raserei war aͤusserst heftig. Der hierauf folgende Tag war wie der vergangene, doch nahm er gehoͤrig die Arzenei. Den kommenden Morgen ließ das Anspucken nach, und die Waͤchter vermochten mittelst der Drohung mit der Ruthe ihn zu bezwingen, auch bezeigte er sich gegen selbige folgsamer und gefaͤlliger, nur gegen uns stieß er schaͤndliche Reden aus, erzaͤhlte auch den Waͤchtern waͤhrender Abwesenheit haͤßliche Dinge von uns, mit dem Anstrich der Wahrheit. Die Jdee der Liebe gegen das erwaͤhnte Maͤdchen, zeigte sich ebenfalls aͤusserst lebhaft, wobei es nicht an hoͤchst schluͤpfrigen Ausdruͤcken fehlte. Eine neue Phantasie kam ihm nun in den Kopf, Husar zu werden, wozu er schon das Koͤnigliche Patent als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0032" n="32"/><lb/> jedermann an, versuchte, sich in die Armen zu beissen, auch in die Zunge, jedoch da er Schmerz fuͤhlte, und meinen Ernst sahe, wie man ihn allein lassen wuͤrde, ließ er hiermit nach. Unterweilen sprach er auch viel von einem zuruͤckgelassenen Maͤdchen froͤlich, die seine ganze Liebe habe, und wollte zu ihr. </p> <p>Die Waͤrter musten sich der Ruthe zuweilen bedienen, um ihn ruhiger und folgsamer zu machen; indessen nahm das wuͤthende Schreyen und Toben immer zu. Am Abend verlangte er ununterbrochen, wieder an den verlassenen Auffenthaltsort gebracht zu werden, wenn es auch in Ketten und Banden waͤre; Schimpfen und Drohen ließ die ganze Nacht nicht nach, und die Raserei war aͤusserst heftig. Der hierauf folgende Tag war wie der vergangene, doch nahm er gehoͤrig die Arzenei. Den kommenden Morgen ließ das Anspucken nach, und die Waͤchter vermochten mittelst der Drohung mit der Ruthe ihn zu bezwingen, auch bezeigte er sich gegen selbige folgsamer und gefaͤlliger, nur gegen uns stieß er schaͤndliche Reden aus, erzaͤhlte auch den Waͤchtern waͤhrender Abwesenheit haͤßliche Dinge von uns, mit dem Anstrich der Wahrheit. Die Jdee der Liebe gegen das erwaͤhnte Maͤdchen, zeigte sich ebenfalls aͤusserst lebhaft, wobei es nicht an hoͤchst schluͤpfrigen Ausdruͤcken fehlte. Eine neue Phantasie kam ihm nun in den Kopf, Husar zu werden, wozu er schon das Koͤnigliche Patent als<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0032]
jedermann an, versuchte, sich in die Armen zu beissen, auch in die Zunge, jedoch da er Schmerz fuͤhlte, und meinen Ernst sahe, wie man ihn allein lassen wuͤrde, ließ er hiermit nach. Unterweilen sprach er auch viel von einem zuruͤckgelassenen Maͤdchen froͤlich, die seine ganze Liebe habe, und wollte zu ihr.
Die Waͤrter musten sich der Ruthe zuweilen bedienen, um ihn ruhiger und folgsamer zu machen; indessen nahm das wuͤthende Schreyen und Toben immer zu. Am Abend verlangte er ununterbrochen, wieder an den verlassenen Auffenthaltsort gebracht zu werden, wenn es auch in Ketten und Banden waͤre; Schimpfen und Drohen ließ die ganze Nacht nicht nach, und die Raserei war aͤusserst heftig. Der hierauf folgende Tag war wie der vergangene, doch nahm er gehoͤrig die Arzenei. Den kommenden Morgen ließ das Anspucken nach, und die Waͤchter vermochten mittelst der Drohung mit der Ruthe ihn zu bezwingen, auch bezeigte er sich gegen selbige folgsamer und gefaͤlliger, nur gegen uns stieß er schaͤndliche Reden aus, erzaͤhlte auch den Waͤchtern waͤhrender Abwesenheit haͤßliche Dinge von uns, mit dem Anstrich der Wahrheit. Die Jdee der Liebe gegen das erwaͤhnte Maͤdchen, zeigte sich ebenfalls aͤusserst lebhaft, wobei es nicht an hoͤchst schluͤpfrigen Ausdruͤcken fehlte. Eine neue Phantasie kam ihm nun in den Kopf, Husar zu werden, wozu er schon das Koͤnigliche Patent als
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