Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0085" n="85"/><lb/> genden Traum gehabt zu haben: <hi rendition="#b">O**</hi> (mein Freund) koͤmmt zu ihr, in ihr Haus, in die Wohnstube, wo sie sich allein befindet, und thut ihr einen bescheidenen, aber offenherzigen Heirathsantrag. Sie geraͤth anfangs daruͤber in Verlegenheit, ohne ihn jedoch abzuweisen, aͤußert sie Bedenklichkeiten und macht ihm Einwuͤrfe, die die Absicht seiner Anwerbung betreffen; — er sucht diese auf eine anstaͤndige Weise aus dem Wege zu raͤumen und zu widerlegen, und hierdurch entsteht eine lange Unterredung, deren sie sich von Wort zu Wort erinnert. Sie laͤuft darauf hinaus, daß sie sich endlich entschließt, zwar immer noch mit einer gewissen Aengstlichkeit, ihm das Jawort zu geben. Er beschenkt sie darauf mit einem Ringe, und sie, um ein Gleiches zu thun, geht in ihr Kabinet, wo sich ihr Geschmeide befindet. Jndem sie hier nach einem Ringe sucht, denkt sie der Sache von neuen wieder nach, und indem sie das Unschickliche dieser Verbindung (er ist etwa fuͤnfundzwanzig Jahr alt) recht lebhaft empfindet, wuͤnscht sie ihr gegebenes Wort wieder zuruͤcknehmen zu koͤnnen. Doch fuͤrchtet sie auf der andern Seite wieder, er moͤge sich dadurch beleidigt finden, und auch das will sie nicht gern. Nachdem sie so eine Zeitlang mit sich selbst gekaͤmpft hat, und ihre Unruhe immer groͤßer geworden ist, entschließt sie sich endlich, noch einmahl zuruͤckzugehn, und ihn auf den Unterschied ihres Alters und die Unannehmlichkeiten, die in der Folge daraus entstehen koͤnn-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0085]
genden Traum gehabt zu haben: O** (mein Freund) koͤmmt zu ihr, in ihr Haus, in die Wohnstube, wo sie sich allein befindet, und thut ihr einen bescheidenen, aber offenherzigen Heirathsantrag. Sie geraͤth anfangs daruͤber in Verlegenheit, ohne ihn jedoch abzuweisen, aͤußert sie Bedenklichkeiten und macht ihm Einwuͤrfe, die die Absicht seiner Anwerbung betreffen; — er sucht diese auf eine anstaͤndige Weise aus dem Wege zu raͤumen und zu widerlegen, und hierdurch entsteht eine lange Unterredung, deren sie sich von Wort zu Wort erinnert. Sie laͤuft darauf hinaus, daß sie sich endlich entschließt, zwar immer noch mit einer gewissen Aengstlichkeit, ihm das Jawort zu geben. Er beschenkt sie darauf mit einem Ringe, und sie, um ein Gleiches zu thun, geht in ihr Kabinet, wo sich ihr Geschmeide befindet. Jndem sie hier nach einem Ringe sucht, denkt sie der Sache von neuen wieder nach, und indem sie das Unschickliche dieser Verbindung (er ist etwa fuͤnfundzwanzig Jahr alt) recht lebhaft empfindet, wuͤnscht sie ihr gegebenes Wort wieder zuruͤcknehmen zu koͤnnen. Doch fuͤrchtet sie auf der andern Seite wieder, er moͤge sich dadurch beleidigt finden, und auch das will sie nicht gern. Nachdem sie so eine Zeitlang mit sich selbst gekaͤmpft hat, und ihre Unruhe immer groͤßer geworden ist, entschließt sie sich endlich, noch einmahl zuruͤckzugehn, und ihn auf den Unterschied ihres Alters und die Unannehmlichkeiten, die in der Folge daraus entstehen koͤnn-
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