Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
Nach diesen vorausgeschikten wenigen Bemerkungen über die Bedeutsamkeit der Träume überhaupt, komm ich zur Bedeutung einiger einzelnen, die im lezten Stück des 4ten Bandes und im folgenden angeführt sind, und in der That wegen ihrer Sonderbarkeit etwas näher untersucht zu werden verdienen. "Ein Rendant den der Herr Einsender des Traums Herr Seidel und Herr Prof. persönlich kannten, hatte das Unglück, daß ihm durch einen Bedienten eine beträchtliche Summe Kassengelder entwendet wurde. Die Verlegenheit des unglüklichen Mannes, der weiter kein Vermögen hatte, als was ihm sein Posten einbrachte, war außerordentlich groß. Das Fehlende sollte nun ersezt werden; sollte schon in weniger Zeit, als einem Monat ersezt seyn, weil er alsdenn Rechnung ablegen, und seine Kasse folglich richtig seyn mußte. Seine Freunde waren nicht im Stande, ihm eine so ansehnliche Summe gleich vorschießen zu können. -- Er suchte alle noch so entfernte begüterte Bekannte auf, und die Zeit der Berechnungskasse nahete bis auf wenige Tage heran, ohne daß er Hülfe zu finden wußte." Moritz "Nun träumte er in der einen Nacht, als ob ihm jemand sage: er möchte in die *** Straße, in das *** Haus gehen. Beides, Straße und
Nach diesen vorausgeschikten wenigen Bemerkungen uͤber die Bedeutsamkeit der Traͤume uͤberhaupt, komm ich zur Bedeutung einiger einzelnen, die im lezten Stuͤck des 4ten Bandes und im folgenden angefuͤhrt sind, und in der That wegen ihrer Sonderbarkeit etwas naͤher untersucht zu werden verdienen. »Ein Rendant den der Herr Einsender des Traums Herr Seidel und Herr Prof. persoͤnlich kannten, hatte das Ungluͤck, daß ihm durch einen Bedienten eine betraͤchtliche Summe Kassengelder entwendet wurde. Die Verlegenheit des ungluͤklichen Mannes, der weiter kein Vermoͤgen hatte, als was ihm sein Posten einbrachte, war außerordentlich groß. Das Fehlende sollte nun ersezt werden; sollte schon in weniger Zeit, als einem Monat ersezt seyn, weil er alsdenn Rechnung ablegen, und seine Kasse folglich richtig seyn mußte. Seine Freunde waren nicht im Stande, ihm eine so ansehnliche Summe gleich vorschießen zu koͤnnen. — Er suchte alle noch so entfernte beguͤterte Bekannte auf, und die Zeit der Berechnungskasse nahete bis auf wenige Tage heran, ohne daß er Huͤlfe zu finden wußte.« Moritz »Nun traͤumte er in der einen Nacht, als ob ihm jemand sage: er moͤchte in die *** Straße, in das *** Haus gehen. Beides, Straße und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><lb/> gewisser <hi rendition="#b">Zufall</hi> der Sache einen ganz eigenen Ausschlag gegeben haben duͤrfte.</p> <p>Nach diesen vorausgeschikten wenigen Bemerkungen uͤber die Bedeutsamkeit der Traͤume uͤberhaupt, komm ich zur Bedeutung einiger einzelnen, die im lezten Stuͤck des 4ten Bandes und im folgenden angefuͤhrt sind, und in der That wegen ihrer Sonderbarkeit etwas naͤher untersucht zu werden verdienen.</p> <p>»Ein Rendant den der Herr Einsender des Traums Herr <hi rendition="#b">Seidel</hi> und Herr Prof. <persName ref="#ref1"><note type="editorial">Moritz, Karl Philipp</note>Moritz</persName> persoͤnlich kannten, hatte das Ungluͤck, daß ihm durch einen Bedienten eine betraͤchtliche Summe Kassengelder entwendet wurde. Die Verlegenheit des ungluͤklichen Mannes, der weiter kein Vermoͤgen hatte, als was ihm sein Posten einbrachte, war außerordentlich groß. Das Fehlende sollte nun ersezt werden; sollte schon in weniger Zeit, als einem Monat ersezt seyn, weil er alsdenn Rechnung ablegen, und seine Kasse folglich richtig seyn mußte. Seine Freunde waren nicht im Stande, ihm eine so ansehnliche Summe gleich vorschießen zu koͤnnen. — Er suchte alle noch so entfernte beguͤterte Bekannte auf, und die Zeit der Berechnungskasse nahete bis auf wenige Tage heran, ohne daß er Huͤlfe zu finden wußte.«</p> <p>»Nun traͤumte er in der einen Nacht, als ob ihm jemand sage: er moͤchte in die *** Straße, in das *** Haus gehen. Beides, Straße und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
gewisser Zufall der Sache einen ganz eigenen Ausschlag gegeben haben duͤrfte.
Nach diesen vorausgeschikten wenigen Bemerkungen uͤber die Bedeutsamkeit der Traͤume uͤberhaupt, komm ich zur Bedeutung einiger einzelnen, die im lezten Stuͤck des 4ten Bandes und im folgenden angefuͤhrt sind, und in der That wegen ihrer Sonderbarkeit etwas naͤher untersucht zu werden verdienen.
»Ein Rendant den der Herr Einsender des Traums Herr Seidel und Herr Prof. Moritz persoͤnlich kannten, hatte das Ungluͤck, daß ihm durch einen Bedienten eine betraͤchtliche Summe Kassengelder entwendet wurde. Die Verlegenheit des ungluͤklichen Mannes, der weiter kein Vermoͤgen hatte, als was ihm sein Posten einbrachte, war außerordentlich groß. Das Fehlende sollte nun ersezt werden; sollte schon in weniger Zeit, als einem Monat ersezt seyn, weil er alsdenn Rechnung ablegen, und seine Kasse folglich richtig seyn mußte. Seine Freunde waren nicht im Stande, ihm eine so ansehnliche Summe gleich vorschießen zu koͤnnen. — Er suchte alle noch so entfernte beguͤterte Bekannte auf, und die Zeit der Berechnungskasse nahete bis auf wenige Tage heran, ohne daß er Huͤlfe zu finden wußte.«
»Nun traͤumte er in der einen Nacht, als ob ihm jemand sage: er moͤchte in die *** Straße, in das *** Haus gehen. Beides, Straße und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |