Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.4. Ueber das Band zwischen Geist und Körper. Auszug aus einem Briefe. Polchow bei Güstrow in Meklenburg, den 32. Juli 1789. Schon oben habe ich bemerkt, daß ich von der harten Leibes- und Nervenkrankheit in meinem 14ten Jahr befallen ward; und ich will über die sonderbaren Eräugnisse derselben mich verbreiten, da sie Folgen der Krankheit waren; sieben starke Bauernkerls waren nicht vermögend, den heftigen convulsivischen Bewegungen, die unwillkührlich bei vollem Bewußtseyn meine Glieder verdreheten, ein Hinderniß zu legen. Sie alle sieben flogen von Arm und Füssen wie Federn, wenn der unwillkührliche Schlag durch meine Glieder zuckte. Doch schon viel wichtiger auf meine Seele würkten die Zufälle, wenn ich bei heftigem Kopfweh eiskalt ward, und nun in eines weg, gleich einem Narren mit durchdringenden Gelächter meine Wächter erschreckte, ohne dieses Lachen bei allem Bestreben unterlassen zu können. Wenn ich Griechisch und Hebräisch und noch eine Sprache, die niemand kannte, mit aller Geläufigkeit redete, sehr wohl 4. Ueber das Band zwischen Geist und Koͤrper. Auszug aus einem Briefe. Polchow bei Guͤstrow in Meklenburg, den 32. Juli 1789. Schon oben habe ich bemerkt, daß ich von der harten Leibes- und Nervenkrankheit in meinem 14ten Jahr befallen ward; und ich will uͤber die sonderbaren Eraͤugnisse derselben mich verbreiten, da sie Folgen der Krankheit waren; sieben starke Bauernkerls waren nicht vermoͤgend, den heftigen convulsivischen Bewegungen, die unwillkuͤhrlich bei vollem Bewußtseyn meine Glieder verdreheten, ein Hinderniß zu legen. Sie alle sieben flogen von Arm und Fuͤssen wie Federn, wenn der unwillkuͤhrliche Schlag durch meine Glieder zuckte. Doch schon viel wichtiger auf meine Seele wuͤrkten die Zufaͤlle, wenn ich bei heftigem Kopfweh eiskalt ward, und nun in eines weg, gleich einem Narren mit durchdringenden Gelaͤchter meine Waͤchter erschreckte, ohne dieses Lachen bei allem Bestreben unterlassen zu koͤnnen. Wenn ich Griechisch und Hebraͤisch und noch eine Sprache, die niemand kannte, mit aller Gelaͤufigkeit redete, sehr wohl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0052" n="50"/><lb/><lb/> </div> </div> </div> <div n="3"> <head>4. Ueber das Band zwischen Geist und Koͤrper. <note type="editorial"><bibl><persName ref="#ref18"><note type="editorial"/>Graf von Graͤvenitz</persName></bibl></note> Auszug aus einem Briefe.</head><lb/> <opener> <dateline> <hi rendition="#right"><choice><corr>Polchow</corr><sic>Solchow</sic></choice> bei Guͤstrow in Meklenburg,<lb/> den 32. Juli 1789.</hi> </dateline> </opener> <p>Schon oben habe ich bemerkt, daß ich von der harten Leibes- und Nervenkrankheit in meinem 14ten Jahr befallen ward; und ich will uͤber die sonderbaren Eraͤugnisse derselben mich verbreiten, da sie Folgen der Krankheit waren; sieben starke Bauernkerls waren nicht vermoͤgend, den heftigen convulsivischen Bewegungen, die unwillkuͤhrlich bei vollem Bewußtseyn meine Glieder verdreheten, ein Hinderniß zu legen. Sie alle sieben flogen von Arm und Fuͤssen wie Federn, wenn der unwillkuͤhrliche Schlag durch meine Glieder zuckte.</p> <p>Doch schon viel wichtiger auf meine Seele wuͤrkten die Zufaͤlle, wenn ich bei heftigem Kopfweh eiskalt ward, und nun in eines weg, gleich einem Narren mit durchdringenden Gelaͤchter meine Waͤchter erschreckte, ohne dieses Lachen bei allem Bestreben unterlassen zu koͤnnen. Wenn ich Griechisch und Hebraͤisch und noch eine Sprache, die niemand kannte, mit aller Gelaͤufigkeit redete, sehr wohl<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0052]
4. Ueber das Band zwischen Geist und Koͤrper. Auszug aus einem Briefe.
Polchow bei Guͤstrow in Meklenburg,
den 32. Juli 1789. Schon oben habe ich bemerkt, daß ich von der harten Leibes- und Nervenkrankheit in meinem 14ten Jahr befallen ward; und ich will uͤber die sonderbaren Eraͤugnisse derselben mich verbreiten, da sie Folgen der Krankheit waren; sieben starke Bauernkerls waren nicht vermoͤgend, den heftigen convulsivischen Bewegungen, die unwillkuͤhrlich bei vollem Bewußtseyn meine Glieder verdreheten, ein Hinderniß zu legen. Sie alle sieben flogen von Arm und Fuͤssen wie Federn, wenn der unwillkuͤhrliche Schlag durch meine Glieder zuckte.
Doch schon viel wichtiger auf meine Seele wuͤrkten die Zufaͤlle, wenn ich bei heftigem Kopfweh eiskalt ward, und nun in eines weg, gleich einem Narren mit durchdringenden Gelaͤchter meine Waͤchter erschreckte, ohne dieses Lachen bei allem Bestreben unterlassen zu koͤnnen. Wenn ich Griechisch und Hebraͤisch und noch eine Sprache, die niemand kannte, mit aller Gelaͤufigkeit redete, sehr wohl
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |