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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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mit derselben einen Sinn verband, den man im Griechischen und Hebräischen verstand, ohne daß ich je mit letzterer Sprache bekannt gewesen, und von ersterer noch nichts weiß.

Oft aber alle Thiere nachmachte, im Geschrei und Gang, selbst in ihren Eigenschaften, vorzüglich das Stampfen und das Wiehern der Pferde, so unwillkührlich, daß ein Strick, den man mir an den Leib gebunden, weder die Bewegung meiner Füsse hemmen, noch mein Geschrei durch Drohung und Zwang verhindert werden konnte; ja so, daß, als ich ein Füllen auf dem Hof sahe, ich in einem solchen Pferdesinn zu ihm hinaus wollte, und mit der Hand ein Fenster einschlug, das eine Sehne mir an der rechten Hand abschnitt.

Ein solcher Zufall endigte sich allemal mit einem epileptischen convulsivischen Zufall, der die Sinnen wieder in Ordnung brachte, und die Jmagination berichtigte. War ich kalt während diesem Zufall gewesen, so glüheten nun alle Adern.

War ich warm und in Hitze gewesen bei Eintritt meines Zufalls, so war ich beim Ende eiskalt, zum gewissen Beweis, daß der Zufall bald wieder kommen würde.

Jch schlief und aß, trank und hatte alle natürliche Wirkungen eines Gesunden so vollkommen, wie mein gutes Ansehen, daß bei gesunden Augenblicken, man alles für Verstellung gehalten haben würde. Oft war meine Seele unwillig über die


mit derselben einen Sinn verband, den man im Griechischen und Hebraͤischen verstand, ohne daß ich je mit letzterer Sprache bekannt gewesen, und von ersterer noch nichts weiß.

Oft aber alle Thiere nachmachte, im Geschrei und Gang, selbst in ihren Eigenschaften, vorzuͤglich das Stampfen und das Wiehern der Pferde, so unwillkuͤhrlich, daß ein Strick, den man mir an den Leib gebunden, weder die Bewegung meiner Fuͤsse hemmen, noch mein Geschrei durch Drohung und Zwang verhindert werden konnte; ja so, daß, als ich ein Fuͤllen auf dem Hof sahe, ich in einem solchen Pferdesinn zu ihm hinaus wollte, und mit der Hand ein Fenster einschlug, das eine Sehne mir an der rechten Hand abschnitt.

Ein solcher Zufall endigte sich allemal mit einem epileptischen convulsivischen Zufall, der die Sinnen wieder in Ordnung brachte, und die Jmagination berichtigte. War ich kalt waͤhrend diesem Zufall gewesen, so gluͤheten nun alle Adern.

War ich warm und in Hitze gewesen bei Eintritt meines Zufalls, so war ich beim Ende eiskalt, zum gewissen Beweis, daß der Zufall bald wieder kommen wuͤrde.

Jch schlief und aß, trank und hatte alle natuͤrliche Wirkungen eines Gesunden so vollkommen, wie mein gutes Ansehen, daß bei gesunden Augenblicken, man alles fuͤr Verstellung gehalten haben wuͤrde. Oft war meine Seele unwillig uͤber die

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[51/0053] mit derselben einen Sinn verband, den man im Griechischen und Hebraͤischen verstand, ohne daß ich je mit letzterer Sprache bekannt gewesen, und von ersterer noch nichts weiß. Oft aber alle Thiere nachmachte, im Geschrei und Gang, selbst in ihren Eigenschaften, vorzuͤglich das Stampfen und das Wiehern der Pferde, so unwillkuͤhrlich, daß ein Strick, den man mir an den Leib gebunden, weder die Bewegung meiner Fuͤsse hemmen, noch mein Geschrei durch Drohung und Zwang verhindert werden konnte; ja so, daß, als ich ein Fuͤllen auf dem Hof sahe, ich in einem solchen Pferdesinn zu ihm hinaus wollte, und mit der Hand ein Fenster einschlug, das eine Sehne mir an der rechten Hand abschnitt. Ein solcher Zufall endigte sich allemal mit einem epileptischen convulsivischen Zufall, der die Sinnen wieder in Ordnung brachte, und die Jmagination berichtigte. War ich kalt waͤhrend diesem Zufall gewesen, so gluͤheten nun alle Adern. War ich warm und in Hitze gewesen bei Eintritt meines Zufalls, so war ich beim Ende eiskalt, zum gewissen Beweis, daß der Zufall bald wieder kommen wuͤrde. Jch schlief und aß, trank und hatte alle natuͤrliche Wirkungen eines Gesunden so vollkommen, wie mein gutes Ansehen, daß bei gesunden Augenblicken, man alles fuͤr Verstellung gehalten haben wuͤrde. Oft war meine Seele unwillig uͤber die

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/53>, abgerufen am 18.05.2024.