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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

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wobei er sich dann immer die würkliche Aufführung dieses Stücks, und zugleich den Effekt dachte, den es auf die Zuschauer machen würde.

Dies zweite Zeichen sollte ebenfalls für jeden, der sich wegen seines poetischen Berufs sorgfältig prüft, schon abschrekkend seyn.

Denn der wahre Dichter und Künstler findet und hoft seine Belohnung nicht erst in dem Effekt, den sein Werk machen wird, sondern er findet in der Arbeit selbst Vergnügen, und würde dieselbe nicht für verlohren halten, wenn sie auch niemanden zu Gesicht kommen sollte. Sein Werk zieht ihn unwillkürlich an sich, in ihm selber liegt die Kraft zu seinen Fortschritten, und die Ehre ist nur der Sporn, der ihn antreibt.

Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier einhauchen, ein großes Werk zu beginnen, allein die Kraft dazu kann sie dem nie gewähren, der sie nicht schon besaß, ehe er selbst die Ruhmbegier noch kannte.

Noch ein drittes schlimmes Zeichen ist, wenn junge Dichter ihren Stoff sehr gerne aus dem Entfernten und Unbekannten nehmen; wenn sie gerne morgenländische Vorstellungsarten, und dergleichen bearbeiten, wo alles von den Scenen des gewöhnlichen nächsten Lebens der Menschen ganz verschieden ist; und wo also auch der Stoff schon von selber poetisch wird.



wobei er sich dann immer die wuͤrkliche Auffuͤhrung dieses Stuͤcks, und zugleich den Effekt dachte, den es auf die Zuschauer machen wuͤrde.

Dies zweite Zeichen sollte ebenfalls fuͤr jeden, der sich wegen seines poetischen Berufs sorgfaͤltig pruͤft, schon abschrekkend seyn.

Denn der wahre Dichter und Kuͤnstler findet und hoft seine Belohnung nicht erst in dem Effekt, den sein Werk machen wird, sondern er findet in der Arbeit selbst Vergnuͤgen, und wuͤrde dieselbe nicht fuͤr verlohren halten, wenn sie auch niemanden zu Gesicht kommen sollte. Sein Werk zieht ihn unwillkuͤrlich an sich, in ihm selber liegt die Kraft zu seinen Fortschritten, und die Ehre ist nur der Sporn, der ihn antreibt.

Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier einhauchen, ein großes Werk zu beginnen, allein die Kraft dazu kann sie dem nie gewaͤhren, der sie nicht schon besaß, ehe er selbst die Ruhmbegier noch kannte.

Noch ein drittes schlimmes Zeichen ist, wenn junge Dichter ihren Stoff sehr gerne aus dem Entfernten und Unbekannten nehmen; wenn sie gerne morgenlaͤndische Vorstellungsarten, und dergleichen bearbeiten, wo alles von den Scenen des gewoͤhnlichen naͤchsten Lebens der Menschen ganz verschieden ist; und wo also auch der Stoff schon von selber poetisch wird.


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[112/0112] wobei er sich dann immer die wuͤrkliche Auffuͤhrung dieses Stuͤcks, und zugleich den Effekt dachte, den es auf die Zuschauer machen wuͤrde. Dies zweite Zeichen sollte ebenfalls fuͤr jeden, der sich wegen seines poetischen Berufs sorgfaͤltig pruͤft, schon abschrekkend seyn. Denn der wahre Dichter und Kuͤnstler findet und hoft seine Belohnung nicht erst in dem Effekt, den sein Werk machen wird, sondern er findet in der Arbeit selbst Vergnuͤgen, und wuͤrde dieselbe nicht fuͤr verlohren halten, wenn sie auch niemanden zu Gesicht kommen sollte. Sein Werk zieht ihn unwillkuͤrlich an sich, in ihm selber liegt die Kraft zu seinen Fortschritten, und die Ehre ist nur der Sporn, der ihn antreibt. Die bloße Ruhmbegier kann wohl die Begier einhauchen, ein großes Werk zu beginnen, allein die Kraft dazu kann sie dem nie gewaͤhren, der sie nicht schon besaß, ehe er selbst die Ruhmbegier noch kannte. Noch ein drittes schlimmes Zeichen ist, wenn junge Dichter ihren Stoff sehr gerne aus dem Entfernten und Unbekannten nehmen; wenn sie gerne morgenlaͤndische Vorstellungsarten, und dergleichen bearbeiten, wo alles von den Scenen des gewoͤhnlichen naͤchsten Lebens der Menschen ganz verschieden ist; und wo also auch der Stoff schon von selber poetisch wird.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/112>, abgerufen am 09.11.2024.