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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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mit seiner herrlichen Nemesis lehrt), vom Gleichgewicht und Ebenmaaß der Kräfte, Erfordernissen und Füglichkeiten abhängt, vom richtig begränzenden Gleichgewichte des Grundes, Mittels und Zwecks, darin alles Wesen der Dinge und ihr grades Vollkommenheitsmaaß selbst besteht, so weit es in Anlagen und stets ebenmäßigem Wirken der Natur zu sehen, zu beobachten ist, wie Newtons Himmelssystem schon gezeigt hat.

Eine Anlage zu der Gleichgewichtsphilosophie hatte unser Schweizer-Philosoph von seinem guten Vater, der außer der Ordnung seiner Pflichten, worin er pünktlich lebte, für alles übrige der Welt die größte Gleichgültigkeit hatte. Er war aber Rentamtsverwalter in Tiliane, und hatte in jüngern Jahren, der Patricischen Kaufmannschaft in Lyon und Archabone zu getreuer Buchhalterei gedient; am letztern kleinen Orte zeugte er auch seinen erstgebohrnen Sohn, unsern Schweizer-Philosophen Arcas, in einer ausnehmend guten und glücklichen Ehe, mit einer in besten Kreuzproben bewährten redlichen Landsmännin, die zwar kolerisches Feuer, aber zugleich scharfen Verstand, große Bedenklichkeit und Religion in Geistesfreyheit mit äußerster Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe sowohl als Geschicklichkeit hatte, zu allem Dienlichen; also für einen Mann von großer Gleichgültigkeit außer seiner Pflicht, die beste Frau war.

Der erste Sohn nun, unser Arcas, hatte die Gleichgültigkeit seines Vaters für alles Aeußere der


mit seiner herrlichen Nemesis lehrt), vom Gleichgewicht und Ebenmaaß der Kraͤfte, Erfordernissen und Fuͤglichkeiten abhaͤngt, vom richtig begraͤnzenden Gleichgewichte des Grundes, Mittels und Zwecks, darin alles Wesen der Dinge und ihr grades Vollkommenheitsmaaß selbst besteht, so weit es in Anlagen und stets ebenmaͤßigem Wirken der Natur zu sehen, zu beobachten ist, wie Newtons Himmelssystem schon gezeigt hat.

Eine Anlage zu der Gleichgewichtsphilosophie hatte unser Schweizer-Philosoph von seinem guten Vater, der außer der Ordnung seiner Pflichten, worin er puͤnktlich lebte, fuͤr alles uͤbrige der Welt die groͤßte Gleichguͤltigkeit hatte. Er war aber Rentamtsverwalter in Tiliane, und hatte in juͤngern Jahren, der Patricischen Kaufmannschaft in Lyon und Archabone zu getreuer Buchhalterei gedient; am letztern kleinen Orte zeugte er auch seinen erstgebohrnen Sohn, unsern Schweizer-Philosophen Arcas, in einer ausnehmend guten und gluͤcklichen Ehe, mit einer in besten Kreuzproben bewaͤhrten redlichen Landsmaͤnnin, die zwar kolerisches Feuer, aber zugleich scharfen Verstand, große Bedenklichkeit und Religion in Geistesfreyheit mit aͤußerster Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe sowohl als Geschicklichkeit hatte, zu allem Dienlichen; also fuͤr einen Mann von großer Gleichguͤltigkeit außer seiner Pflicht, die beste Frau war.

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[102/0102] mit seiner herrlichen Nemesis lehrt), vom Gleichgewicht und Ebenmaaß der Kraͤfte, Erfordernissen und Fuͤglichkeiten abhaͤngt, vom richtig begraͤnzenden Gleichgewichte des Grundes, Mittels und Zwecks, darin alles Wesen der Dinge und ihr grades Vollkommenheitsmaaß selbst besteht, so weit es in Anlagen und stets ebenmaͤßigem Wirken der Natur zu sehen, zu beobachten ist, wie Newtons Himmelssystem schon gezeigt hat. Eine Anlage zu der Gleichgewichtsphilosophie hatte unser Schweizer-Philosoph von seinem guten Vater, der außer der Ordnung seiner Pflichten, worin er puͤnktlich lebte, fuͤr alles uͤbrige der Welt die groͤßte Gleichguͤltigkeit hatte. Er war aber Rentamtsverwalter in Tiliane, und hatte in juͤngern Jahren, der Patricischen Kaufmannschaft in Lyon und Archabone zu getreuer Buchhalterei gedient; am letztern kleinen Orte zeugte er auch seinen erstgebohrnen Sohn, unsern Schweizer-Philosophen Arcas, in einer ausnehmend guten und gluͤcklichen Ehe, mit einer in besten Kreuzproben bewaͤhrten redlichen Landsmaͤnnin, die zwar kolerisches Feuer, aber zugleich scharfen Verstand, große Bedenklichkeit und Religion in Geistesfreyheit mit aͤußerster Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe sowohl als Geschicklichkeit hatte, zu allem Dienlichen; also fuͤr einen Mann von großer Gleichguͤltigkeit außer seiner Pflicht, die beste Frau war. Der erste Sohn nun, unser Arcas, hatte die Gleichguͤltigkeit seines Vaters fuͤr alles Aeußere der

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/102>, abgerufen am 11.05.2024.