Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.
Was vorzüglich sie auszeichnete, war ein undenkbarer Aberglaube. Keine Geschichte von Gespenstern und Hexen konnte so abgeschmackt seyn, daß sie sie nicht glaubte. Poltergeister, Blutsauger, Besessene, Erdgnomen (unter dem Namen der kleinen Leutchen bekannt, die unter den Heerden wohnen, Kinder austauschen, und hundert andre schöne Sächelchen machen), Engel, die den Menschen zur Seite ständen, und sie vor Gefahren schützten, böse Geister, die den Menschen unsichtbare Netze umwerfen, Wunderkräfte geweihter Lichter und Palmzweige, gegen Donner, Hagel, Pestilenz, und Gott weiß was, Lügen beim Glockenkaufen zur Vermehrung des Klanges, Räthseldeuten beim Lichtgießen, Teufel, die sich in Gestalt von Jägern oder Aerzten mit einem Pferdefuße bei Hochzeiten einschlichen, und während des Tanzes gottlose Bräute stehlen, diese waren der Stoff ihrer Gedanken, ihrer Betrachtungen, und machten einen wesentlichen Theil ihres Glaubens aus. Vor allen Dingen aber beschäftigte sie der Glaube an Hexen, Wahrsagerinnen, Teufelsbanner, Schatzgräber, Konstella-
Was vorzuͤglich sie auszeichnete, war ein undenkbarer Aberglaube. Keine Geschichte von Gespenstern und Hexen konnte so abgeschmackt seyn, daß sie sie nicht glaubte. Poltergeister, Blutsauger, Besessene, Erdgnomen (unter dem Namen der kleinen Leutchen bekannt, die unter den Heerden wohnen, Kinder austauschen, und hundert andre schoͤne Saͤchelchen machen), Engel, die den Menschen zur Seite staͤnden, und sie vor Gefahren schuͤtzten, boͤse Geister, die den Menschen unsichtbare Netze umwerfen, Wunderkraͤfte geweihter Lichter und Palmzweige, gegen Donner, Hagel, Pestilenz, und Gott weiß was, Luͤgen beim Glockenkaufen zur Vermehrung des Klanges, Raͤthseldeuten beim Lichtgießen, Teufel, die sich in Gestalt von Jaͤgern oder Aerzten mit einem Pferdefuße bei Hochzeiten einschlichen, und waͤhrend des Tanzes gottlose Braͤute stehlen, diese waren der Stoff ihrer Gedanken, ihrer Betrachtungen, und machten einen wesentlichen Theil ihres Glaubens aus. Vor allen Dingen aber beschaͤftigte sie der Glaube an Hexen, Wahrsagerinnen, Teufelsbanner, Schatzgraͤber, Konstella- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0027" n="27"/><lb/> galt. Was ihres Amtes war, that sie gehoͤrig und gut, und war uͤbrigens treu und ehrlich, und zeigte in Allem einen richtigen Verstand. Jhr Blut war schwarz und dick, so wie sie es jaͤhrlich zweimal aus der Ader ließ. Krank habe ich sie die ganze dreizehn Jahre nur einmal, an einem rheumatischen Zufalle, gesehen.</p> <p>Was vorzuͤglich sie auszeichnete, war ein undenkbarer Aberglaube. Keine Geschichte von Gespenstern und Hexen konnte so abgeschmackt seyn, daß sie sie nicht glaubte. Poltergeister, Blutsauger, Besessene, Erdgnomen (unter dem Namen der kleinen Leutchen bekannt, die unter den Heerden wohnen, Kinder austauschen, und hundert andre schoͤne Saͤchelchen machen), Engel, die den Menschen zur Seite staͤnden, und sie vor Gefahren schuͤtzten, boͤse Geister, die den Menschen unsichtbare Netze umwerfen, Wunderkraͤfte geweihter Lichter und Palmzweige, gegen Donner, Hagel, Pestilenz, und Gott weiß was, Luͤgen beim Glockenkaufen zur Vermehrung des Klanges, Raͤthseldeuten beim Lichtgießen, Teufel, die sich in Gestalt von Jaͤgern oder Aerzten mit einem Pferdefuße bei Hochzeiten einschlichen, und waͤhrend des Tanzes gottlose Braͤute stehlen, diese waren der Stoff ihrer Gedanken, ihrer Betrachtungen, und machten einen wesentlichen Theil ihres Glaubens aus. Vor allen Dingen aber beschaͤftigte sie der Glaube an Hexen, Wahrsagerinnen, Teufelsbanner, Schatzgraͤber, Konstella-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
galt. Was ihres Amtes war, that sie gehoͤrig und gut, und war uͤbrigens treu und ehrlich, und zeigte in Allem einen richtigen Verstand. Jhr Blut war schwarz und dick, so wie sie es jaͤhrlich zweimal aus der Ader ließ. Krank habe ich sie die ganze dreizehn Jahre nur einmal, an einem rheumatischen Zufalle, gesehen.
Was vorzuͤglich sie auszeichnete, war ein undenkbarer Aberglaube. Keine Geschichte von Gespenstern und Hexen konnte so abgeschmackt seyn, daß sie sie nicht glaubte. Poltergeister, Blutsauger, Besessene, Erdgnomen (unter dem Namen der kleinen Leutchen bekannt, die unter den Heerden wohnen, Kinder austauschen, und hundert andre schoͤne Saͤchelchen machen), Engel, die den Menschen zur Seite staͤnden, und sie vor Gefahren schuͤtzten, boͤse Geister, die den Menschen unsichtbare Netze umwerfen, Wunderkraͤfte geweihter Lichter und Palmzweige, gegen Donner, Hagel, Pestilenz, und Gott weiß was, Luͤgen beim Glockenkaufen zur Vermehrung des Klanges, Raͤthseldeuten beim Lichtgießen, Teufel, die sich in Gestalt von Jaͤgern oder Aerzten mit einem Pferdefuße bei Hochzeiten einschlichen, und waͤhrend des Tanzes gottlose Braͤute stehlen, diese waren der Stoff ihrer Gedanken, ihrer Betrachtungen, und machten einen wesentlichen Theil ihres Glaubens aus. Vor allen Dingen aber beschaͤftigte sie der Glaube an Hexen, Wahrsagerinnen, Teufelsbanner, Schatzgraͤber, Konstella-
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