welche die Mutter der Hecate ward. -- Hyperion mit der Thia, einer Tochter des Himmels, zeugt die Aurora, den Helios oder Sonnengott, und die Luna. -- Oceanus mit der Tethys, einer Tochter des Himmels, erzeugt die Flüsse und Quellen. -- Japet vermählt sich mit der Klymene, einer Toch- ter des Oceanus, und erzeugt mit ihr die Titanen, Atlas, Menötios, den Prometheus, der die Menschen bildete, und den Epimetheus. -- Krius mit der Eurybia, einer Tochter des Pontus, er- zeugt die Titanen, Asträus, Pallas und Perses.
Saturnus vermählt sich mit seiner Schwester der Rhea, und mit ihm hebt eine Reihe von neuen Göttererzeugungen an, wodurch die Alten in der Zukunft verdrängt werden sollen. Die bleibenden Gestalten gewinnen endlich die Ober- hand; aber sie müssen vorher noch lange mit der alles zerstörenden Zeit, und dem alles verschlingen- den Chaos kämpfen. Saturnus ist zugleich ein Bild dieser zerstörenden Zeit. Er, der seinen Erzeuger entmannt hat, verschlingt seine eigenen Kinder, so wie sie gebohren werden: denn ihm ist von sei- ner Mutter, der Erde, geweißagt worden, daß einer seiner Söhne ihn seiner Herrschaft berauben werde. So rächte sich der an seinem Erzeuger verübte Frevel; Saturnus fürchtet gleich diesem, die sich empörende Macht, und während er über feine Brüder, die Titanen herrschte, hielt er den-
welche die Mutter der Hecate ward. — Hyperion mit der Thia, einer Tochter des Himmels, zeugt die Aurora, den Helios oder Sonnengott, und die Luna. — Oceanus mit der Tethys, einer Tochter des Himmels, erzeugt die Fluͤſſe und Quellen. — Japet vermaͤhlt ſich mit der Klymene, einer Toch- ter des Oceanus, und erzeugt mit ihr die Titanen, Atlas, Menoͤtios, den Prometheus, der die Menſchen bildete, und den Epimetheus. — Krius mit der Eurybia, einer Tochter des Pontus, er- zeugt die Titanen, Aſtraͤus, Pallas und Perſes.
Saturnus vermaͤhlt ſich mit ſeiner Schweſter der Rhea, und mit ihm hebt eine Reihe von neuen Goͤttererzeugungen an, wodurch die Alten in der Zukunft verdraͤngt werden ſollen. Die bleibenden Geſtalten gewinnen endlich die Ober- hand; aber ſie muͤſſen vorher noch lange mit der alles zerſtoͤrenden Zeit, und dem alles verſchlingen- den Chaos kaͤmpfen. Saturnus iſt zugleich ein Bild dieſer zerſtoͤrenden Zeit. Er, der ſeinen Erzeuger entmannt hat, verſchlingt ſeine eigenen Kinder, ſo wie ſie gebohren werden: denn ihm iſt von ſei- ner Mutter, der Erde, geweißagt worden, daß einer ſeiner Soͤhne ihn ſeiner Herrſchaft berauben werde. So raͤchte ſich der an ſeinem Erzeuger veruͤbte Frevel; Saturnus fuͤrchtet gleich dieſem, die ſich empoͤrende Macht, und waͤhrend er uͤber feine Bruͤder, die Titanen herrſchte, hielt er den-
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welche die Mutter der Hecate ward. — Hyperion
mit der Thia, einer Tochter des Himmels, zeugt
die Aurora, den Helios oder Sonnengott, und die
Luna. — Oceanus mit der Tethys, einer Tochter
des Himmels, erzeugt die Fluͤſſe und Quellen. —
Japet vermaͤhlt ſich mit der Klymene, einer Toch-
ter des Oceanus, und erzeugt mit ihr die Titanen,
Atlas, Menoͤtios, den Prometheus, der die
Menſchen bildete, und den Epimetheus. — Krius
mit der Eurybia, einer Tochter des Pontus, er-
zeugt die Titanen, Aſtraͤus, Pallas und Perſes.
Saturnus vermaͤhlt ſich mit ſeiner Schweſter
der Rhea, und mit ihm hebt eine Reihe von
neuen Goͤttererzeugungen an, wodurch die Alten
in der Zukunft verdraͤngt werden ſollen. Die
bleibenden Geſtalten gewinnen endlich die Ober-
hand; aber ſie muͤſſen vorher noch lange mit der
alles zerſtoͤrenden Zeit, und dem alles verſchlingen-
den Chaos kaͤmpfen. Saturnus iſt zugleich ein Bild
dieſer zerſtoͤrenden Zeit. Er, der ſeinen Erzeuger
entmannt hat, verſchlingt ſeine eigenen Kinder,
ſo wie ſie gebohren werden: denn ihm iſt von ſei-
ner Mutter, der Erde, geweißagt worden, daß
einer ſeiner Soͤhne ihn ſeiner Herrſchaft berauben
werde. So raͤchte ſich der an ſeinem Erzeuger
veruͤbte Frevel; Saturnus fuͤrchtet gleich dieſem,
die ſich empoͤrende Macht, und waͤhrend er uͤber
feine Bruͤder, die Titanen herrſchte, hielt er den-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/36>, abgerufen am 23.11.2024.
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