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Moritz, Karl Philipp: Über die bildende Nachahmung des Schönen. Braunschweig, 1788.

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Wenn der griechische Schauspieler, in der Komö¬
die des Aristophanes dem Sokrates auf dem Schauplatze,
und der Weise ihm im Leben nachahmt: so ist das
Nachahmen von beiden so sehr verschieden, dass es
nicht wohl mehr unter einer und eben derselben Be¬
nennung begriffen werden kann: wir sagen daher der
Schauspieler parodierte den Sokrates, und der Weise
ahmt ihm nach.

Dem Schauspieler war es freilich nicht darum zu
thun, dem Sokrates im Ernst nachzuahmen, sondern
vielmehr nur, das Eigenthümliche desselben, oder
seine Individualität in Gang, Miene, Stellung und
Gebehrden, auf eine gewisse übertriebne Art, wo¬
durch sie bei dem Zuschauer lächerlich werden sollte,
nachzubilden. Weil diess nun der Schauspieler mit
Bewusstseyn, und gleichsam im Scherz that, so sagen
wir: er parodierte den Sokrates.

Wäre
A 2

Wenn der griechiſche Schauſpieler, in der Komö¬
die des Ariſtophanes dem Sokrates auf dem Schauplatze,
und der Weiſe ihm im Leben nachahmt: ſo iſt das
Nachahmen von beiden ſo ſehr verſchieden, daſs es
nicht wohl mehr unter einer und eben derſelben Be¬
nennung begriffen werden kann: wir ſagen daher der
Schauſpieler parodierte den Sokrates, und der Weiſe
ahmt ihm nach.

Dem Schauſpieler war es freilich nicht darum zu
thun, dem Sokrates im Ernſt nachzuahmen, ſondern
vielmehr nur, das Eigenthümliche desſelben, oder
ſeine Individualität in Gang, Miene, Stellung und
Gebehrden, auf eine gewisſe übertriebne Art, wo¬
durch ſie bei dem Zuſchauer lächerlich werden ſollte,
nachzubilden. Weil dieſs nun der Schauſpieler mit
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wir: er parodierte den Sokrates.

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[0009] Wenn der griechiſche Schauſpieler, in der Komö¬ die des Ariſtophanes dem Sokrates auf dem Schauplatze, und der Weiſe ihm im Leben nachahmt: ſo iſt das Nachahmen von beiden ſo ſehr verſchieden, daſs es nicht wohl mehr unter einer und eben derſelben Be¬ nennung begriffen werden kann: wir ſagen daher der Schauſpieler parodierte den Sokrates, und der Weiſe ahmt ihm nach. Dem Schauſpieler war es freilich nicht darum zu thun, dem Sokrates im Ernſt nachzuahmen, ſondern vielmehr nur, das Eigenthümliche desſelben, oder ſeine Individualität in Gang, Miene, Stellung und Gebehrden, auf eine gewisſe übertriebne Art, wo¬ durch ſie bei dem Zuſchauer lächerlich werden ſollte, nachzubilden. Weil dieſs nun der Schauſpieler mit Bewuſstſeyn, und gleichſam im Scherz that, ſo ſagen wir: er parodierte den Sokrates. Wäre A 2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Über die bildende Nachahmung des Schönen. Braunschweig, 1788, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_nachahmung_1788/9>, abgerufen am 23.11.2024.