Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.der zärtlichen Bewillkommung ihrer Eltern ent¬ Welche unerwartete Aufmunterung für ihn, Der Direktor B. . . war wirklich ein Mann, der zaͤrtlichen Bewillkommung ihrer Eltern ent¬ Welche unerwartete Aufmunterung fuͤr ihn, Der Direktor B. . . war wirklich ein Mann, <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0040" n="30"/> der zaͤrtlichen Bewillkommung ihrer Eltern ent¬<lb/> gegen ſahn, gieng Reiſer einſam und verlaſſen<lb/> auf der Straße umher, wo ihn der Direktor des<lb/> Lyceums begegnete, der ihn anredete, und fragte,<lb/> ob er nicht <hi rendition="#fr">Reiſerus</hi> hieße? — und als Reiſer<lb/> mit Ja antwortete, ihm freundlich die Hand<lb/> druckte; und ſagte, er habe ſchon durch den Pa¬<lb/> ſtor M... viel Gutes von ihm gehoͤrt, und wuͤr¬<lb/> de bald naͤher mit ihm bekannt werden.</p><lb/> <p>Welche unerwartete Aufmunterung fuͤr ihn,<lb/> daß dieſer Mann, den er ſchon oft mit tiefer Ehr¬<lb/> furcht betrachtet hatte, ihn auf der Straße an¬<lb/> zureden wuͤrdigte, und ihn Reiſerus nannte.</p><lb/> <p>Der Direktor B. . . war wirklich ein Mann,<lb/> welcher einem jeden der ihn ſahe, Ehrfurcht und<lb/> Liebe einzufloͤßen im Stande war. Er kleidete<lb/> ſich zierlich, und doch anſtaͤndig, trug ſich edel,<lb/> war wohlgebildet, hatte die heiterſte Miene, wor¬<lb/> inn ihm ſo oft er wollte, der ſtrengſte Ernſt zu<lb/> Gebote ſtand. Er war ein Schulmann, gerade<lb/> wie er ſeyn ſollte, um von dieſem Stande die<lb/> Verachtung der feinen Welt, womit die gewoͤhn¬<lb/> liche Pedanterie deſſelben belegt iſt, abzuwaͤlzen.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [30/0040]
der zaͤrtlichen Bewillkommung ihrer Eltern ent¬
gegen ſahn, gieng Reiſer einſam und verlaſſen
auf der Straße umher, wo ihn der Direktor des
Lyceums begegnete, der ihn anredete, und fragte,
ob er nicht Reiſerus hieße? — und als Reiſer
mit Ja antwortete, ihm freundlich die Hand
druckte; und ſagte, er habe ſchon durch den Pa¬
ſtor M... viel Gutes von ihm gehoͤrt, und wuͤr¬
de bald naͤher mit ihm bekannt werden.
Welche unerwartete Aufmunterung fuͤr ihn,
daß dieſer Mann, den er ſchon oft mit tiefer Ehr¬
furcht betrachtet hatte, ihn auf der Straße an¬
zureden wuͤrdigte, und ihn Reiſerus nannte.
Der Direktor B. . . war wirklich ein Mann,
welcher einem jeden der ihn ſahe, Ehrfurcht und
Liebe einzufloͤßen im Stande war. Er kleidete
ſich zierlich, und doch anſtaͤndig, trug ſich edel,
war wohlgebildet, hatte die heiterſte Miene, wor¬
inn ihm ſo oft er wollte, der ſtrengſte Ernſt zu
Gebote ſtand. Er war ein Schulmann, gerade
wie er ſeyn ſollte, um von dieſem Stande die
Verachtung der feinen Welt, womit die gewoͤhn¬
liche Pedanterie deſſelben belegt iſt, abzuwaͤlzen.
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