werden. -- Er nöthigte Reisern, die Nacht bei ihm auf seiner Stube zu bleiben, wo sie sich denn in reitzenden Träumen von der Glückseligkeit, die der Stand eines Schauspielers gewährte, ver¬ lohren, bis sie beide darüber einschliefen. --
Jetzt waren sie beide fast unzertrennlich, und Tag und Nacht beisammen. -- Und einst, da sie an einem warmen aber trüben Morgen vors Thor hinausgingen, sagte I. . ., dieß wäre gu¬ tes Wetter, davon zu gehen -- und das Wetter schien auch so reisemäßig, der Himmel so dicht auf der Erde liegend, die Gegenstände umher so dunkel, gleichsam als sollte die Auf¬ merksamkeit nur auf die Straße, die man wan¬ dern wollte, hingeheftet werden. -- Die Idee wurde in beider Köpfen so rege, daß nicht viel fehlte, sie hätten sie gleich ins Werk gerichtet -- indes wollte doch I. . . wo möglich in H. . . noch seinen Beaumarchais spielen -- sie kehrten also nach der Stadt wieder um -- so sehr sich nun auch I. . . für Reisern mit bewarb, so war es doch unmöglich, daß dieser die Rolle des Klavigo erhalten konnte -- statt dessen trat ihm endlich der, welcher den Klavigo spielte, den Fürsten im
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werden. — Er noͤthigte Reiſern, die Nacht bei ihm auf ſeiner Stube zu bleiben, wo ſie ſich denn in reitzenden Traͤumen von der Gluͤckſeligkeit, die der Stand eines Schauſpielers gewaͤhrte, ver¬ lohren, bis ſie beide daruͤber einſchliefen. —
Jetzt waren ſie beide faſt unzertrennlich, und Tag und Nacht beiſammen. — Und einſt, da ſie an einem warmen aber truͤben Morgen vors Thor hinausgingen, ſagte I. . ., dieß waͤre gu¬ tes Wetter, davon zu gehen — und das Wetter ſchien auch ſo reiſemaͤßig, der Himmel ſo dicht auf der Erde liegend, die Gegenſtaͤnde umher ſo dunkel, gleichſam als ſollte die Auf¬ merkſamkeit nur auf die Straße, die man wan¬ dern wollte, hingeheftet werden. — Die Idee wurde in beider Koͤpfen ſo rege, daß nicht viel fehlte, ſie haͤtten ſie gleich ins Werk gerichtet — indes wollte doch I. . . wo moͤglich in H. . . noch ſeinen Beaumarchais ſpielen — ſie kehrten alſo nach der Stadt wieder um — ſo ſehr ſich nun auch I. . . fuͤr Reiſern mit bewarb, ſo war es doch unmoͤglich, daß dieſer die Rolle des Klavigo erhalten konnte — ſtatt deſſen trat ihm endlich der, welcher den Klavigo ſpielte, den Fuͤrſten im
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ihm auf ſeiner Stube zu bleiben, wo ſie ſich denn
in reitzenden Traͤumen von der Gluͤckſeligkeit, die
der Stand eines Schauſpielers gewaͤhrte, ver¬
lohren, bis ſie beide daruͤber einſchliefen. —
Jetzt waren ſie beide faſt unzertrennlich, und
Tag und Nacht beiſammen. — Und einſt, da
ſie an einem warmen aber truͤben Morgen vors
Thor hinausgingen, ſagte I. . ., dieß waͤre gu¬
tes Wetter, davon zu gehen — und das Wetter
ſchien auch ſo reiſemaͤßig, der Himmel ſo
dicht auf der Erde liegend, die Gegenſtaͤnde
umher ſo dunkel, gleichſam als ſollte die Auf¬
merkſamkeit nur auf die Straße, die man wan¬
dern wollte, hingeheftet werden. — Die Idee
wurde in beider Koͤpfen ſo rege, daß nicht viel
fehlte, ſie haͤtten ſie gleich ins Werk gerichtet —
indes wollte doch I. . . wo moͤglich in H. . . noch
ſeinen Beaumarchais ſpielen — ſie kehrten alſo
nach der Stadt wieder um — ſo ſehr ſich nun
auch I. . . fuͤr Reiſern mit bewarb, ſo war es
doch unmoͤglich, daß dieſer die Rolle des Klavigo
erhalten konnte — ſtatt deſſen trat ihm endlich
der, welcher den Klavigo ſpielte, den Fuͤrſten im
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/221>, abgerufen am 16.02.2025.
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