Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.einmal aus der unbegrenzten Freiheit in die nie¬ Ohngeachtet seines scheuen Wesens aber war Es fehlte ihm nun gänzlich an Wäsche, und einmal aus der unbegrenzten Freiheit in die nie¬ Ohngeachtet ſeines ſcheuen Weſens aber war Es fehlte ihm nun gaͤnzlich an Waͤſche, und <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0122" n="108"/> einmal aus der unbegrenzten Freiheit in die nie¬<lb/> dertraͤchtigſte Abhaͤngigkeit wieder verſunken<lb/> zu ſeyn.</p><lb/> <p>Ohngeachtet ſeines ſcheuen Weſens aber war<lb/> man ſchonend gegen ihn, und dieß hatte er wie¬<lb/> derum ſeinen aufgeſchriebenen Gedichten zu dan¬<lb/> ken, wovon der Doktor Froriep zu verſchiede¬<lb/> nen Leuten geſprochen hatte, und die ihm, ohne<lb/> daß er ſelbſt es wußte, unter den Studenten in<lb/> Erfurt ſchon einen gewiſſen Nahmen gemacht<lb/> hatten, ſo daß man nun ſein ſonderbares We¬<lb/> ſen auf Rechnung ſeiner Dichtergabe ſchrieb.</p><lb/> <p>Es fehlte ihm nun gaͤnzlich an Waͤſche, und<lb/> haͤtte er einiges Zutrauen zu den Menſchen ge¬<lb/> habt, ſo haͤtte er auch itzt dieſen Mangel ſehr<lb/> leicht erſetzen koͤnnen. Allein es war ihm un¬<lb/> moͤglich dieſen Mangel zu geſtehen, der ihm am<lb/> druͤckendſten war, und im Grunde ſeine meiſte<lb/> Traurigkeit verurſachte, die er aber immer ſelbſt<lb/> auf etwas anders ſchob, woruͤber er zu trauren<lb/> gegen ſich ſelbſt affektirte, weil ihm der Mangel<lb/> an Waͤſche ein zu kleiner und unpoetiſcher Ge¬<lb/> genſtand ſchien.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [108/0122]
einmal aus der unbegrenzten Freiheit in die nie¬
dertraͤchtigſte Abhaͤngigkeit wieder verſunken
zu ſeyn.
Ohngeachtet ſeines ſcheuen Weſens aber war
man ſchonend gegen ihn, und dieß hatte er wie¬
derum ſeinen aufgeſchriebenen Gedichten zu dan¬
ken, wovon der Doktor Froriep zu verſchiede¬
nen Leuten geſprochen hatte, und die ihm, ohne
daß er ſelbſt es wußte, unter den Studenten in
Erfurt ſchon einen gewiſſen Nahmen gemacht
hatten, ſo daß man nun ſein ſonderbares We¬
ſen auf Rechnung ſeiner Dichtergabe ſchrieb.
Es fehlte ihm nun gaͤnzlich an Waͤſche, und
haͤtte er einiges Zutrauen zu den Menſchen ge¬
habt, ſo haͤtte er auch itzt dieſen Mangel ſehr
leicht erſetzen koͤnnen. Allein es war ihm un¬
moͤglich dieſen Mangel zu geſtehen, der ihm am
druͤckendſten war, und im Grunde ſeine meiſte
Traurigkeit verurſachte, die er aber immer ſelbſt
auf etwas anders ſchob, woruͤber er zu trauren
gegen ſich ſelbſt affektirte, weil ihm der Mangel
an Waͤſche ein zu kleiner und unpoetiſcher Ge¬
genſtand ſchien.
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