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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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machen, ins Lateinische übersetzen, um von dem
Uebersetzerlohne zu leben, und für seine hülflo¬
sen und armen Kranken neue Arzeneimittel zuzu¬
bereiten.

Der müßte ganz abgestumpft seyn, der diese
Unwürdigkeiten und Demüthigungen vom
Schicksal nicht fühlen sollte. Der Doktor
Sauer machte eine lächelnde Mine dazu, allein
im Innersten seiner Seele untergrub doch jede
dieser Demüthigungen und Herabwürdigungen
seine Thatkraft, und lähmte seinen Muth.
Wie konnte er seinem innern Werthe noch
trauen, da die ganze Welt ihn verkannte.

Wegen der Konnexion mit dem Buchdrucker
G. . . . für welchen er die Korrekturen besorgte,
gab er nun auch zuweilen Aufsätze in die be¬
rühmte Erfurtische Wochenschrift der Bürger
und der Bauer; und da las Reiser einmal ein
Gedicht von ihm, auf die freigewordenen Ame¬
rikaner, welches wohl verdient hätte, in einer
Sammlung von den vorzüglichsten Poesien der
Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte
sich verlohr, das in den Bierhäusern von Erfurt
feil geboten wurde.

machen, ins Lateiniſche uͤberſetzen, um von dem
Ueberſetzerlohne zu leben, und fuͤr ſeine huͤlflo¬
ſen und armen Kranken neue Arzeneimittel zuzu¬
bereiten.

Der muͤßte ganz abgeſtumpft ſeyn, der dieſe
Unwuͤrdigkeiten und Demuͤthigungen vom
Schickſal nicht fuͤhlen ſollte. Der Doktor
Sauer machte eine laͤchelnde Mine dazu, allein
im Innerſten ſeiner Seele untergrub doch jede
dieſer Demuͤthigungen und Herabwuͤrdigungen
ſeine Thatkraft, und laͤhmte ſeinen Muth.
Wie konnte er ſeinem innern Werthe noch
trauen, da die ganze Welt ihn verkannte.

Wegen der Konnexion mit dem Buchdrucker
G. . . . fuͤr welchen er die Korrekturen beſorgte,
gab er nun auch zuweilen Aufſaͤtze in die be¬
ruͤhmte Erfurtiſche Wochenſchrift der Buͤrger
und der Bauer; und da las Reiſer einmal ein
Gedicht von ihm, auf die freigewordenen Ame¬
rikaner, welches wohl verdient haͤtte, in einer
Sammlung von den vorzuͤglichſten Poeſien der
Deutſchen zu ſtehen, und nun in einem Blatte
ſich verlohr, das in den Bierhaͤuſern von Erfurt
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[136/0150] machen, ins Lateiniſche uͤberſetzen, um von dem Ueberſetzerlohne zu leben, und fuͤr ſeine huͤlflo¬ ſen und armen Kranken neue Arzeneimittel zuzu¬ bereiten. Der muͤßte ganz abgeſtumpft ſeyn, der dieſe Unwuͤrdigkeiten und Demuͤthigungen vom Schickſal nicht fuͤhlen ſollte. Der Doktor Sauer machte eine laͤchelnde Mine dazu, allein im Innerſten ſeiner Seele untergrub doch jede dieſer Demuͤthigungen und Herabwuͤrdigungen ſeine Thatkraft, und laͤhmte ſeinen Muth. Wie konnte er ſeinem innern Werthe noch trauen, da die ganze Welt ihn verkannte. Wegen der Konnexion mit dem Buchdrucker G. . . . fuͤr welchen er die Korrekturen beſorgte, gab er nun auch zuweilen Aufſaͤtze in die be¬ ruͤhmte Erfurtiſche Wochenſchrift der Buͤrger und der Bauer; und da las Reiſer einmal ein Gedicht von ihm, auf die freigewordenen Ame¬ rikaner, welches wohl verdient haͤtte, in einer Sammlung von den vorzuͤglichſten Poeſien der Deutſchen zu ſtehen, und nun in einem Blatte ſich verlohr, das in den Bierhaͤuſern von Erfurt feil geboten wurde.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/150>, abgerufen am 21.11.2024.