Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.Während daß nun die Veranstaltungen zu Die seynsollende Satire gegen die Empfind¬ Dieser Unwille war vorzüglich durch die em¬ Waͤhrend daß nun die Veranſtaltungen zu Die ſeynſollende Satire gegen die Empfind¬ Dieſer Unwille war vorzuͤglich durch die em¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0157" n="143"/> <p>Waͤhrend daß nun die Veranſtaltungen zu<lb/> dieſer zweiten theatraliſchen Vorſtellung gemacht<lb/> wurden, fieng Reiſer zu gleicher Zeit eine Aus¬<lb/> arbeitung uͤber die Empfindſamkeit an, womit<lb/> er zuerſt als Schriftſteller auftreten wollte. In<lb/> dieſer Schrift ſollte die affektirte Empfindſam¬<lb/> keit laͤcherlich gemacht, und die wahre Em¬<lb/> pfindſamkeit in ihr gehoͤriges Licht geſtellt werden.</p><lb/> <p>Die ſeynſollende Satire gegen die Empfind¬<lb/> ſamkeit gerieth nun freilich ziemlich grob, indem<lb/> er ſie mit einer Seuche verglich, vor der man<lb/> ſich zu huͤten habe, und jedweden der aus einer<lb/> Gegend kaͤme, wo die Empfindſamkeit herrſch¬<lb/> te, den Eingang in Staͤdte und Doͤrfer ver¬<lb/> ſperren muͤſſe.</p><lb/> <p>Dieſer Unwille war vorzuͤglich durch die em¬<lb/> pfindſamen Reiſen, die nach und nach in Deutſch¬<lb/> land erſchienen, und durch die vielen affektirten<lb/> Nachahmungen von Werthers Leiden, bei Rei¬<lb/> ſern erweckt worden, ob er ſich gleich ſelber auch<lb/> heimlich dieſer Suͤnde anklagen mußte; um de¬<lb/> ſto heftiger ſuchte er nun auch zugleich zu ſeiner<lb/> eigenen Beſſerung, dagegen zu eifern.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [143/0157]
Waͤhrend daß nun die Veranſtaltungen zu
dieſer zweiten theatraliſchen Vorſtellung gemacht
wurden, fieng Reiſer zu gleicher Zeit eine Aus¬
arbeitung uͤber die Empfindſamkeit an, womit
er zuerſt als Schriftſteller auftreten wollte. In
dieſer Schrift ſollte die affektirte Empfindſam¬
keit laͤcherlich gemacht, und die wahre Em¬
pfindſamkeit in ihr gehoͤriges Licht geſtellt werden.
Die ſeynſollende Satire gegen die Empfind¬
ſamkeit gerieth nun freilich ziemlich grob, indem
er ſie mit einer Seuche verglich, vor der man
ſich zu huͤten habe, und jedweden der aus einer
Gegend kaͤme, wo die Empfindſamkeit herrſch¬
te, den Eingang in Staͤdte und Doͤrfer ver¬
ſperren muͤſſe.
Dieſer Unwille war vorzuͤglich durch die em¬
pfindſamen Reiſen, die nach und nach in Deutſch¬
land erſchienen, und durch die vielen affektirten
Nachahmungen von Werthers Leiden, bei Rei¬
ſern erweckt worden, ob er ſich gleich ſelber auch
heimlich dieſer Suͤnde anklagen mußte; um de¬
ſto heftiger ſuchte er nun auch zugleich zu ſeiner
eigenen Beſſerung, dagegen zu eifern.
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