Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.sahe, so sehr hatte diese Nacht ihn abgemattet N. . . ruhete nicht eher, bis Reiser ihm sei¬ Diese aufrichtige Theilnehmung seines Freun¬ Nun bedung er sich aus, um allein seyn zu Er laß und studirte hier oben, und würde L 5
ſahe, ſo ſehr hatte dieſe Nacht ihn abgemattet N. . . ruhete nicht eher, bis Reiſer ihm ſei¬ Dieſe aufrichtige Theilnehmung ſeines Freun¬ Nun bedung er ſich aus, um allein ſeyn zu Er laß und ſtudirte hier oben, und wuͤrde L 5
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0183" n="169"/> ſahe, ſo ſehr hatte dieſe Nacht ihn abgemattet<lb/> und entſtellt.</p><lb/> <p>N. . . ruhete nicht eher, bis Reiſer ihm ſei¬<lb/> nen ganzen Zuſtand entdeckt hatte. Nach freund¬<lb/> ſchaftlichen Vorwuͤrfen, daß Reiſer nicht mehr<lb/> Zutrauen zu ihm gehabt, brachte er ihn wieder<lb/> nach ſeiner alten Wohnung, ſuchte ihn dort den<lb/> Leuten in einem andern Lichte darzuſtellen, und<lb/> tilgte die geringe Schuld ſeines Freundes.</p><lb/> <p>Dieſe aufrichtige Theilnehmung ſeines Freun¬<lb/> des ſtaͤrkte bei Reiſern wieder das erkrankte<lb/> Selbſtgefuͤhl; er war gewiſſermaßen ſtolz auf<lb/> ſeinen Freund, und ehrte ſich in ihm.</p><lb/> <p>Nun bedung er ſich aus, um allein ſeyn zu<lb/> koͤnnen, einen Verſchlag auf dem Boden des<lb/> Hauſes zu beziehen, wohin man ihm auch ein<lb/> Bette gab, und wo er nun wieder, ganz ſich<lb/> ſelbſt gelaſſen, ein paar nicht unangenehme Wo¬<lb/> chen zubrachte.</p><lb/> <p>Er laß und ſtudirte hier oben, und wuͤrde<lb/> in dieſer Abgezogenheit voͤllig gluͤcklich geweſen<lb/> ſeyn, wenn ihn ſein Gedicht uͤber die Schoͤpfung<lb/> nicht gequaͤlt haͤtte, welches machte, daß er oft<lb/> wieder in eine Art von Verzweiflung gerieth,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [169/0183]
ſahe, ſo ſehr hatte dieſe Nacht ihn abgemattet
und entſtellt.
N. . . ruhete nicht eher, bis Reiſer ihm ſei¬
nen ganzen Zuſtand entdeckt hatte. Nach freund¬
ſchaftlichen Vorwuͤrfen, daß Reiſer nicht mehr
Zutrauen zu ihm gehabt, brachte er ihn wieder
nach ſeiner alten Wohnung, ſuchte ihn dort den
Leuten in einem andern Lichte darzuſtellen, und
tilgte die geringe Schuld ſeines Freundes.
Dieſe aufrichtige Theilnehmung ſeines Freun¬
des ſtaͤrkte bei Reiſern wieder das erkrankte
Selbſtgefuͤhl; er war gewiſſermaßen ſtolz auf
ſeinen Freund, und ehrte ſich in ihm.
Nun bedung er ſich aus, um allein ſeyn zu
koͤnnen, einen Verſchlag auf dem Boden des
Hauſes zu beziehen, wohin man ihm auch ein
Bette gab, und wo er nun wieder, ganz ſich
ſelbſt gelaſſen, ein paar nicht unangenehme Wo¬
chen zubrachte.
Er laß und ſtudirte hier oben, und wuͤrde
in dieſer Abgezogenheit voͤllig gluͤcklich geweſen
ſeyn, wenn ihn ſein Gedicht uͤber die Schoͤpfung
nicht gequaͤlt haͤtte, welches machte, daß er oft
wieder in eine Art von Verzweiflung gerieth,
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