Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.Am andern Morgen ging er in die Probe, Eckhof bewieß sich bei der Probe besonders Er dachte sich lebhaft die Nähe in der er sich Denn auf diesen engumschränkten Schau¬ Am andern Morgen ging er in die Probe, Eckhof bewieß ſich bei der Probe beſonders Er dachte ſich lebhaft die Naͤhe in der er ſich Denn auf dieſen engumſchraͤnkten Schau¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0077" n="63"/> <p>Am andern Morgen ging er in die Probe,<lb/> und man fuͤhrte den Tag gerade die Operette,<lb/> der Deſerteur, auf, worin ein fremder Schau¬<lb/> ſpieler, Nahmens Neuhaus, den Deſerteur,<lb/> und deſſen Frau die Lilla ſpielte.</p><lb/> <p>Eckhof bewieß ſich bei der Probe beſonders<lb/> geſchaͤftig, und Reiſer ſtand hinter den Kuliſſen,<lb/> und ſahe mit Vergnuͤgen zu, wie durch An¬<lb/> ſtrengung und Aufmerkſamkeit eines jeden Ein¬<lb/> zelnen das ſchoͤne Werk entſtand, das am Abend<lb/> die Zuſchauer vergnuͤgen ſollte.</p><lb/> <p>Er dachte ſich lebhaft die Naͤhe in der er ſich<lb/> nun bei dieſen reizenden Beſchaͤftigungen fand,<lb/> und daß auf eben dieſem Schauplatze mit ſeinem<lb/> Spiele ſich auch zugleich ſein Schickſal entſchei¬<lb/> den, und ſeine Exiſtenz auf dieſem Fleck ſich<lb/> entwickeln wuͤrde. —</p><lb/> <p>Denn auf dieſen engumſchraͤnkten Schau¬<lb/> platz waren nun nach der weiten Reiſe alle ſeine<lb/> Wuͤnſche beſchraͤnkt; hier ſah' er ſich, hier fand<lb/> er ſich wieder — Hier ſchloß die Zukunft ihren<lb/> ganzen reichen Schatz von goldnen Phantaſien<lb/> fuͤr ihn auf, und ließ ihn in eine ſchoͤne und<lb/> immer ſchoͤnere Ferne blicken — —</p><lb/> </body> </text> </TEI> [63/0077]
Am andern Morgen ging er in die Probe,
und man fuͤhrte den Tag gerade die Operette,
der Deſerteur, auf, worin ein fremder Schau¬
ſpieler, Nahmens Neuhaus, den Deſerteur,
und deſſen Frau die Lilla ſpielte.
Eckhof bewieß ſich bei der Probe beſonders
geſchaͤftig, und Reiſer ſtand hinter den Kuliſſen,
und ſahe mit Vergnuͤgen zu, wie durch An¬
ſtrengung und Aufmerkſamkeit eines jeden Ein¬
zelnen das ſchoͤne Werk entſtand, das am Abend
die Zuſchauer vergnuͤgen ſollte.
Er dachte ſich lebhaft die Naͤhe in der er ſich
nun bei dieſen reizenden Beſchaͤftigungen fand,
und daß auf eben dieſem Schauplatze mit ſeinem
Spiele ſich auch zugleich ſein Schickſal entſchei¬
den, und ſeine Exiſtenz auf dieſem Fleck ſich
entwickeln wuͤrde. —
Denn auf dieſen engumſchraͤnkten Schau¬
platz waren nun nach der weiten Reiſe alle ſeine
Wuͤnſche beſchraͤnkt; hier ſah' er ſich, hier fand
er ſich wieder — Hier ſchloß die Zukunft ihren
ganzen reichen Schatz von goldnen Phantaſien
fuͤr ihn auf, und ließ ihn in eine ſchoͤne und
immer ſchoͤnere Ferne blicken — —
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