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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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den andern an seinem Schicksal liegt; und sein
Freund mit der Hutkokarde stand wieder vor sei¬
ner Seele da. Weswegen putzte aber jener seine
Hutkokarde, als um seinem Mädgen, der Ein¬
zigen zu gefallen, die damals seine Göttin war,
in der er sich wiederfinden, und wieder von ihr
geliebt seyn wollte.

Das Schauspiel endigte sich froh, die Un¬
glücklichen wurden getröstet, das Weinen ver¬
wandelte sich in Lachen, das Trauren in Frö¬
lichkeit -- aber betrübt und mit schwerem Herzen
ging Reiser in seine Wohnung -- vor ihm war
alles dunkel, und er sahe nun keinen Strahl
von Hoffnung mehr.

Als er zu Hause kam, legte er sich sogleich
zu Bette -- seine Sinne waren stumpf -- seine
Gedanken wußten keinen Ausweg mehr zu fin¬
den -- und der Schlaf war das einzige, was ihm
übrig blieb -- Es war ihm, als ob er aus die¬
sem Schlafe nicht wieder erwachen würde --
denn alle Lebensaussichten waren ihm abgeschnit¬
ten, und er hatte keine Hoffnung mehr, wozu
er erwachen sollte,

E 2

den andern an ſeinem Schickſal liegt; und ſein
Freund mit der Hutkokarde ſtand wieder vor ſei¬
ner Seele da. Weswegen putzte aber jener ſeine
Hutkokarde, als um ſeinem Maͤdgen, der Ein¬
zigen zu gefallen, die damals ſeine Goͤttin war,
in der er ſich wiederfinden, und wieder von ihr
geliebt ſeyn wollte.

Das Schauſpiel endigte ſich froh, die Un¬
gluͤcklichen wurden getroͤſtet, das Weinen ver¬
wandelte ſich in Lachen, das Trauren in Froͤ¬
lichkeit — aber betruͤbt und mit ſchwerem Herzen
ging Reiſer in ſeine Wohnung — vor ihm war
alles dunkel, und er ſahe nun keinen Strahl
von Hoffnung mehr.

Als er zu Hauſe kam, legte er ſich ſogleich
zu Bette — ſeine Sinne waren ſtumpf — ſeine
Gedanken wußten keinen Ausweg mehr zu fin¬
den — und der Schlaf war das einzige, was ihm
uͤbrig blieb — Es war ihm, als ob er aus die¬
ſem Schlafe nicht wieder erwachen wuͤrde —
denn alle Lebensausſichten waren ihm abgeſchnit¬
ten, und er hatte keine Hoffnung mehr, wozu
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[67/0081] den andern an ſeinem Schickſal liegt; und ſein Freund mit der Hutkokarde ſtand wieder vor ſei¬ ner Seele da. Weswegen putzte aber jener ſeine Hutkokarde, als um ſeinem Maͤdgen, der Ein¬ zigen zu gefallen, die damals ſeine Goͤttin war, in der er ſich wiederfinden, und wieder von ihr geliebt ſeyn wollte. Das Schauſpiel endigte ſich froh, die Un¬ gluͤcklichen wurden getroͤſtet, das Weinen ver¬ wandelte ſich in Lachen, das Trauren in Froͤ¬ lichkeit — aber betruͤbt und mit ſchwerem Herzen ging Reiſer in ſeine Wohnung — vor ihm war alles dunkel, und er ſahe nun keinen Strahl von Hoffnung mehr. Als er zu Hauſe kam, legte er ſich ſogleich zu Bette — ſeine Sinne waren ſtumpf — ſeine Gedanken wußten keinen Ausweg mehr zu fin¬ den — und der Schlaf war das einzige, was ihm uͤbrig blieb — Es war ihm, als ob er aus die¬ ſem Schlafe nicht wieder erwachen wuͤrde — denn alle Lebensausſichten waren ihm abgeſchnit¬ ten, und er hatte keine Hoffnung mehr, wozu er erwachen ſollte, E 2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/81>, abgerufen am 24.11.2024.