Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

auf die Gesinnungen und Cabinets-Entschlies-
sungen ihres Königs haben.

In Chur-Sachsen, wo man sonst nur das
Geheime Consilium hatte, entstanden, unter der
Regierung der Pohlnischan Auguste und durch
die Einleitung der Jesuiten, die von den Con-
stitutions-mässigen evangelischen Geheimen
Räthen unterschiedene Cabinets- und Confe-
renz-Ministers, um auch Catholische begün-
stigen und sie in mehr oder minderm Grad an
Geschäften Theil nehmen machen zu können.
Mit dem Fall der Jesuiten und mit mehrerer
Aufklärung der nicht mehr Königlichen Beherr-
scher der Churlande hat sich dieser Einfluss
merklich vermindert, und ist immer mehr nur
äussere Decoration und Titel-Spiel geworden.

Der Glaube der alten Fürsten war, und der
Glaube der verständigen neuen ist es noch:
Dass sie nicht allweise, nicht allwissend, noch
allmächtig seyen; dass sie zu Regierung ihres
Hauses und Volks Rath und Hülfe bedürfen,
und weise handeln, solche anzunehmen und zu
befolgen; dass ihre Würde und Vorzug damit
wohl bestehen könne, hingegen thöricht seye,

auf die Gesinnungen und Cabinets-Entschlies-
sungen ihres Königs haben.

In Chur-Sachsen, wo man sonst nur das
Geheime Consilium hatte, entstanden, unter der
Regierung der Pohlnischan Auguste und durch
die Einleitung der Jesuiten, die von den Con-
stitutions-mäſsigen evangelischen Geheimen
Räthen unterschiedene Cabinets- und Confe-
renz-Ministers, um auch Catholische begün-
stigen und sie in mehr oder minderm Grad an
Geschäften Theil nehmen machen zu können.
Mit dem Fall der Jesuiten und mit mehrerer
Aufklärung der nicht mehr Königlichen Beherr-
scher der Churlande hat sich dieser Einfluſs
merklich vermindert, und ist immer mehr nur
äuſsere Decoration und Titel-Spiel geworden.

Der Glaube der alten Fürsten war, und der
Glaube der verständigen neuen ist es noch:
Daſs sie nicht allweise, nicht allwissend, noch
allmächtig seyen; daſs sie zu Regierung ihres
Hauses und Volks Rath und Hülfe bedürfen,
und weise handeln, solche anzunehmen und zu
befolgen; daſs ihre Würde und Vorzug damit
wohl bestehen könne, hingegen thöricht seye,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="210"/>
auf die Gesinnungen und Cabinets-Entschlies-<lb/>
sungen ihres Königs haben.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>In <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Chur-Sachsen</hi>,</hi> wo man sonst nur das<lb/>
Geheime Consilium hatte, entstanden, unter der<lb/>
Regierung der Pohlnischan Auguste und durch<lb/>
die Einleitung der Jesuiten, die von den Con-<lb/>
stitutions-mä&#x017F;sigen <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">evangelischen</hi></hi> Geheimen<lb/>
Räthen unterschiedene <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cabinets</hi></hi>- und <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Confe-<lb/>
renz-Ministers</hi>,</hi> um auch Catholische begün-<lb/>
stigen und sie in mehr oder minderm Grad an<lb/>
Geschäften Theil nehmen machen zu können.<lb/>
Mit dem Fall der Jesuiten und mit mehrerer<lb/>
Aufklärung der nicht mehr Königlichen Beherr-<lb/>
scher der Churlande hat sich dieser Einflu&#x017F;s<lb/>
merklich vermindert, und ist immer mehr nur<lb/>
äu&#x017F;sere Decoration und Titel-Spiel geworden.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Der Glaube der alten Fürsten war, und der<lb/>
Glaube der verständigen neuen ist es noch:<lb/>
Da&#x017F;s sie nicht allweise, nicht allwissend, noch<lb/>
allmächtig seyen; da&#x017F;s sie zu Regierung ihres<lb/>
Hauses und Volks Rath und Hülfe bedürfen,<lb/>
und weise handeln, solche anzunehmen und zu<lb/>
befolgen; da&#x017F;s ihre Würde und Vorzug damit<lb/>
wohl bestehen könne, hingegen thöricht seye,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0216] auf die Gesinnungen und Cabinets-Entschlies- sungen ihres Königs haben. In Chur-Sachsen, wo man sonst nur das Geheime Consilium hatte, entstanden, unter der Regierung der Pohlnischan Auguste und durch die Einleitung der Jesuiten, die von den Con- stitutions-mäſsigen evangelischen Geheimen Räthen unterschiedene Cabinets- und Confe- renz-Ministers, um auch Catholische begün- stigen und sie in mehr oder minderm Grad an Geschäften Theil nehmen machen zu können. Mit dem Fall der Jesuiten und mit mehrerer Aufklärung der nicht mehr Königlichen Beherr- scher der Churlande hat sich dieser Einfluſs merklich vermindert, und ist immer mehr nur äuſsere Decoration und Titel-Spiel geworden. Der Glaube der alten Fürsten war, und der Glaube der verständigen neuen ist es noch: Daſs sie nicht allweise, nicht allwissend, noch allmächtig seyen; daſs sie zu Regierung ihres Hauses und Volks Rath und Hülfe bedürfen, und weise handeln, solche anzunehmen und zu befolgen; daſs ihre Würde und Vorzug damit wohl bestehen könne, hingegen thöricht seye,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/216
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/216>, abgerufen am 02.05.2024.