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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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nachruckten und lieber Celsissimi und Er-
laucht
genennt seyn wollten, und ihre Canz-
leyschreiber von dem Ländgen ihres Herrn als
von einem Staat sprechen.

Endlich ist zu unsern brodlosen und kriechen-
den Zeiten noch gar der gottesschänderische Aus-
druck: Unser angebeteter, unser Anbetungs
würdiger
Fürst, dazu gekommen, und zuwei-
len an offenbar gottlose Fürsten verschwendet
worden; wie noch, bey Erzählung der Leichen-
Procession eines solchen kundbaren Despoten
in einer gewissen Zeitung geschehen ist. Am
schändlichsten und unverantwortlichsten ist,
wenn sogar ein Geistlicher, ein Diener des
Evangelii, sich zu einer solchen Abgötterey
erniedriget; in einer Leichen-Rede (wie mit
gedruckten Beweisen belegt werden könnte)
einem verstorbenen schlechten und bösen Für-
sten sein Lob noch vor die todte Füsse hinspeyt;
ihn im Angesicht des Nachfolgers, des ganzen
Hofs und einer zahlreichen Gemeine, seinen
angebeteten Fürsten
nennt, ihn, der aus
Gottes Langmuth höchstens ein tolerirter
Fürst
genennt werden konnte. So etwas ist
nicht nur ein Verbrechen der geschändeten

(II. Band.) N

nachruckten und lieber Celsissimi und Er-
laucht
genennt seyn wollten, und ihre Canz-
leyschreiber von dem Ländgen ihres Herrn als
von einem Staat sprechen.

Endlich ist zu unsern brodlosen und kriechen-
den Zeiten noch gar der gottesschänderische Aus-
druck: Unser angebeteter, unser Anbetungs
würdiger
Fürst, dazu gekommen, und zuwei-
len an offenbar gottlose Fürsten verschwendet
worden; wie noch, bey Erzählung der Leichen-
Procession eines solchen kundbaren Despoten
in einer gewissen Zeitung geschehen ist. Am
schändlichsten und unverantwortlichsten ist,
wenn sogar ein Geistlicher, ein Diener des
Evangelii, sich zu einer solchen Abgötterey
erniedriget; in einer Leichen-Rede (wie mit
gedruckten Beweisen belegt werden könnte)
einem verstorbenen schlechten und bösen Für-
sten sein Lob noch vor die todte Füſse hinspeyt;
ihn im Angesicht des Nachfolgers, des ganzen
Hofs und einer zahlreichen Gemeine, seinen
angebeteten Fürsten
nennt, ihn, der aus
Gottes Langmuth höchstens ein tolerirter
Fürst
genennt werden konnte. So etwas ist
nicht nur ein Verbrechen der geschändeten

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[193/0199] nachruckten und lieber Celsissimi und Er- laucht genennt seyn wollten, und ihre Canz- leyschreiber von dem Ländgen ihres Herrn als von einem Staat sprechen. Endlich ist zu unsern brodlosen und kriechen- den Zeiten noch gar der gottesschänderische Aus- druck: Unser angebeteter, unser Anbetungs würdiger Fürst, dazu gekommen, und zuwei- len an offenbar gottlose Fürsten verschwendet worden; wie noch, bey Erzählung der Leichen- Procession eines solchen kundbaren Despoten in einer gewissen Zeitung geschehen ist. Am schändlichsten und unverantwortlichsten ist, wenn sogar ein Geistlicher, ein Diener des Evangelii, sich zu einer solchen Abgötterey erniedriget; in einer Leichen-Rede (wie mit gedruckten Beweisen belegt werden könnte) einem verstorbenen schlechten und bösen Für- sten sein Lob noch vor die todte Füſse hinspeyt; ihn im Angesicht des Nachfolgers, des ganzen Hofs und einer zahlreichen Gemeine, seinen angebeteten Fürsten nennt, ihn, der aus Gottes Langmuth höchstens ein tolerirter Fürst genennt werden konnte. So etwas ist nicht nur ein Verbrechen der geschändeten (II. Band.) N

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/199>, abgerufen am 21.11.2024.