Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. 8. Es spinnen euren Lebens-FadenDie Parcen von dem feinsten Gold! Der Höchste bleib euch mit Genaden/ Jhr mir als Eltern gleichfals hold! Lebt/ blühet/ liebet Verschmähet nicht/ Was übergiebet Bey diesem Licht Des Sohnes Pflicht. Liebes-Ring JCh wünsche mir ietzt Glut- und Flammen-reiche Zeilen/Bey Hn. T. S. R. J. U. C. u. Jfr. S. M. v. S. Hochzeit abgebildet 23. Jan. 1674. Denn wer von Liebe schreibt und nicht die Feder brennt/ Wird die Verliebten nur in ihrer Lust verweilen/ Und hat den rechten Zweck der Anmuth nicht erkennt. Die Reden müssen hier den schönsten Rosen gleichen/ Jn die der liebe West den süssen Athem haucht/ Es muß jedwedes Wort die Venus überstreichen Mit Balsam/ den sie sonst zu ihrer Zierrath braucht. So hat Ovidius voll Seel und Geist geschrieben/ Wenn er dem klugen Rom die Kunst zu lieben wies/ Der liebliche Tibull ist auf der Spur geblieben/ Wenn er die Cynthia sein ander Leben hieß. Es kan ihr schönes Buch die Hertzen noch entzünden/ Jhr reitzender Gesang bezaubert Sinn und Muth; So daß der Kern der Lust bey ihnen ist zu finden Und ihre gantze Schrifft ein Aetna voller Glut. Mir fehlt dergleichen Art und Zunder solcher Dinge/ Es kleidet meinen Reim kein angenehme Zier; Doch treu Verliebte Zwey ich stell in einem Ringe Der Liebe theurem Pfand/ euch eure Flammen für. Es ist ein güldner Ring verdienter Würde Zeichen. Es hat die alte Welt Gesandten mit geehrt/ Und Räthen/ welche nie von ihrem Fürsten weichen/ Hat vor erwießne Treu ein güldner Ring gehört. Der
Hochzeit-Gedichte. 8. Es ſpinnen euren Lebens-FadenDie Parcen von dem feinſten Gold! Der Hoͤchſte bleib euch mit Genaden/ Jhr mir als Eltern gleichfals hold! Lebt/ bluͤhet/ liebet Verſchmaͤhet nicht/ Was uͤbergiebet Bey dieſem Licht Des Sohnes Pflicht. Liebes-Ring JCh wuͤnſche mir ietzt Glut- und Flammen-reiche Zeilen/Bey Hn. T. S. R. J. U. C. u. Jfr. S. M. v. S. Hochzeit abgebildet 23. Jan. 1674. Denn wer von Liebe ſchreibt und nicht die Feder brennt/ Wird die Verliebten nur in ihrer Luſt verweilen/ Und hat den rechten Zweck der Anmuth nicht erkennt. Die Reden muͤſſen hier den ſchoͤnſten Roſen gleichen/ Jn die der liebe Weſt den ſuͤſſen Athem haucht/ Es muß jedwedes Wort die Venus uͤberſtreichen Mit Balſam/ den ſie ſonſt zu ihrer Zierrath braucht. So hat Ovidius voll Seel und Geiſt geſchrieben/ Wenn er dem klugen Rom die Kunſt zu lieben wies/ Der liebliche Tibull iſt auf der Spur geblieben/ Wenn er die Cynthia ſein ander Leben hieß. Es kan ihr ſchoͤnes Buch die Hertzen noch entzuͤnden/ Jhr reitzender Geſang bezaubert Sinn und Muth; So daß der Kern der Luſt bey ihnen iſt zu finden Und ihre gantze Schrifft ein Aetna voller Glut. Mir fehlt dergleichen Art und Zunder ſolcher Dinge/ Es kleidet meinen Reim kein angenehme Zier; Doch treu Verliebte Zwey ich ſtell in einem Ringe Der Liebe theurem Pfand/ euch eure Flammen fuͤr. Es iſt ein guͤldner Ring verdienter Wuͤrde Zeichen. Es hat die alte Welt Geſandten mit geehrt/ Und Raͤthen/ welche nie von ihrem Fuͤrſten weichen/ Hat vor erwießne Treu ein guͤldner Ring gehoͤrt. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0130" n="56"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="8"> <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/> <l>Es ſpinnen euren Lebens-Faden</l><lb/> <l>Die Parcen von dem feinſten Gold!</l><lb/> <l>Der Hoͤchſte bleib euch mit Genaden/</l><lb/> <l>Jhr mir als Eltern gleichfals hold!</l><lb/> <l>Lebt/ bluͤhet/ liebet</l><lb/> <l>Verſchmaͤhet nicht/</l><lb/> <l>Was uͤbergiebet</l><lb/> <l>Bey dieſem Licht</l><lb/> <l>Des Sohnes Pflicht.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c">Liebes-Ring<lb/><hi rendition="#fr">Bey Hn. T. S. R.</hi> <hi rendition="#aq">J. U. C.</hi> <hi rendition="#fr">u. Jfr. S. M. v.</hi><lb/> S. Hochzeit abgebildet 23. Jan. 1674.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch wuͤnſche mir ietzt Glut- und Flammen-reiche Zeilen/</l><lb/> <l>Denn wer von Liebe ſchreibt und nicht die Feder<lb/><hi rendition="#et">brennt/</hi></l><lb/> <l>Wird die <hi rendition="#fr">Verliebten</hi> nur in ihrer Luſt verweilen/</l><lb/> <l>Und hat den rechten Zweck der Anmuth nicht erkennt.</l><lb/> <l>Die Reden muͤſſen hier den ſchoͤnſten Roſen gleichen/</l><lb/> <l>Jn die der liebe Weſt den ſuͤſſen Athem haucht/</l><lb/> <l>Es muß jedwedes Wort die Venus uͤberſtreichen</l><lb/> <l>Mit Balſam/ den ſie ſonſt zu ihrer Zierrath braucht.</l><lb/> <l>So hat Ovidius voll Seel und Geiſt geſchrieben/</l><lb/> <l>Wenn er dem klugen Rom die Kunſt zu lieben wies/</l><lb/> <l>Der liebliche Tibull iſt auf der Spur geblieben/</l><lb/> <l>Wenn er die Cynthia ſein ander Leben hieß.</l><lb/> <l>Es kan ihr ſchoͤnes Buch die Hertzen noch entzuͤnden/</l><lb/> <l>Jhr reitzender Geſang bezaubert Sinn und Muth;</l><lb/> <l>So daß der Kern der Luſt bey ihnen iſt zu finden</l><lb/> <l>Und ihre gantze Schrifft ein Aetna voller Glut.</l><lb/> <l>Mir fehlt dergleichen Art und Zunder ſolcher Dinge/</l><lb/> <l>Es kleidet meinen Reim kein angenehme Zier;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>och treu <hi rendition="#fr">Verliebte Zwey</hi> ich ſtell in einem Ringe</l><lb/> <l>Der Liebe theurem Pfand/ euch eure Flammen fuͤr.</l><lb/> <l>Es iſt ein guͤldner Ring verdienter Wuͤrde Zeichen.</l><lb/> <l>Es hat die alte Welt Geſandten mit geehrt/</l><lb/> <l>Und Raͤthen/ welche nie von ihrem Fuͤrſten weichen/</l><lb/> <l>Hat vor erwießne Treu ein guͤldner Ring gehoͤrt.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [56/0130]
Hochzeit-Gedichte.
8.
Es ſpinnen euren Lebens-Faden
Die Parcen von dem feinſten Gold!
Der Hoͤchſte bleib euch mit Genaden/
Jhr mir als Eltern gleichfals hold!
Lebt/ bluͤhet/ liebet
Verſchmaͤhet nicht/
Was uͤbergiebet
Bey dieſem Licht
Des Sohnes Pflicht.
Liebes-Ring
Bey Hn. T. S. R. J. U. C. u. Jfr. S. M. v.
S. Hochzeit abgebildet 23. Jan. 1674.
JCh wuͤnſche mir ietzt Glut- und Flammen-reiche Zeilen/
Denn wer von Liebe ſchreibt und nicht die Feder
brennt/
Wird die Verliebten nur in ihrer Luſt verweilen/
Und hat den rechten Zweck der Anmuth nicht erkennt.
Die Reden muͤſſen hier den ſchoͤnſten Roſen gleichen/
Jn die der liebe Weſt den ſuͤſſen Athem haucht/
Es muß jedwedes Wort die Venus uͤberſtreichen
Mit Balſam/ den ſie ſonſt zu ihrer Zierrath braucht.
So hat Ovidius voll Seel und Geiſt geſchrieben/
Wenn er dem klugen Rom die Kunſt zu lieben wies/
Der liebliche Tibull iſt auf der Spur geblieben/
Wenn er die Cynthia ſein ander Leben hieß.
Es kan ihr ſchoͤnes Buch die Hertzen noch entzuͤnden/
Jhr reitzender Geſang bezaubert Sinn und Muth;
So daß der Kern der Luſt bey ihnen iſt zu finden
Und ihre gantze Schrifft ein Aetna voller Glut.
Mir fehlt dergleichen Art und Zunder ſolcher Dinge/
Es kleidet meinen Reim kein angenehme Zier;
Doch treu Verliebte Zwey ich ſtell in einem Ringe
Der Liebe theurem Pfand/ euch eure Flammen fuͤr.
Es iſt ein guͤldner Ring verdienter Wuͤrde Zeichen.
Es hat die alte Welt Geſandten mit geehrt/
Und Raͤthen/ welche nie von ihrem Fuͤrſten weichen/
Hat vor erwießne Treu ein guͤldner Ring gehoͤrt.
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |