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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Jch seh' wie alles lacht und blüht/
Nun mich dein Auge zu sich zieht.
Jndem ließ Magdalis viel tausend Strahlen schiessen/
Durch Adern und Gebein
Lauft alle Krafft hinein.
So daß Herr Ockert muß wie weiches Wachs zerfliessen/
Und wundert sich/ wie ein Magnet
So tief mit seiner Würckung geht.
Er rief/ numehr entzückt/ den Punct hab ich gefunden/
Durchgrübelt die Natur/
Sucht eine neue Cur/
Obs Pflaster vom Magnet auch heilt die Eisen-Wunden/
Jch bin nun vollig im Besitz/
Und lache nur ob eurem Witz.
Jhr möget den Compaß stets nach dem Nord-Pol lencken/
Jch weiß schon wie ich sol
Aufsetzen meinen Pol/
Und wo ich Ancker kan bey meiner Liebsten sencken/
Wenn ihr noch Lauf noch Wind versteht/
So weiset mich mein Liebs-Magnet.
Jch darf auch keiner Uhr/ so nur die Stunden zeiget/
Wenn nur der Wecker schlägt/
Versichert das sich regt
Was in mir lebend ist/ und Geist und Blut auffsteiget/
So daß ich frölich sagen kan/
Das hat mir mein Magnet gethan.
Nun ich wil Eisen seyn/ eröffnen was verschlossen/
Wird sonst in der Chymi
Durch Kunst so spät als früh
Der Stahl in einen Saft hochfärbig umbgegossen;
Wie solte nicht der Liebes-Strahl/
Magnetisiren meinen Stahl.
Es flechte der Magnet von Nadeln eine Kette/
Genung wenn ich verschrenckt
Wie Mars und Venus henckt/
Den Außzug süsser Lust genüß' im Hochzeit-Bette/
Daß diß was mich itzt zieht und treibt
Auf ewig nun mein eigen bleibt.
So
G g 2
Hochzeit-Gedichte.
Jch ſeh’ wie alles lacht und bluͤht/
Nun mich dein Auge zu ſich zieht.
Jndem ließ Magdalis viel tauſend Strahlen ſchieſſen/
Durch Adern und Gebein
Lauft alle Krafft hinein.
So daß Herr Ockert muß wie weiches Wachs zerflieſſen/
Und wundert ſich/ wie ein Magnet
So tief mit ſeiner Wuͤrckung geht.
Er rief/ numehr entzuͤckt/ den Punct hab ich gefunden/
Durchgruͤbelt die Natur/
Sucht eine neue Cur/
Obs Pflaſter vom Magnet auch heilt die Eiſen-Wunden/
Jch bin nun vollig im Beſitz/
Und lache nur ob eurem Witz.
Jhr moͤget den Compaß ſtets nach dem Nord-Pol lencken/
Jch weiß ſchon wie ich ſol
Aufſetzen meinen Pol/
Und wo ich Ancker kan bey meiner Liebſten ſencken/
Wenn ihr noch Lauf noch Wind verſteht/
So weiſet mich mein Liebs-Magnet.
Jch darf auch keiner Uhr/ ſo nur die Stunden zeiget/
Wenn nur der Wecker ſchlaͤgt/
Verſichert das ſich regt
Was in mir lebend iſt/ und Geiſt und Blut auffſteiget/
So daß ich froͤlich ſagen kan/
Das hat mir mein Magnet gethan.
Nun ich wil Eiſen ſeyn/ eroͤffnen was verſchloſſen/
Wird ſonſt in der Chymi
Durch Kunſt ſo ſpaͤt als fruͤh
Der Stahl in einen Saft hochfaͤrbig umbgegoſſen;
Wie ſolte nicht der Liebes-Strahl/
Magnetiſiren meinen Stahl.
Es flechte der Magnet von Nadeln eine Kette/
Genung wenn ich verſchrenckt
Wie Mars und Venus henckt/
Den Außzug ſuͤſſer Luſt genuͤß’ im Hochzeit-Bette/
Daß diß was mich itzt zieht und treibt
Auf ewig nun mein eigen bleibt.
So
G g 2
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[99/0173] Hochzeit-Gedichte. Jch ſeh’ wie alles lacht und bluͤht/ Nun mich dein Auge zu ſich zieht. Jndem ließ Magdalis viel tauſend Strahlen ſchieſſen/ Durch Adern und Gebein Lauft alle Krafft hinein. So daß Herr Ockert muß wie weiches Wachs zerflieſſen/ Und wundert ſich/ wie ein Magnet So tief mit ſeiner Wuͤrckung geht. Er rief/ numehr entzuͤckt/ den Punct hab ich gefunden/ Durchgruͤbelt die Natur/ Sucht eine neue Cur/ Obs Pflaſter vom Magnet auch heilt die Eiſen-Wunden/ Jch bin nun vollig im Beſitz/ Und lache nur ob eurem Witz. Jhr moͤget den Compaß ſtets nach dem Nord-Pol lencken/ Jch weiß ſchon wie ich ſol Aufſetzen meinen Pol/ Und wo ich Ancker kan bey meiner Liebſten ſencken/ Wenn ihr noch Lauf noch Wind verſteht/ So weiſet mich mein Liebs-Magnet. Jch darf auch keiner Uhr/ ſo nur die Stunden zeiget/ Wenn nur der Wecker ſchlaͤgt/ Verſichert das ſich regt Was in mir lebend iſt/ und Geiſt und Blut auffſteiget/ So daß ich froͤlich ſagen kan/ Das hat mir mein Magnet gethan. Nun ich wil Eiſen ſeyn/ eroͤffnen was verſchloſſen/ Wird ſonſt in der Chymi Durch Kunſt ſo ſpaͤt als fruͤh Der Stahl in einen Saft hochfaͤrbig umbgegoſſen; Wie ſolte nicht der Liebes-Strahl/ Magnetiſiren meinen Stahl. Es flechte der Magnet von Nadeln eine Kette/ Genung wenn ich verſchrenckt Wie Mars und Venus henckt/ Den Außzug ſuͤſſer Luſt genuͤß’ im Hochzeit-Bette/ Daß diß was mich itzt zieht und treibt Auf ewig nun mein eigen bleibt. So G g 2

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/173>, abgerufen am 15.05.2024.