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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Auf Hn. B. H. d. R. in H. u. J. A. C S.
Hochzeit/ den 22. Aprill 1681.
JHr Nymfen an dem Zack/ ihr Berg-Einwohnerinnen/
Mit denen Echo oft bey stillen Nächten wäscht/
Und die ihr euren Durst am klaren Bober lescht/
Ermuntert Hertz und Geist was hohes zubeginnen.
Werfft nur den Fichten/ Krantz von dem beschneyten Haar/
Der Winter ist hinweg/ der Frühling mahlt das Jahr.
Wie seyd ihr denn so wild als eures Zackes-Fluthen?
Was traget ihr für Scheu auß Wald und Pusch zugehn?
Verlast/ Armseligste/ der Felsen gähe Höh'n/
Der Tag ist euch geweyht und gehet euch zum guten.
Last süsses Seitenspiel erklingen durch die Luft/
Nun euch die Nachtigall mit ihrer Stimme rufft.
Was aber spiel ich viel mit dunckler Wörter Decke?
Auf Nymfen kleidet euch in Seiden-Zarten Schleyr/
Herr Hübner/ den ihr kennt/ begeht die Hochzeit-Feyr/
Daß eurem Vorwitz ich ja weiter nichts verstecke/
Deß Sommers Auszug kömmt und stellt sich bey euch ein/
Die schöne Sommerin will eure Schwester seyn.
Heist diese Gästin doch viel tausendmahl willkommen/
Denn eure Gegend wird durch ihre Blicke klar/
Eilt/ sucht Violen auf/ zu zieren Haupt und Haar/
Denn Blumen haben selbst von ihr den Glantz genommen.
Seht wie der rothe Mund beschämt der Nelcken-Pracht/
Und wie sich jedes Glied zu Lust-Narcissen macht.
Sucht Nymfen/ sucht hervor was von Ersinnligkeiten/
Die Liebe finden mag/ wenn sie sich dienstbar weist/
Und ob schon eure Brust vor diesem stund beeist/
So wird der Lentz bey euch itzt seine Schätz außbreiten.
Seht wie das nahe Thal mit Blumen ist besternt/
Und wie des Zackes Mund schwatzhafftig buhlen lernt.
Ehrt diese Freundin doch als eurer Freuden Sonne/
Der reichen Berge Schoß trägt allen Uberfluß/
Und weil der Liebes-GOtt zur Tafel dienen muß/
Dem Schmertzen eine Lust/ und Schmausen eine Wonne/
So wird er/ wie er pflegt/ seyn listig abgericht/
Daß jedem treflich wol und auch genug geschicht.
Zu
Hochzeit-Gedichte.
Auf Hn. B. H. d. R. in H. u. J. A. C S.
Hochzeit/ den 22. Aprill 1681.
JHr Nymfen an dem Zack/ ihr Berg-Einwohnerinnen/
Mit denen Echo oft bey ſtillen Naͤchten waͤſcht/
Und die ihr euren Durſt am klaren Bober leſcht/
Ermuntert Hertz und Geiſt was hohes zubeginnen.
Werfft nur den Fichten/ Krantz von dem beſchneyten Haar/
Der Winter iſt hinweg/ der Fruͤhling mahlt das Jahr.
Wie ſeyd ihr denn ſo wild als eures Zackes-Fluthen?
Was traget ihr fuͤr Scheu auß Wald und Puſch zugehn?
Verlaſt/ Armſeligſte/ der Felſen gaͤhe Hoͤh’n/
Der Tag iſt euch geweyht und gehet euch zum guten.
Laſt ſuͤſſes Seitenſpiel erklingen durch die Luft/
Nun euch die Nachtigall mit ihrer Stimme rufft.
Was aber ſpiel ich viel mit dunckler Woͤrter Decke?
Auf Nymfen kleidet euch in Seiden-Zarten Schleyr/
Herr Huͤbner/ den ihr kennt/ begeht die Hochzeit-Feyr/
Daß eurem Vorwitz ich ja weiter nichts verſtecke/
Deß Sommers Auszug koͤmmt und ſtellt ſich bey euch ein/
Die ſchoͤne Sommerin will eure Schweſter ſeyn.
Heiſt dieſe Gaͤſtin doch viel tauſendmahl willkommen/
Denn eure Gegend wird durch ihre Blicke klar/
Eilt/ ſucht Violen auf/ zu zieren Haupt und Haar/
Denn Blumen haben ſelbſt von ihr den Glantz genommen.
Seht wie der rothe Mund beſchaͤmt der Nelcken-Pracht/
Und wie ſich jedes Glied zu Luſt-Narciſſen macht.
Sucht Nymfen/ ſucht hervor was von Erſinnligkeiten/
Die Liebe finden mag/ wenn ſie ſich dienſtbar weiſt/
Und ob ſchon eure Bruſt vor dieſem ſtund beeiſt/
So wird der Lentz bey euch itzt ſeine Schaͤtz außbreiten.
Seht wie das nahe Thal mit Blumen iſt beſternt/
Und wie des Zackes Mund ſchwatzhafftig buhlen lernt.
Ehrt dieſe Freundin doch als eurer Freuden Sonne/
Der reichen Berge Schoß traͤgt allen Uberfluß/
Und weil der Liebes-GOtt zur Tafel dienen muß/
Dem Schmertzen eine Luſt/ und Schmauſen eine Wonne/
So wird er/ wie er pflegt/ ſeyn liſtig abgericht/
Daß jedem treflich wol und auch genug geſchicht.
Zu
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[155/0229] Hochzeit-Gedichte. Auf Hn. B. H. d. R. in H. u. J. A. C S. Hochzeit/ den 22. Aprill 1681. JHr Nymfen an dem Zack/ ihr Berg-Einwohnerinnen/ Mit denen Echo oft bey ſtillen Naͤchten waͤſcht/ Und die ihr euren Durſt am klaren Bober leſcht/ Ermuntert Hertz und Geiſt was hohes zubeginnen. Werfft nur den Fichten/ Krantz von dem beſchneyten Haar/ Der Winter iſt hinweg/ der Fruͤhling mahlt das Jahr. Wie ſeyd ihr denn ſo wild als eures Zackes-Fluthen? Was traget ihr fuͤr Scheu auß Wald und Puſch zugehn? Verlaſt/ Armſeligſte/ der Felſen gaͤhe Hoͤh’n/ Der Tag iſt euch geweyht und gehet euch zum guten. Laſt ſuͤſſes Seitenſpiel erklingen durch die Luft/ Nun euch die Nachtigall mit ihrer Stimme rufft. Was aber ſpiel ich viel mit dunckler Woͤrter Decke? Auf Nymfen kleidet euch in Seiden-Zarten Schleyr/ Herr Huͤbner/ den ihr kennt/ begeht die Hochzeit-Feyr/ Daß eurem Vorwitz ich ja weiter nichts verſtecke/ Deß Sommers Auszug koͤmmt und ſtellt ſich bey euch ein/ Die ſchoͤne Sommerin will eure Schweſter ſeyn. Heiſt dieſe Gaͤſtin doch viel tauſendmahl willkommen/ Denn eure Gegend wird durch ihre Blicke klar/ Eilt/ ſucht Violen auf/ zu zieren Haupt und Haar/ Denn Blumen haben ſelbſt von ihr den Glantz genommen. Seht wie der rothe Mund beſchaͤmt der Nelcken-Pracht/ Und wie ſich jedes Glied zu Luſt-Narciſſen macht. Sucht Nymfen/ ſucht hervor was von Erſinnligkeiten/ Die Liebe finden mag/ wenn ſie ſich dienſtbar weiſt/ Und ob ſchon eure Bruſt vor dieſem ſtund beeiſt/ So wird der Lentz bey euch itzt ſeine Schaͤtz außbreiten. Seht wie das nahe Thal mit Blumen iſt beſternt/ Und wie des Zackes Mund ſchwatzhafftig buhlen lernt. Ehrt dieſe Freundin doch als eurer Freuden Sonne/ Der reichen Berge Schoß traͤgt allen Uberfluß/ Und weil der Liebes-GOtt zur Tafel dienen muß/ Dem Schmertzen eine Luſt/ und Schmauſen eine Wonne/ So wird er/ wie er pflegt/ ſeyn liſtig abgericht/ Daß jedem treflich wol und auch genug geſchicht. Zu

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/229>, abgerufen am 16.05.2024.