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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Die Wolgeborne Frau/ sa wir zur Grufft beschicken/
Die ihr verweßlich Kleid des Fleisches abgelegt/
Die konte weiter nicht die Lust der Welt erquicken/
Weil gar ein ander Trieb den hohen Geist bewegt/
Sie sehnte sich zu sehn die Hügel voller Freuden/
Und das Jerusalem vors Labyrinth der Welt:
Sie wuste daß doch nichts als nur ein langes Leiden
Dem langen Leben hier unfehlbar beygesellt:
Sie ließ großmüthig stehn/ was sonst die Menschen achten/
Der Ahnen grauen Ruhm/ der Ehren hohen Stand/
Weil mehr Vergnügung ihr die Himmels-Sorgen brachten/
Und sie beym Ewigen mehr Sicherheit empfand.
Dreymal beglückte Frau/ so von des Glückes Gaben
War prächtig ausgeziert/ und Seegen-reich beschenckt/
Die noch auff ihre Schoß die Ehre mehr erhaben/
Und mit dem Lorber-Krantz des Ruhmes hat umbschrenckt:
Sie geht nun höchst vergnügt zu einem bessern Leben/
Begrüst der Ewigkeit gantz unermeßnes Reich/
Kennt keinen Zufall mehr/ der uns noch kan umbgeben/
Und wird ob keiner Post betrübter Läuffte bleich.
Es mag das China viel Gedächtnüß-Tempel weisen:
Der Seelen Ewigkeit ruht in den Grüfften nicht:
Wer Christlich lebt und stirbt ist seeliger zu preisen/
Als der/ den man in Gold/ Metall und Jaspis sticht.
Süssester Todes-Schlaff
Hn. G. S. d. R. in B. den 9. Octobr.

1672.
STört nicht den Seligen mit Thränen-reichem Klagen/
Betrübtste/ denn er schläfft in angenehmer Ruh:
Die Bürde drückt ihn nicht/ so er bißher getragen/
Und GOttes Flügel deckt die müden Glieder zu.
Ach höchst-verlangte Ruh! ach Frieden-volles Schlaffen!
Ach stete Sicherheit die nie kein Unfall kränckt!
Jn dem der Erdenkreiß erschüttert von den Waffen/
Und Auff- und Niedergang uns hinzurichten denckt!
Es mag der Heyden Mund den Tod erschrecklich nennen/
Und ihrer Künstler Hand ihn heßlich stellen für;
Wir
Leichen-Gedichte.
Die Wolgeborne Frau/ ſa wir zur Grufft beſchicken/
Die ihr verweßlich Kleid des Fleiſches abgelegt/
Die konte weiter nicht die Luſt der Welt erquicken/
Weil gar ein ander Trieb den hohen Geiſt bewegt/
Sie ſehnte ſich zu ſehn die Huͤgel voller Freuden/
Und das Jeruſalem vors Labyrinth der Welt:
Sie wuſte daß doch nichts als nur ein langes Leiden
Dem langen Leben hier unfehlbar beygeſellt:
Sie ließ großmuͤthig ſtehn/ was ſonſt die Menſchen achten/
Der Ahnen grauen Ruhm/ der Ehren hohen Stand/
Weil mehr Vergnuͤgung ihr die Himmels-Sorgen brachten/
Und ſie beym Ewigen mehr Sicherheit empfand.
Dreymal begluͤckte Frau/ ſo von des Gluͤckes Gaben
War praͤchtig ausgeziert/ und Seegen-reich beſchenckt/
Die noch auff ihre Schoß die Ehre mehr erhaben/
Und mit dem Lorber-Krantz des Ruhmes hat umbſchrenckt:
Sie geht nun hoͤchſt vergnuͤgt zu einem beſſern Leben/
Begruͤſt der Ewigkeit gantz unermeßnes Reich/
Kennt keinen Zufall mehr/ der uns noch kan umbgeben/
Und wird ob keiner Poſt betruͤbter Laͤuffte bleich.
Es mag das China viel Gedaͤchtnuͤß-Tempel weiſen:
Der Seelen Ewigkeit ruht in den Gruͤfften nicht:
Wer Chriſtlich lebt und ſtirbt iſt ſeeliger zu preiſen/
Als der/ den man in Gold/ Metall und Jaſpis ſticht.
Suͤſſeſter Todes-Schlaff
Hn. G. S. d. R. in B. den 9. Octobr.

1672.
SToͤrt nicht den Seligen mit Thraͤnen-reichem Klagen/
Betrübtſte/ denn er ſchlaͤfft in angenehmer Ruh:
Die Buͤrde druͤckt ihn nicht/ ſo er bißher getragen/
Und GOttes Fluͤgel deckt die muͤden Glieder zu.
Ach hoͤchſt-verlangte Ruh! ach Frieden-volles Schlaffen!
Ach ſtete Sicherheit die nie kein Unfall kraͤnckt!
Jn dem der Erdenkreiß erſchuͤttert von den Waffen/
Und Auff- und Niedergang uns hinzurichten denckt!
Es mag der Heyden Mund den Tod erſchrecklich nennen/
Und ihrer Kuͤnſtler Hand ihn heßlich ſtellen fuͤr;
Wir
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[120/0352] Leichen-Gedichte. Die Wolgeborne Frau/ ſa wir zur Grufft beſchicken/ Die ihr verweßlich Kleid des Fleiſches abgelegt/ Die konte weiter nicht die Luſt der Welt erquicken/ Weil gar ein ander Trieb den hohen Geiſt bewegt/ Sie ſehnte ſich zu ſehn die Huͤgel voller Freuden/ Und das Jeruſalem vors Labyrinth der Welt: Sie wuſte daß doch nichts als nur ein langes Leiden Dem langen Leben hier unfehlbar beygeſellt: Sie ließ großmuͤthig ſtehn/ was ſonſt die Menſchen achten/ Der Ahnen grauen Ruhm/ der Ehren hohen Stand/ Weil mehr Vergnuͤgung ihr die Himmels-Sorgen brachten/ Und ſie beym Ewigen mehr Sicherheit empfand. Dreymal begluͤckte Frau/ ſo von des Gluͤckes Gaben War praͤchtig ausgeziert/ und Seegen-reich beſchenckt/ Die noch auff ihre Schoß die Ehre mehr erhaben/ Und mit dem Lorber-Krantz des Ruhmes hat umbſchrenckt: Sie geht nun hoͤchſt vergnuͤgt zu einem beſſern Leben/ Begruͤſt der Ewigkeit gantz unermeßnes Reich/ Kennt keinen Zufall mehr/ der uns noch kan umbgeben/ Und wird ob keiner Poſt betruͤbter Laͤuffte bleich. Es mag das China viel Gedaͤchtnuͤß-Tempel weiſen: Der Seelen Ewigkeit ruht in den Gruͤfften nicht: Wer Chriſtlich lebt und ſtirbt iſt ſeeliger zu preiſen/ Als der/ den man in Gold/ Metall und Jaſpis ſticht. Suͤſſeſter Todes-Schlaff Hn. G. S. d. R. in B. den 9. Octobr. 1672. SToͤrt nicht den Seligen mit Thraͤnen-reichem Klagen/ Betrübtſte/ denn er ſchlaͤfft in angenehmer Ruh: Die Buͤrde druͤckt ihn nicht/ ſo er bißher getragen/ Und GOttes Fluͤgel deckt die muͤden Glieder zu. Ach hoͤchſt-verlangte Ruh! ach Frieden-volles Schlaffen! Ach ſtete Sicherheit die nie kein Unfall kraͤnckt! Jn dem der Erdenkreiß erſchuͤttert von den Waffen/ Und Auff- und Niedergang uns hinzurichten denckt! Es mag der Heyden Mund den Tod erſchrecklich nennen/ Und ihrer Kuͤnſtler Hand ihn heßlich ſtellen fuͤr; Wir

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/352>, abgerufen am 22.11.2024.