Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Es wird manch feurig Geist der späten Nachwelt sagenMit was für Eyfer du des Höchsten Wort gelehrt: Der Nachruhm auch dein Lob auf göldnen Schwingen tragen Und Säulen graben ein die keine Zeit zerstört. Nunmehr/ erlauchte Seel/ entrissen von den Banden/ Wormit die Eitelkeit uns täglich noch bestrickt/ Gekrönte Siegerin in den gelobten Landen/ Wo GOttes Majestät dich wesentlich erquickt/ Jetzt meißt du völlig aus den Kreiß der Ewigkeiten Worzu du noch allhier die Linien geführt. Jetzt siehest du erfreut gestellet zu der Seiten Die deine Donner-Stimm und Lehre hat gerührt. Wie aber ehren wir den letzten Rest der Aschen? Sol Ortlobs Name nicht bey uns im Segen seyn? Ein Heyde mag den Leib mit frembdem Balsam waschen/ Wir pregen Ortlobs Ruhm Hertz und Gemüthern ein. Ach andrer Augustin im lehren/ straffen/ lieben! Ach Jrenäus Geist wenn es zum Friede kam! Ach Polycarpens Glimpff in der Gedult zu üben! Basil in dessen Hertz des Nechsten Liebe glam! Hat dem Ambrosius auf seine zarte Zungen Ein gantzes Bienen-Heer den Honig-Thau gelegt: So hast du gleiches falls/ O Seelger/ durchgedrungen Wenn dein beredter Mund getröst/ erschreckt/ bewegt. Und wieß Jgnatius im Mittel seines Hertzen Wie JEsus-Name da mit göldnen Zeilen stand/ Gewiß/ daß man bey dir im Leiden/ Creutz/ und Schmertzen Jn deinem Hertzen auch dergleichen Denckschrifft fand. Du warest ein Justin wenn grimme Wetter krachten Und liest den harten Sturm auf deiner Scheitel stehn/ Wenn Teuffel/ Welt und Höll ein festes Bündnüß machten Und wolten mit Gewalt dir an die Seele gehn. Du hast wie Athanas doch alle die besieget Und deine Glaubens-Prob in Angst und Noth bewehrt. So einem Helden-Geist der niemals unten lieget/ Wird von dem Himmel selbst dergleichen Muth beschert. Und heist Chrysostomus der Gottesfurcht ihr Tempel/ Der Tugend Jnbegrieff/ der Andacht Sacristey/ So sag ich mit Bestand daß Ortlob ein Exempel Und wahres Ebenbild dergleichen Lehrer sey. Was
Leichen-Gedichte. Es wird manch feurig Geiſt der ſpaͤten Nachwelt ſagenMit was fuͤr Eyfer du des Hoͤchſten Wort gelehrt: Der Nachruhm auch dein Lob auf goͤldnen Schwingen tragen Und Saͤulen graben ein die keine Zeit zerſtoͤrt. Nunmehr/ erlauchte Seel/ entriſſen von den Banden/ Wormit die Eitelkeit uns taͤglich noch beſtrickt/ Gekroͤnte Siegerin in den gelobten Landen/ Wo GOttes Majeſtaͤt dich weſentlich erquickt/ Jetzt meißt du voͤllig aus den Kreiß der Ewigkeiten Worzu du noch allhier die Linien gefuͤhrt. Jetzt ſieheſt du erfreut geſtellet zu der Seiten Die deine Donner-Stimm und Lehre hat geruͤhrt. Wie aber ehren wir den letzten Reſt der Aſchen? Sol Ortlobs Name nicht bey uns im Segen ſeyn? Ein Heyde mag den Leib mit frembdem Balſam waſchen/ Wir pregen Ortlobs Ruhm Hertz und Gemuͤthern ein. Ach andrer Auguſtin im lehren/ ſtraffen/ lieben! Ach Jrenaͤus Geiſt wenn es zum Friede kam! Ach Polycarpens Glimpff in der Gedult zu uͤben! Baſil in deſſen Hertz des Nechſten Liebe glam! Hat dem Ambroſius auf ſeine zarte Zungen Ein gantzes Bienen-Heer den Honig-Thau gelegt: So haſt du gleiches falls/ O Seelger/ durchgedrungen Wenn dein beredter Mund getroͤſt/ erſchreckt/ bewegt. Und wieß Jgnatius im Mittel ſeines Hertzen Wie JEſus-Name da mit goͤldnen Zeilen ſtand/ Gewiß/ daß man bey dir im Leiden/ Creutz/ und Schmertzen Jn deinem Hertzen auch dergleichen Denckſchrifft fand. Du wareſt ein Juſtin wenn grimme Wetter krachten Und lieſt den harten Sturm auf deiner Scheitel ſtehn/ Wenn Teuffel/ Welt und Hoͤll ein feſtes Buͤndnuͤß machten Und wolten mit Gewalt dir an die Seele gehn. Du haſt wie Athanas doch alle die beſieget Und deine Glaubens-Prob in Angſt und Noth bewehrt. So einem Helden-Geiſt der niemals unten lieget/ Wird von dem Himmel ſelbſt dergleichen Muth beſchert. Und heiſt Chryſoſtomus der Gottesfurcht ihr Tempel/ Der Tugend Jnbegrieff/ der Andacht Sacriſtey/ So ſag ich mit Beſtand daß Ortlob ein Exempel Und wahres Ebenbild dergleichen Lehrer ſey. Was
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Leichen-Gedichte.
Es wird manch feurig Geiſt der ſpaͤten Nachwelt ſagen
Mit was fuͤr Eyfer du des Hoͤchſten Wort gelehrt:
Der Nachruhm auch dein Lob auf goͤldnen Schwingen tragen
Und Saͤulen graben ein die keine Zeit zerſtoͤrt.
Nunmehr/ erlauchte Seel/ entriſſen von den Banden/
Wormit die Eitelkeit uns taͤglich noch beſtrickt/
Gekroͤnte Siegerin in den gelobten Landen/
Wo GOttes Majeſtaͤt dich weſentlich erquickt/
Jetzt meißt du voͤllig aus den Kreiß der Ewigkeiten
Worzu du noch allhier die Linien gefuͤhrt.
Jetzt ſieheſt du erfreut geſtellet zu der Seiten
Die deine Donner-Stimm und Lehre hat geruͤhrt.
Wie aber ehren wir den letzten Reſt der Aſchen?
Sol Ortlobs Name nicht bey uns im Segen ſeyn?
Ein Heyde mag den Leib mit frembdem Balſam waſchen/
Wir pregen Ortlobs Ruhm Hertz und Gemuͤthern ein.
Ach andrer Auguſtin im lehren/ ſtraffen/ lieben!
Ach Jrenaͤus Geiſt wenn es zum Friede kam!
Ach Polycarpens Glimpff in der Gedult zu uͤben!
Baſil in deſſen Hertz des Nechſten Liebe glam!
Hat dem Ambroſius auf ſeine zarte Zungen
Ein gantzes Bienen-Heer den Honig-Thau gelegt:
So haſt du gleiches falls/ O Seelger/ durchgedrungen
Wenn dein beredter Mund getroͤſt/ erſchreckt/ bewegt.
Und wieß Jgnatius im Mittel ſeines Hertzen
Wie JEſus-Name da mit goͤldnen Zeilen ſtand/
Gewiß/ daß man bey dir im Leiden/ Creutz/ und Schmertzen
Jn deinem Hertzen auch dergleichen Denckſchrifft fand.
Du wareſt ein Juſtin wenn grimme Wetter krachten
Und lieſt den harten Sturm auf deiner Scheitel ſtehn/
Wenn Teuffel/ Welt und Hoͤll ein feſtes Buͤndnuͤß machten
Und wolten mit Gewalt dir an die Seele gehn.
Du haſt wie Athanas doch alle die beſieget
Und deine Glaubens-Prob in Angſt und Noth bewehrt.
So einem Helden-Geiſt der niemals unten lieget/
Wird von dem Himmel ſelbſt dergleichen Muth beſchert.
Und heiſt Chryſoſtomus der Gottesfurcht ihr Tempel/
Der Tugend Jnbegrieff/ der Andacht Sacriſtey/
So ſag ich mit Beſtand daß Ortlob ein Exempel
Und wahres Ebenbild dergleichen Lehrer ſey.
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