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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Geistliche Gedichte und Lieder.
Satan meine Seel!
Muß ich auch gleich fliehen/
So wil ich beziehen
JEsu Seiten Höl.
Heilger Geist erquicke
Mich/ wenn ich zudrücke
Meiner Augen paar!
Auf Elias Wagen
Laß die Seele tragen
Zu der Seelgen Schaar!
Erinnerung der Sterblichkeit.
JCh weiß daß Erd und Staub in meinem Leib verhüllt/
Jch weiß auch daß mein Leib die Erde wiederfüllt/
Denn was gebrechlich ist muß mit der Zeit zerfallen.
Ein Hauß kan nicht bestehn/ wenn Grund und Pfeiler
knallen;

Wie soll der Glieder-Bau denn ewig können seyn/
Da jeden Augenblick der Tod was reisset ein.
Wir werden nicht gewahr daß unsre Tage schwinden/
Biß daß wir Schnee und Eiß auf Haar und Scheitel finden.
Die freche Jugend denckt der letzten Stunde nicht/
Biß daß ihr scheinbar Glaß ein einzig Stoß zerbricht.
Nein/ jeder Tritt und Schritt der führt mich zu dem Grabe/
An dem ich meine Lust und höchst' Ergetzung habe.
Jch sehe da den Port nach so viel Sturm und Wind/
Und weiß daß sich kein Blitz mehr über mich entzündt.
O Grab/ gewünschtes Hauß und süsse Ruhe-Kammer/
Ach nimm mich nur zu dir/ verschleuß doch meinen Jammer
Jn deiner Höle Nacht/ O lieblichstes Gemach/
O schönster Auffenthalt/ und Frieden-reiches Dach/
Wie hertzlich sehn ich mich die abgematten Knochen/
Den ausgezehrten Leib/ des bangen Hertzens Pochen
Und endlich Fleisch und Blut/ der Seelen altes Kleid/
Dir liefern zum Geschenck und Pfand der Sterblichkeit.
Ein ander wird gantz blaß wenn er dich höret nennen/
Jch aber muß fürwahr in heilger Andacht brennen/
Wenn ich mein Wohnhauß seh in dem werde ruhn/
Da mir die arge Welt vermag kein Leyd zu thun.
Gottlose Hertzen sehn nur deine Finsternüsse/
Da ich des Lebens-Sonn in diesen Schatten grüsse/
Die
C c c c c c
Geiſtliche Gedichte und Lieder.
Satan meine Seel!
Muß ich auch gleich fliehen/
So wil ich beziehen
JEſu Seiten Hoͤl.
Heilger Geiſt erquicke
Mich/ wenn ich zudruͤcke
Meiner Augen paar!
Auf Elias Wagen
Laß die Seele tragen
Zu der Seelgen Schaar!
Erinnerung der Sterblichkeit.
JCh weiß daß Erd und Staub in meinem Leib verhuͤllt/
Jch weiß auch daß mein Leib die Erde wiederfuͤllt/
Denn was gebrechlich iſt muß mit der Zeit zerfallen.
Ein Hauß kan nicht beſtehn/ wenn Grund und Pfeiler
knallen;

Wie ſoll der Glieder-Bau denn ewig koͤnnen ſeyn/
Da jeden Augenblick der Tod was reiſſet ein.
Wir werden nicht gewahr daß unſre Tage ſchwinden/
Biß daß wir Schnee und Eiß auf Haar und Scheitel finden.
Die freche Jugend denckt der letzten Stunde nicht/
Biß daß ihr ſcheinbar Glaß ein einzig Stoß zerbricht.
Nein/ jeder Tritt und Schritt der fuͤhrt mich zu dem Grabe/
An dem ich meine Luſt und hoͤchſt’ Ergetzung habe.
Jch ſehe da den Port nach ſo viel Sturm und Wind/
Und weiß daß ſich kein Blitz mehr uͤber mich entzuͤndt.
O Grab/ gewuͤnſchtes Hauß und ſuͤſſe Ruhe-Kammer/
Ach nimm mich nur zu dir/ verſchleuß doch meinen Jammer
Jn deiner Hoͤle Nacht/ O lieblichſtes Gemach/
O ſchoͤnſter Auffenthalt/ und Frieden-reiches Dach/
Wie hertzlich ſehn ich mich die abgematten Knochen/
Den ausgezehrten Leib/ des bangen Hertzens Pochen
Und endlich Fleiſch und Blut/ der Seelen altes Kleid/
Dir liefern zum Geſchenck und Pfand der Sterblichkeit.
Ein ander wird gantz blaß wenn er dich hoͤret nennen/
Jch aber muß fuͤrwahr in heilger Andacht brennen/
Wenn ich mein Wohnhauß ſeh in dem werde ruhn/
Da mir die arge Welt vermag kein Leyd zu thun.
Gottloſe Hertzen ſehn nur deine Finſternuͤſſe/
Da ich des Lebens-Sonn in dieſen Schatten gruͤſſe/
Die
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[33/0761] Geiſtliche Gedichte und Lieder. Satan meine Seel! Muß ich auch gleich fliehen/ So wil ich beziehen JEſu Seiten Hoͤl. Heilger Geiſt erquicke Mich/ wenn ich zudruͤcke Meiner Augen paar! Auf Elias Wagen Laß die Seele tragen Zu der Seelgen Schaar! Erinnerung der Sterblichkeit. JCh weiß daß Erd und Staub in meinem Leib verhuͤllt/ Jch weiß auch daß mein Leib die Erde wiederfuͤllt/ Denn was gebrechlich iſt muß mit der Zeit zerfallen. Ein Hauß kan nicht beſtehn/ wenn Grund und Pfeiler knallen; Wie ſoll der Glieder-Bau denn ewig koͤnnen ſeyn/ Da jeden Augenblick der Tod was reiſſet ein. Wir werden nicht gewahr daß unſre Tage ſchwinden/ Biß daß wir Schnee und Eiß auf Haar und Scheitel finden. Die freche Jugend denckt der letzten Stunde nicht/ Biß daß ihr ſcheinbar Glaß ein einzig Stoß zerbricht. Nein/ jeder Tritt und Schritt der fuͤhrt mich zu dem Grabe/ An dem ich meine Luſt und hoͤchſt’ Ergetzung habe. Jch ſehe da den Port nach ſo viel Sturm und Wind/ Und weiß daß ſich kein Blitz mehr uͤber mich entzuͤndt. O Grab/ gewuͤnſchtes Hauß und ſuͤſſe Ruhe-Kammer/ Ach nimm mich nur zu dir/ verſchleuß doch meinen Jammer Jn deiner Hoͤle Nacht/ O lieblichſtes Gemach/ O ſchoͤnſter Auffenthalt/ und Frieden-reiches Dach/ Wie hertzlich ſehn ich mich die abgematten Knochen/ Den ausgezehrten Leib/ des bangen Hertzens Pochen Und endlich Fleiſch und Blut/ der Seelen altes Kleid/ Dir liefern zum Geſchenck und Pfand der Sterblichkeit. Ein ander wird gantz blaß wenn er dich hoͤret nennen/ Jch aber muß fuͤrwahr in heilger Andacht brennen/ Wenn ich mein Wohnhauß ſeh in dem werde ruhn/ Da mir die arge Welt vermag kein Leyd zu thun. Gottloſe Hertzen ſehn nur deine Finſternuͤſſe/ Da ich des Lebens-Sonn in dieſen Schatten gruͤſſe/ Die C c c c c c

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/761>, abgerufen am 24.11.2024.