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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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unter sich gefühlt hat; jede Perücke füllt meinen Kopf mit den Gedanken, die unter ihr in erinnerungswürdigen Stunden der Erhebung oder der Zerknirschung gedacht worden sind; der Stock führt mich auf die Wege zurück, die ich mit ihm gewandelt, und der Degen durchbohrt mich mit seiner Spitze, wie in dem größten und fürchterlichsten Augenblicke meines Lebens, als der jähe Ausbruch der Raserei den Stoß unwillkürlich vereitelte, welchen ich in bewußtloser Verzweiflung gegen mein Herz gerichtet hatte.

Die heiligsten Denkmäler meines Tempels stehen auf dem Altare, ein kleines spanisches Haus und in demselben ein weibliches Portrait.

Um die Bedeutung desselben zu erklären, muß ich einen größern Theil meiner Lebensgeschichte in ihrem Zusammenhange erzählen.

Meine Familie, eine der ältesten, edelsten und reichsten aus der Vendee und seit ihrem Ursprunge ausgezeichnet durch unverbrüchliche Treue und Alles aufopfernden Heldenmuth in der Beschützung und Vertheidigung der königlichen Rechte und Ehren, bestand vor dem Ausbruche der Revolution aus vier Brüdern, von denen ich der jüngste war, und einer noch etwas jüngeren Schwester. Mein ältester Bruder bewohnte unser Stammschloß, in ländlicher Zurückgezogenheit und häuslichem Frieden von den Strapazen und Wunden eines rühmlichen Kriegsdienstes ausruhend. Der zweite stand als Offizier in der Leib-

unter sich gefühlt hat; jede Perücke füllt meinen Kopf mit den Gedanken, die unter ihr in erinnerungswürdigen Stunden der Erhebung oder der Zerknirschung gedacht worden sind; der Stock führt mich auf die Wege zurück, die ich mit ihm gewandelt, und der Degen durchbohrt mich mit seiner Spitze, wie in dem größten und fürchterlichsten Augenblicke meines Lebens, als der jähe Ausbruch der Raserei den Stoß unwillkürlich vereitelte, welchen ich in bewußtloser Verzweiflung gegen mein Herz gerichtet hatte.

Die heiligsten Denkmäler meines Tempels stehen auf dem Altare, ein kleines spanisches Haus und in demselben ein weibliches Portrait.

Um die Bedeutung desselben zu erklären, muß ich einen größern Theil meiner Lebensgeschichte in ihrem Zusammenhange erzählen.

Meine Familie, eine der ältesten, edelsten und reichsten aus der Vendée und seit ihrem Ursprunge ausgezeichnet durch unverbrüchliche Treue und Alles aufopfernden Heldenmuth in der Beschützung und Vertheidigung der königlichen Rechte und Ehren, bestand vor dem Ausbruche der Revolution aus vier Brüdern, von denen ich der jüngste war, und einer noch etwas jüngeren Schwester. Mein ältester Bruder bewohnte unser Stammschloß, in ländlicher Zurückgezogenheit und häuslichem Frieden von den Strapazen und Wunden eines rühmlichen Kriegsdienstes ausruhend. Der zweite stand als Offizier in der Leib-

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[0102] unter sich gefühlt hat; jede Perücke füllt meinen Kopf mit den Gedanken, die unter ihr in erinnerungswürdigen Stunden der Erhebung oder der Zerknirschung gedacht worden sind; der Stock führt mich auf die Wege zurück, die ich mit ihm gewandelt, und der Degen durchbohrt mich mit seiner Spitze, wie in dem größten und fürchterlichsten Augenblicke meines Lebens, als der jähe Ausbruch der Raserei den Stoß unwillkürlich vereitelte, welchen ich in bewußtloser Verzweiflung gegen mein Herz gerichtet hatte. Die heiligsten Denkmäler meines Tempels stehen auf dem Altare, ein kleines spanisches Haus und in demselben ein weibliches Portrait. Um die Bedeutung desselben zu erklären, muß ich einen größern Theil meiner Lebensgeschichte in ihrem Zusammenhange erzählen. Meine Familie, eine der ältesten, edelsten und reichsten aus der Vendée und seit ihrem Ursprunge ausgezeichnet durch unverbrüchliche Treue und Alles aufopfernden Heldenmuth in der Beschützung und Vertheidigung der königlichen Rechte und Ehren, bestand vor dem Ausbruche der Revolution aus vier Brüdern, von denen ich der jüngste war, und einer noch etwas jüngeren Schwester. Mein ältester Bruder bewohnte unser Stammschloß, in ländlicher Zurückgezogenheit und häuslichem Frieden von den Strapazen und Wunden eines rühmlichen Kriegsdienstes ausruhend. Der zweite stand als Offizier in der Leib-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/102>, abgerufen am 22.11.2024.