Kräfte und Massen besteht, zu schonen und zu erhalten, ist des Staatswirths erste Rücksicht: ist diese beachtet, dann mögen die Bedürfnisse und die Produktion des Augenblicks an die Reihe kommen, dann mögen die äußeren Umrisse des hei- ligen Körpers geschmückt werden, dann möge man seine Mus- keln üben, seine Brust stählen, und ihn mit allen Aeußerlich- keiten, die der Augenblick verlangt, bewaffnen und begaben.
Ueberläßt man hingegen das Bedürfniß der Menschen sich selbst und der willkührlichen Richtung, welche die Theorien verlangen, so hat man damit nichts Geringeres gethan, als das absolute Privateigenthum zur einzigen Form aller An- eignung erklärt, man hat die Anrechte des Staates auf alles Eigenthum in seinem Umkreise aufgegeben, denn durch die ge- wohnten Kraftrichtungen alles Einzelnen auf das Ganze allein war der Staat in Stand gesetzt, seine Ansprüche an alles Einzelne in jedem Augenblick zu realisiren. Hat man also das Bedürfniß der Menschen, das lange Jahrhunderte hindurch in allen wesentlichen Rücksichten eins war mit dem National- bedürfniß und unzertrennlich von ihm, von Grundaus priva- tisirt, und also die Sklaverey des Privateigenthums zur ein- zigen Richtschnur alles menschlichen Bedürfnisses und aller menschlichen Produktion erklärt, nur Verhältnisse zwischen Personen und Sachen gesetzlich anerkannt, dagegen alle Bande zwischen den Personen zerschnitten -- dann nehme die Regie- rung ihre Zwangsmittel wohl in Acht, dann ziehe sie das ei- serne Band ihrer Armeen fester und fester, greife alle die ihr verbliebenen Zügel wohl zusammen, und vergesse nicht, daß sie ein unbedingtes und unbegrenztes Privateigenthum über
Kraͤfte und Maſſen beſteht, zu ſchonen und zu erhalten, iſt des Staatswirths erſte Ruͤckſicht: iſt dieſe beachtet, dann moͤgen die Beduͤrfniſſe und die Produktion des Augenblicks an die Reihe kommen, dann moͤgen die aͤußeren Umriſſe des hei- ligen Koͤrpers geſchmuͤckt werden, dann moͤge man ſeine Mus- keln uͤben, ſeine Bruſt ſtaͤhlen, und ihn mit allen Aeußerlich- keiten, die der Augenblick verlangt, bewaffnen und begaben.
Ueberlaͤßt man hingegen das Beduͤrfniß der Menſchen ſich ſelbſt und der willkuͤhrlichen Richtung, welche die Theorien verlangen, ſo hat man damit nichts Geringeres gethan, als das abſolute Privateigenthum zur einzigen Form aller An- eignung erklaͤrt, man hat die Anrechte des Staates auf alles Eigenthum in ſeinem Umkreiſe aufgegeben, denn durch die ge- wohnten Kraftrichtungen alles Einzelnen auf das Ganze allein war der Staat in Stand geſetzt, ſeine Anſpruͤche an alles Einzelne in jedem Augenblick zu realiſiren. Hat man alſo das Beduͤrfniß der Menſchen, das lange Jahrhunderte hindurch in allen weſentlichen Ruͤckſichten eins war mit dem National- beduͤrfniß und unzertrennlich von ihm, von Grundaus priva- tiſirt, und alſo die Sklaverey des Privateigenthums zur ein- zigen Richtſchnur alles menſchlichen Beduͤrfniſſes und aller menſchlichen Produktion erklaͤrt, nur Verhaͤltniſſe zwiſchen Perſonen und Sachen geſetzlich anerkannt, dagegen alle Bande zwiſchen den Perſonen zerſchnitten — dann nehme die Regie- rung ihre Zwangsmittel wohl in Acht, dann ziehe ſie das ei- ſerne Band ihrer Armeen feſter und feſter, greife alle die ihr verbliebenen Zuͤgel wohl zuſammen, und vergeſſe nicht, daß ſie ein unbedingtes und unbegrenztes Privateigenthum uͤber
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Kraͤfte und Maſſen beſteht, zu ſchonen und zu erhalten, iſt
des Staatswirths erſte Ruͤckſicht: iſt dieſe beachtet, dann
moͤgen die Beduͤrfniſſe und die Produktion des Augenblicks an
die Reihe kommen, dann moͤgen die aͤußeren Umriſſe des hei-
ligen Koͤrpers geſchmuͤckt werden, dann moͤge man ſeine Mus-
keln uͤben, ſeine Bruſt ſtaͤhlen, und ihn mit allen Aeußerlich-
keiten, die der Augenblick verlangt, bewaffnen und begaben.
Ueberlaͤßt man hingegen das Beduͤrfniß der Menſchen ſich
ſelbſt und der willkuͤhrlichen Richtung, welche die Theorien
verlangen, ſo hat man damit nichts Geringeres gethan, als
das abſolute Privateigenthum zur einzigen Form aller An-
eignung erklaͤrt, man hat die Anrechte des Staates auf alles
Eigenthum in ſeinem Umkreiſe aufgegeben, denn durch die ge-
wohnten Kraftrichtungen alles Einzelnen auf das Ganze allein
war der Staat in Stand geſetzt, ſeine Anſpruͤche an alles
Einzelne in jedem Augenblick zu realiſiren. Hat man alſo das
Beduͤrfniß der Menſchen, das lange Jahrhunderte hindurch
in allen weſentlichen Ruͤckſichten eins war mit dem National-
beduͤrfniß und unzertrennlich von ihm, von Grundaus priva-
tiſirt, und alſo die Sklaverey des Privateigenthums zur ein-
zigen Richtſchnur alles menſchlichen Beduͤrfniſſes und aller
menſchlichen Produktion erklaͤrt, nur Verhaͤltniſſe zwiſchen
Perſonen und Sachen geſetzlich anerkannt, dagegen alle Bande
zwiſchen den Perſonen zerſchnitten — dann nehme die Regie-
rung ihre Zwangsmittel wohl in Acht, dann ziehe ſie das ei-
ſerne Band ihrer Armeen feſter und feſter, greife alle die ihr
verbliebenen Zuͤgel wohl zuſammen, und vergeſſe nicht, daß
ſie ein unbedingtes und unbegrenztes Privateigenthum uͤber
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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