Wie aber, durch welche Ueberlegenheit, die Do- rier den Peloponnes eroberten, wäre minder schwer zu erklären, wenn es blos auf offne Feldschlacht an- käme. Denn da anzunehmen ist, daß uns Homer die Kampfweise darstellt, welche die alten Achäer geübt und vermuthlich noch als Aeoler in Asien beibehalten hatten, so muß der Kampf ganzer vollgerüsteter Linien in geschlossener Ordnung erst durch die Dorier in den Peloponnes gekommen sein, bei welchen ihn schon Tyr- täos schildert. Nun aber mußten die Wagen und Wurf- lanzen Homerischer Helden der stetig vordringenden Ge- walt hochgestellter Glieder mit Stoßlanzen gegenüber auf jeden Fall sieglos werden. Allein schwerer kann man begreifen, wie die Dorier jene unersteiglichen Mauerwerke stürmten, mit denen der Peloponnes an- gefüllt war, besonders, da Belagerungen nie Sache dieses Volkes, und offne Kraft dagegen nichts half. Wie erstürmten sie Akrokorinth, dies Gibraltar des Peloponnes 1, wie die Argivische Larissa und ähnliche Festen? Hierüber haben sich einige Nachrichten erhal- ten, auf die Eroberung von Argos und Korinth be- züglich, die in ihrer Uebereinstimmung untereinander und mit den Lokalumständen als gute historische Erin- nerungen gelten müssen. Sie lehren uns, daß die Dorier sich bemühten, einen Punkt in ziemlicher Nähe der alten Festung zu befestigen, und von da aus in beständigen Streifzügen das Land verwüsteten und die Vertheidiger so lange umlauerten, bis sie sich zum Kampfe stellten oder nachgaben. So zeigte man noch später die Punkte, von denen aus Temenos und Aletes einen solchen Kampf mit Erfolg geführt.
1 Clarke Trav. 2, 2. S. 646 u. Aa.
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Wie aber, durch welche Ueberlegenheit, die Do- rier den Peloponnes eroberten, waͤre minder ſchwer zu erklaͤren, wenn es blos auf offne Feldſchlacht an- kaͤme. Denn da anzunehmen iſt, daß uns Homer die Kampfweiſe darſtellt, welche die alten Achaͤer geuͤbt und vermuthlich noch als Aeoler in Aſien beibehalten hatten, ſo muß der Kampf ganzer vollgeruͤſteter Linien in geſchloſſener Ordnung erſt durch die Dorier in den Peloponnes gekommen ſein, bei welchen ihn ſchon Tyr- taͤos ſchildert. Nun aber mußten die Wagen und Wurf- lanzen Homeriſcher Helden der ſtetig vordringenden Ge- walt hochgeſtellter Glieder mit Stoßlanzen gegenuͤber auf jeden Fall ſieglos werden. Allein ſchwerer kann man begreifen, wie die Dorier jene unerſteiglichen Mauerwerke ſtuͤrmten, mit denen der Peloponnes an- gefuͤllt war, beſonders, da Belagerungen nie Sache dieſes Volkes, und offne Kraft dagegen nichts half. Wie erſtuͤrmten ſie Akrokorinth, dies Gibraltar des Peloponnes 1, wie die Argiviſche Lariſſa und aͤhnliche Feſten? Hieruͤber haben ſich einige Nachrichten erhal- ten, auf die Eroberung von Argos und Korinth be- zuͤglich, die in ihrer Uebereinſtimmung untereinander und mit den Lokalumſtaͤnden als gute hiſtoriſche Erin- nerungen gelten muͤſſen. Sie lehren uns, daß die Dorier ſich bemuͤhten, einen Punkt in ziemlicher Naͤhe der alten Feſtung zu befeſtigen, und von da aus in beſtaͤndigen Streifzuͤgen das Land verwuͤſteten und die Vertheidiger ſo lange umlauerten, bis ſie ſich zum Kampfe ſtellten oder nachgaben. So zeigte man noch ſpaͤter die Punkte, von denen aus Temenos und Aletes einen ſolchen Kampf mit Erfolg gefuͤhrt.
1 Clarke Trav. 2, 2. S. 646 u. Aa.
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Wie aber, durch welche Ueberlegenheit, die Do-
rier den Peloponnes eroberten, waͤre minder ſchwer
zu erklaͤren, wenn es blos auf offne Feldſchlacht an-
kaͤme. Denn da anzunehmen iſt, daß uns Homer die
Kampfweiſe darſtellt, welche die alten Achaͤer geuͤbt
und vermuthlich noch als Aeoler in Aſien beibehalten
hatten, ſo muß der Kampf ganzer vollgeruͤſteter Linien
in geſchloſſener Ordnung erſt durch die Dorier in den
Peloponnes gekommen ſein, bei welchen ihn ſchon Tyr-
taͤos ſchildert. Nun aber mußten die Wagen und Wurf-
lanzen Homeriſcher Helden der ſtetig vordringenden Ge-
walt hochgeſtellter Glieder mit Stoßlanzen gegenuͤber
auf jeden Fall ſieglos werden. Allein ſchwerer kann
man begreifen, wie die Dorier jene unerſteiglichen
Mauerwerke ſtuͤrmten, mit denen der Peloponnes an-
gefuͤllt war, beſonders, da Belagerungen nie Sache
dieſes Volkes, und offne Kraft dagegen nichts half.
Wie erſtuͤrmten ſie Akrokorinth, dies Gibraltar des
Peloponnes 1, wie die Argiviſche Lariſſa und aͤhnliche
Feſten? Hieruͤber haben ſich einige Nachrichten erhal-
ten, auf die Eroberung von Argos und Korinth be-
zuͤglich, die in ihrer Uebereinſtimmung untereinander
und mit den Lokalumſtaͤnden als gute hiſtoriſche Erin-
nerungen gelten muͤſſen. Sie lehren uns, daß die
Dorier ſich bemuͤhten, einen Punkt in ziemlicher Naͤhe
der alten Feſtung zu befeſtigen, und von da aus in
beſtaͤndigen Streifzuͤgen das Land verwuͤſteten und die
Vertheidiger ſo lange umlauerten, bis ſie ſich zum
Kampfe ſtellten oder nachgaben. So zeigte man noch
ſpaͤter die Punkte, von denen aus Temenos und Aletes
einen ſolchen Kampf mit Erfolg gefuͤhrt.
1 Clarke Trav. 2, 2. S. 646 u. Aa.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/107>, abgerufen am 09.11.2024.
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