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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Ephoros angeordnet hat, und wie sie daraus in andere
Schriftsteller übergegangen ist, im Widerspruche mit
vielen abgesonderten aber um desto bedeutendern Tradi-
tionen steht, halten wir für deutlich. Wir fassen kurz
zusammen, was wir im ersten Theile dieser Untersu-
chungen (v. S. 313 an) bemerkt haben. Die Stadt
Amyklä, eine der ältesten und bedeutendsten des Pelo-
ponnes, von der noch jetzt eine Burg auf einem Felsen an
der Lehne des Taygetos existirt, war nichts weniger als
von den Spartiaten sogleich unterworfen, sondern erst
unter Taleklos, kurz vor dem ersten Messenischen Kriege,
nach langwierigem Kampfe, der bei der Nähe der Städte
um so gefährlicher sein mußte, erobert worden 1: nicht
als wenn die Jahrhunderte vorher, Amyklä und Spar-
ta, die nur 20 Stadien von einander entfernt, sich nie
Ruhe gelassen, denn wie hätten sie dann nebeneinander
bestehn mögen; indessen mochte doch auch Friede und
Waffenruhe oft durch plötzliche Ueberfälle unterbrochen
werden. Zum Gebiete Amyklä's aber gehörte damals
die bedeutende Gegend am Taygetos hin, und alles dies
Land war noch im Besitz der Achäer, mit denen sich Mi-
nyer, von Lemnos her, und Kadmeische Griechen, Ae-
giden genannt, vereinigt hatten. Diese Gegend ist es,
wie ich dort gezeigt habe, von der die Colonien von
Thera, Melos, Gortyna ausgingen; so wie Pindar zu-
folge Amyklä auch der Ausgangspunkt der ersten Aeoli-
schen Colonie nach Lesbos und Tenedos, und nach an-
dern Anzeigen zu schließen, ebenso der Achäer, welche
Paträ einnahmen, war 2.

Sparta dagegen muß vor der Dorischen Einwan-
derung minder bedeutend gewesen sein; und sich erst

1 Vgl. noch Sosibios bei Zenob. Sprüchw. 1, 54.
2 Paus.
7, 6, 2. wo Preugenes, der Anführer derselben, von Amyklas her-
geleitet wird.

Ephoros angeordnet hat, und wie ſie daraus in andere
Schriftſteller uͤbergegangen iſt, im Widerſpruche mit
vielen abgeſonderten aber um deſto bedeutendern Tradi-
tionen ſteht, halten wir fuͤr deutlich. Wir faſſen kurz
zuſammen, was wir im erſten Theile dieſer Unterſu-
chungen (v. S. 313 an) bemerkt haben. Die Stadt
Amyklaͤ, eine der aͤlteſten und bedeutendſten des Pelo-
ponnes, von der noch jetzt eine Burg auf einem Felſen an
der Lehne des Taygetos exiſtirt, war nichts weniger als
von den Spartiaten ſogleich unterworfen, ſondern erſt
unter Taleklos, kurz vor dem erſten Meſſeniſchen Kriege,
nach langwierigem Kampfe, der bei der Naͤhe der Staͤdte
um ſo gefaͤhrlicher ſein mußte, erobert worden 1: nicht
als wenn die Jahrhunderte vorher, Amyklaͤ und Spar-
ta, die nur 20 Stadien von einander entfernt, ſich nie
Ruhe gelaſſen, denn wie haͤtten ſie dann nebeneinander
beſtehn moͤgen; indeſſen mochte doch auch Friede und
Waffenruhe oft durch ploͤtzliche Ueberfaͤlle unterbrochen
werden. Zum Gebiete Amyklaͤ’s aber gehoͤrte damals
die bedeutende Gegend am Taygetos hin, und alles dies
Land war noch im Beſitz der Achaͤer, mit denen ſich Mi-
nyer, von Lemnos her, und Kadmeiſche Griechen, Ae-
giden genannt, vereinigt hatten. Dieſe Gegend iſt es,
wie ich dort gezeigt habe, von der die Colonien von
Thera, Melos, Gortyna ausgingen; ſo wie Pindar zu-
folge Amyklaͤ auch der Ausgangspunkt der erſten Aeoli-
ſchen Colonie nach Lesbos und Tenedos, und nach an-
dern Anzeigen zu ſchließen, ebenſo der Achaͤer, welche
Patraͤ einnahmen, war 2.

Sparta dagegen muß vor der Doriſchen Einwan-
derung minder bedeutend geweſen ſein; und ſich erſt

1 Vgl. noch Soſibios bei Zenob. Spruͤchw. 1, 54.
2 Pauſ.
7, 6, 2. wo Preugenes, der Anfuͤhrer derſelben, von Amyklas her-
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[91/0121] Ephoros angeordnet hat, und wie ſie daraus in andere Schriftſteller uͤbergegangen iſt, im Widerſpruche mit vielen abgeſonderten aber um deſto bedeutendern Tradi- tionen ſteht, halten wir fuͤr deutlich. Wir faſſen kurz zuſammen, was wir im erſten Theile dieſer Unterſu- chungen (v. S. 313 an) bemerkt haben. Die Stadt Amyklaͤ, eine der aͤlteſten und bedeutendſten des Pelo- ponnes, von der noch jetzt eine Burg auf einem Felſen an der Lehne des Taygetos exiſtirt, war nichts weniger als von den Spartiaten ſogleich unterworfen, ſondern erſt unter Taleklos, kurz vor dem erſten Meſſeniſchen Kriege, nach langwierigem Kampfe, der bei der Naͤhe der Staͤdte um ſo gefaͤhrlicher ſein mußte, erobert worden 1: nicht als wenn die Jahrhunderte vorher, Amyklaͤ und Spar- ta, die nur 20 Stadien von einander entfernt, ſich nie Ruhe gelaſſen, denn wie haͤtten ſie dann nebeneinander beſtehn moͤgen; indeſſen mochte doch auch Friede und Waffenruhe oft durch ploͤtzliche Ueberfaͤlle unterbrochen werden. Zum Gebiete Amyklaͤ’s aber gehoͤrte damals die bedeutende Gegend am Taygetos hin, und alles dies Land war noch im Beſitz der Achaͤer, mit denen ſich Mi- nyer, von Lemnos her, und Kadmeiſche Griechen, Ae- giden genannt, vereinigt hatten. Dieſe Gegend iſt es, wie ich dort gezeigt habe, von der die Colonien von Thera, Melos, Gortyna ausgingen; ſo wie Pindar zu- folge Amyklaͤ auch der Ausgangspunkt der erſten Aeoli- ſchen Colonie nach Lesbos und Tenedos, und nach an- dern Anzeigen zu ſchließen, ebenſo der Achaͤer, welche Patraͤ einnahmen, war 2. Sparta dagegen muß vor der Doriſchen Einwan- derung minder bedeutend geweſen ſein; und ſich erſt 1 Vgl. noch Soſibios bei Zenob. Spruͤchw. 1, 54. 2 Pauſ. 7, 6, 2. wo Preugenes, der Anfuͤhrer derſelben, von Amyklas her- geleitet wird.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/121>, abgerufen am 24.11.2024.