Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

es auf eine eigene Weise für den Verkehr mit den ein-
heimischen Völkern eingerichtet, die wir, der historischen
Bedeutung des Gegenstandes wegen, hier einer, wenn
auch keinesweges ergründenden, Betrachtung unterzie-
hen wollen. Betrachtet man nämlich auch nur die
Namen der bei den Doriern in Italien und Sicilien,
z. B. zu Syrakus, zu Tarent, üblichen Münzen, wie
sie Aristoteles in der Republik der Himeräer aus den
Dorischen Dichtern zusammengestellt hatte 1, näm-
lich litra für einen Obol, emilitron für sechs,
pentougkion für fünf, tetras für vier, trias für
drei 2, exas für zwei, ougkia für ein Zwölftel: so
entdeckt man gleich, daß diese Griechen das Italische,
Römische Duodecim alsystem angenommen hatten, dessen
Einheit die Libra, das Pfund Erz war: eine den
Griechen ursprünglich ganz fremde Norm, so wie das
Wort litra in ihrer Sprache keine Wurzel hat. Nun
kommt aber auch in derselben Reihe bei den Griechen

Gran haben soll, aber meist des Alters wegen sehr abgerieben ist.
Es gehören dazu die alten khelonai, dann auch die Böotischen
Schilde des ältern Styls, die Korinthischen Koppa - und Pe-
gasusmünzen, auch die ältern Thessalischen, besonders die in Thra-
kien gefundenen gewöhnlich unter Lete stehenden; auch die der
Makedonischen Könige vor Philipp. Der drachme d'Egine weist
er nur 3 Münzen zu.
1 Daraus Pollux 4, 24, 173. 9, 6, 80. Die Namen kamen
häufig bei Sophron und Epicharm als Münzen und Gewichte vor,
wie man aus Pollux, vgl. Phot. Lex. s. v. litra und ogkia, sieht.
2 Ich glaube gegen Bentlei Phalarid. p. 419. dem Zeugniß des Pollux
folgen zu müssen. Auch bei Hesych s. v. triantos porne wird ein
trias gleich 20 leptois geschätzt; nun wird aber die ougkia ge-
wöhnlich dem khalkous Attikos gleich gesetzt (Aristot. bei Pollux),
und ein trias beträgt dann 21 lepta, wofür dort die runde Zahl
steht. Diodors Schätzung des pentekontalitron auf 10 Drachmen,
die sonst sehr ungenau, erklärt Böckh Staatsh. 1. S. 27. aus
dem verschiedenen Preise des Goldes in Attika u. Sicilien.

es auf eine eigene Weiſe fuͤr den Verkehr mit den ein-
heimiſchen Voͤlkern eingerichtet, die wir, der hiſtoriſchen
Bedeutung des Gegenſtandes wegen, hier einer, wenn
auch keinesweges ergruͤndenden, Betrachtung unterzie-
hen wollen. Betrachtet man naͤmlich auch nur die
Namen der bei den Doriern in Italien und Sicilien,
z. B. zu Syrakus, zu Tarent, uͤblichen Muͤnzen, wie
ſie Ariſtoteles in der Republik der Himeraͤer aus den
Doriſchen Dichtern zuſammengeſtellt hatte 1, naͤm-
lich λίτϱα fuͤr einen Obol, ήμίλιτϱον fuͤr ſechs,
πεντούγκιον fuͤr fuͤnf, τετϱᾶς fuͤr vier, τριᾶς fuͤr
drei 2, ἑξᾶς fuͤr zwei, οὐγκία fuͤr ein Zwoͤlftel: ſo
entdeckt man gleich, daß dieſe Griechen das Italiſche,
Roͤmiſche Duodecim alſyſtem angenommen hatten, deſſen
Einheit die Libra, das Pfund Erz war: eine den
Griechen urſpruͤnglich ganz fremde Norm, ſo wie das
Wort λίτϱα in ihrer Sprache keine Wurzel hat. Nun
kommt aber auch in derſelben Reihe bei den Griechen

Gran haben ſoll, aber meiſt des Alters wegen ſehr abgerieben iſt.
Es gehoͤren dazu die alten χελῶναι, dann auch die Boͤotiſchen
Schilde des aͤltern Styls, die Korinthiſchen Koppa - und Pe-
gaſusmuͤnzen, auch die aͤltern Theſſaliſchen, beſonders die in Thra-
kien gefundenen gewoͤhnlich unter Lete ſtehenden; auch die der
Makedoniſchen Koͤnige vor Philipp. Der drachme d’Egine weist
er nur 3 Muͤnzen zu.
1 Daraus Pollux 4, 24, 173. 9, 6, 80. Die Namen kamen
haͤufig bei Sophron und Epicharm als Muͤnzen und Gewichte vor,
wie man aus Pollux, vgl. Phot. Lex. s. v. λίτϱα und ὀγκία, ſieht.
2 Ich glaube gegen Bentlei Phalarid. p. 419. dem Zeugniß des Pollux
folgen zu muͤſſen. Auch bei Heſych s. v. τϱιᾶντος πόϱνη wird ein
τϱιᾶς gleich 20 λεπτοῖς geſchaͤtzt; nun wird aber die οὐγκία ge-
woͤhnlich dem χαλκοῦς Ἀττικὸς gleich geſetzt (Ariſtot. bei Pollux),
und ein τϱιᾶς betraͤgt dann 21 λεπτὰ, wofuͤr dort die runde Zahl
ſteht. Diodors Schaͤtzung des πεντηκοντάλιτϱον auf 10 Drachmen,
die ſonſt ſehr ungenau, erklaͤrt Boͤckh Staatsh. 1. S. 27. aus
dem verſchiedenen Preiſe des Goldes in Attika u. Sicilien.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0220" n="214"/>
es auf eine eigene Wei&#x017F;e fu&#x0364;r den Verkehr mit den ein-<lb/>
heimi&#x017F;chen Vo&#x0364;lkern eingerichtet, die wir, der hi&#x017F;tori&#x017F;chen<lb/>
Bedeutung des Gegen&#x017F;tandes wegen, hier einer, wenn<lb/>
auch keinesweges ergru&#x0364;ndenden, Betrachtung unterzie-<lb/>
hen wollen. Betrachtet man na&#x0364;mlich auch nur die<lb/>
Namen der bei den Doriern in Italien und Sicilien,<lb/>
z. B. zu Syrakus, zu Tarent, u&#x0364;blichen Mu&#x0364;nzen, wie<lb/>
&#x017F;ie Ari&#x017F;toteles in der Republik der Himera&#x0364;er aus den<lb/>
Dori&#x017F;chen Dichtern zu&#x017F;ammenge&#x017F;tellt hatte <note place="foot" n="1">Daraus Pollux 4, 24, 173. 9, 6, 80. Die Namen kamen<lb/>
ha&#x0364;ufig bei Sophron und Epicharm als Mu&#x0364;nzen und Gewichte vor,<lb/>
wie man aus Pollux, vgl. Phot. Lex. <hi rendition="#aq">s. v.</hi> &#x03BB;&#x03AF;&#x03C4;&#x03F1;&#x03B1; und &#x1F40;&#x03B3;&#x03BA;&#x03AF;&#x03B1;, &#x017F;ieht.</note>, na&#x0364;m-<lb/>
lich &#x03BB;&#x03AF;&#x03C4;&#x03F1;&#x03B1; fu&#x0364;r einen Obol, &#x03AE;&#x03BC;&#x03AF;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C4;&#x03F1;&#x03BF;&#x03BD; fu&#x0364;r &#x017F;echs,<lb/>
&#x03C0;&#x03B5;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03CD;&#x03B3;&#x03BA;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; fu&#x0364;r fu&#x0364;nf, &#x03C4;&#x03B5;&#x03C4;&#x03F1;&#x1FB6;&#x03C2; fu&#x0364;r vier, &#x03C4;&#x03C1;&#x03B9;&#x1FB6;&#x03C2; fu&#x0364;r<lb/>
drei <note place="foot" n="2">Ich glaube gegen Bentlei <hi rendition="#aq">Phalarid. p.</hi> 419. dem Zeugniß des Pollux<lb/>
folgen zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Auch bei He&#x017F;ych <hi rendition="#aq">s. v.</hi> &#x03C4;&#x03F1;&#x03B9;&#x1FB6;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C0;&#x03CC;&#x03F1;&#x03BD;&#x03B7; wird ein<lb/>
&#x03C4;&#x03F1;&#x03B9;&#x1FB6;&#x03C2; gleich 20 &#x03BB;&#x03B5;&#x03C0;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; ge&#x017F;cha&#x0364;tzt; nun wird aber die &#x03BF;&#x1F50;&#x03B3;&#x03BA;&#x03AF;&#x03B1; ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich dem &#x03C7;&#x03B1;&#x03BB;&#x03BA;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03C2; &#x1F08;&#x03C4;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x1F78;&#x03C2; gleich ge&#x017F;etzt (Ari&#x017F;tot. bei Pollux),<lb/>
und ein &#x03C4;&#x03F1;&#x03B9;&#x1FB6;&#x03C2; betra&#x0364;gt dann 21 &#x03BB;&#x03B5;&#x03C0;&#x03C4;&#x1F70;, wofu&#x0364;r dort die runde Zahl<lb/>
&#x017F;teht. Diodors Scha&#x0364;tzung des &#x03C0;&#x03B5;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B7;&#x03BA;&#x03BF;&#x03BD;&#x03C4;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C4;&#x03F1;&#x03BF;&#x03BD; auf 10 Drachmen,<lb/>
die &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr ungenau, erkla&#x0364;rt Bo&#x0364;ckh Staatsh. 1. S. 27. aus<lb/>
dem ver&#x017F;chiedenen Prei&#x017F;e des Goldes in Attika u. Sicilien.</note>, &#x1F11;&#x03BE;&#x1FB6;&#x03C2; fu&#x0364;r zwei, &#x03BF;&#x1F50;&#x03B3;&#x03BA;&#x03AF;&#x03B1; fu&#x0364;r ein Zwo&#x0364;lftel: &#x017F;o<lb/>
entdeckt man gleich, daß die&#x017F;e Griechen das Itali&#x017F;che,<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;che Duodecim al&#x017F;y&#x017F;tem angenommen hatten, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Einheit die Libra, das Pfund Erz war: eine den<lb/>
Griechen ur&#x017F;pru&#x0364;nglich ganz fremde Norm, &#x017F;o wie das<lb/>
Wort &#x03BB;&#x03AF;&#x03C4;&#x03F1;&#x03B1; in ihrer Sprache keine Wurzel hat. Nun<lb/>
kommt aber auch in der&#x017F;elben Reihe bei den Griechen<lb/><note xml:id="seg2pn_25_2" prev="#seg2pn_25_1" place="foot" n="6">Gran haben &#x017F;oll, aber mei&#x017F;t des Alters wegen &#x017F;ehr abgerieben i&#x017F;t.<lb/>
Es geho&#x0364;ren dazu die alten &#x03C7;&#x03B5;&#x03BB;&#x1FF6;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;, dann auch die Bo&#x0364;oti&#x017F;chen<lb/>
Schilde des a&#x0364;ltern Styls, die Korinthi&#x017F;chen Koppa - und Pe-<lb/>
ga&#x017F;usmu&#x0364;nzen, auch die a&#x0364;ltern The&#x017F;&#x017F;ali&#x017F;chen, be&#x017F;onders die in Thra-<lb/>
kien gefundenen gewo&#x0364;hnlich unter <hi rendition="#aq">Lete</hi> &#x017F;tehenden; auch die der<lb/>
Makedoni&#x017F;chen Ko&#x0364;nige vor Philipp. Der <hi rendition="#aq">drachme d&#x2019;Egine</hi> weist<lb/>
er nur 3 Mu&#x0364;nzen zu.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0220] es auf eine eigene Weiſe fuͤr den Verkehr mit den ein- heimiſchen Voͤlkern eingerichtet, die wir, der hiſtoriſchen Bedeutung des Gegenſtandes wegen, hier einer, wenn auch keinesweges ergruͤndenden, Betrachtung unterzie- hen wollen. Betrachtet man naͤmlich auch nur die Namen der bei den Doriern in Italien und Sicilien, z. B. zu Syrakus, zu Tarent, uͤblichen Muͤnzen, wie ſie Ariſtoteles in der Republik der Himeraͤer aus den Doriſchen Dichtern zuſammengeſtellt hatte 1, naͤm- lich λίτϱα fuͤr einen Obol, ήμίλιτϱον fuͤr ſechs, πεντούγκιον fuͤr fuͤnf, τετϱᾶς fuͤr vier, τριᾶς fuͤr drei 2, ἑξᾶς fuͤr zwei, οὐγκία fuͤr ein Zwoͤlftel: ſo entdeckt man gleich, daß dieſe Griechen das Italiſche, Roͤmiſche Duodecim alſyſtem angenommen hatten, deſſen Einheit die Libra, das Pfund Erz war: eine den Griechen urſpruͤnglich ganz fremde Norm, ſo wie das Wort λίτϱα in ihrer Sprache keine Wurzel hat. Nun kommt aber auch in derſelben Reihe bei den Griechen 6 1 Daraus Pollux 4, 24, 173. 9, 6, 80. Die Namen kamen haͤufig bei Sophron und Epicharm als Muͤnzen und Gewichte vor, wie man aus Pollux, vgl. Phot. Lex. s. v. λίτϱα und ὀγκία, ſieht. 2 Ich glaube gegen Bentlei Phalarid. p. 419. dem Zeugniß des Pollux folgen zu muͤſſen. Auch bei Heſych s. v. τϱιᾶντος πόϱνη wird ein τϱιᾶς gleich 20 λεπτοῖς geſchaͤtzt; nun wird aber die οὐγκία ge- woͤhnlich dem χαλκοῦς Ἀττικὸς gleich geſetzt (Ariſtot. bei Pollux), und ein τϱιᾶς betraͤgt dann 21 λεπτὰ, wofuͤr dort die runde Zahl ſteht. Diodors Schaͤtzung des πεντηκοντάλιτϱον auf 10 Drachmen, die ſonſt ſehr ungenau, erklaͤrt Boͤckh Staatsh. 1. S. 27. aus dem verſchiedenen Preiſe des Goldes in Attika u. Sicilien. 6 Gran haben ſoll, aber meiſt des Alters wegen ſehr abgerieben iſt. Es gehoͤren dazu die alten χελῶναι, dann auch die Boͤotiſchen Schilde des aͤltern Styls, die Korinthiſchen Koppa - und Pe- gaſusmuͤnzen, auch die aͤltern Theſſaliſchen, beſonders die in Thra- kien gefundenen gewoͤhnlich unter Lete ſtehenden; auch die der Makedoniſchen Koͤnige vor Philipp. Der drachme d’Egine weist er nur 3 Muͤnzen zu.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/220
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/220>, abgerufen am 18.12.2024.