sängen statt: in welchem Falle die Megarische Komö- die sich von dem Sikyonischem Phallophorenspiel gar nicht wesentlich unterschieden, und nicht solche Aufmerk- samkeit erregt haben würde.
2.
Dagegen ist es sehr wahrscheinlich, daß die Megarische Komödie die Keime und Anfänge der von Epicharmos vollkommen ausgebildeten Sicilischen ent- hielt. Denn nach Aristoteles 1 eigneten sich die Me- garer Siciliens eben so wie die Nachbarn Attika's die Erfindung der Komödie zu, und daß zwischen beiden ein Connex der Mittheilung bestand, kann keinem Zwei- fel unterworfen sein. Von Megara aber kann die Ko- mödie auf Syrakus übergegangen sein, als Gelon Ol. 74, 1 oder 2 2 die Bevölkerung der ersten Stadt nach der zweiten versetzte, so daß die hier in den Jambi- sten-Chören damals wohl schon vorhandnen Anfänge durch die Vereinigung mit der ausgebildetern Gattung zur Reife gediehen; doch ist diese Ansicht bloße Ver- muthung. Bei jener Versetzung muß auch Epicharm, Helothales Sohn 3, nach Syrakus gekommen sein, der früher in Megara gelebt hatte, aber er kann nicht als der eigentliche Verpflanzer der Komödie angesehn wer- den, da er selbst nur kurze Zeit in Megara gelebt hat- te. Denn er war nach sehr glaubwürdigen Nachrich- ten 4 von Geburt ein Koer, und erst mit Kadmos, also gegen Olymp. 73 oder 74. 5, nach Sicilien ge-
1 Poet. 3, 5.
2 Bd. 2. S. 122.
3 Daß die Namen "Chimaros und Tityros" nach dem Geschäft des Mannes erdichtet sind, bemerkt Welcker zu Schwenks Etym. myth. And. S. 331. Vgl. denselben über die angebliche Vaterstadt Krastos.
4 Diog. Laert. und tines bei Suid. vgl. Diomed 3. p. 486. Putsch. -- Ein Samier heißt er aus Verwechslung mit Kadmos.
5 Bd. 2. S. 170. womit zu vgl. Bd. 3. S. 147. und die chro- nologische Beilage unten.
ſaͤngen ſtatt: in welchem Falle die Megariſche Komoͤ- die ſich von dem Sikyoniſchem Phallophorenſpiel gar nicht weſentlich unterſchieden, und nicht ſolche Aufmerk- ſamkeit erregt haben wuͤrde.
2.
Dagegen iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die Megariſche Komoͤdie die Keime und Anfaͤnge der von Epicharmos vollkommen ausgebildeten Siciliſchen ent- hielt. Denn nach Ariſtoteles 1 eigneten ſich die Me- garer Siciliens eben ſo wie die Nachbarn Attika’s die Erfindung der Komoͤdie zu, und daß zwiſchen beiden ein Connex der Mittheilung beſtand, kann keinem Zwei- fel unterworfen ſein. Von Megara aber kann die Ko- moͤdie auf Syrakus uͤbergegangen ſein, als Gelon Ol. 74, 1 oder 2 2 die Bevoͤlkerung der erſten Stadt nach der zweiten verſetzte, ſo daß die hier in den Jambi- ſten-Choͤren damals wohl ſchon vorhandnen Anfaͤnge durch die Vereinigung mit der ausgebildetern Gattung zur Reife gediehen; doch iſt dieſe Anſicht bloße Ver- muthung. Bei jener Verſetzung muß auch Epicharm, Helothales Sohn 3, nach Syrakus gekommen ſein, der fruͤher in Megara gelebt hatte, aber er kann nicht als der eigentliche Verpflanzer der Komoͤdie angeſehn wer- den, da er ſelbſt nur kurze Zeit in Megara gelebt hat- te. Denn er war nach ſehr glaubwuͤrdigen Nachrich- ten 4 von Geburt ein Koër, und erſt mit Kadmos, alſo gegen Olymp. 73 oder 74. 5, nach Sicilien ge-
1 Poet. 3, 5.
2 Bd. 2. S. 122.
3 Daß die Namen „Chimaros und Tityros“ nach dem Geſchaͤft des Mannes erdichtet ſind, bemerkt Welcker zu Schwenks Etym. myth. And. S. 331. Vgl. denſelben uͤber die angebliche Vaterſtadt Kraſtos.
4 Diog. Laert. und τινὲς bei Suid. vgl. Diomed 3. p. 486. Putſch. — Ein Samier heißt er aus Verwechſlung mit Kadmos.
5 Bd. 2. S. 170. womit zu vgl. Bd. 3. S. 147. und die chro- nologiſche Beilage unten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0358"n="352"/>ſaͤngen ſtatt: in welchem Falle die Megariſche Komoͤ-<lb/>
die ſich von dem Sikyoniſchem Phallophorenſpiel gar<lb/>
nicht weſentlich unterſchieden, und nicht ſolche Aufmerk-<lb/>ſamkeit erregt haben wuͤrde.</p></div><lb/><divn="3"><head>2.</head><lb/><p>Dagegen iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die<lb/>
Megariſche Komoͤdie die Keime und Anfaͤnge der von<lb/>
Epicharmos vollkommen ausgebildeten <hirendition="#g">Siciliſchen</hi> ent-<lb/>
hielt. Denn nach Ariſtoteles <noteplace="foot"n="1">Poet. 3, 5.</note> eigneten ſich die Me-<lb/>
garer Siciliens eben ſo wie die Nachbarn Attika’s die<lb/>
Erfindung der Komoͤdie zu, und daß zwiſchen beiden<lb/>
ein Connex der Mittheilung beſtand, kann keinem Zwei-<lb/>
fel unterworfen ſein. Von Megara aber kann die Ko-<lb/>
moͤdie auf Syrakus uͤbergegangen ſein, als Gelon Ol.<lb/>
74, 1 oder 2 <noteplace="foot"n="2">Bd. 2. S. 122.</note> die Bevoͤlkerung der erſten Stadt nach<lb/>
der zweiten verſetzte, ſo daß die hier in den Jambi-<lb/>ſten-Choͤren damals wohl ſchon vorhandnen Anfaͤnge<lb/>
durch die Vereinigung mit der ausgebildetern Gattung<lb/>
zur Reife gediehen; doch iſt dieſe Anſicht bloße Ver-<lb/>
muthung. Bei jener Verſetzung muß auch <hirendition="#g">Epicharm,</hi><lb/>
Helothales Sohn <noteplace="foot"n="3">Daß die<lb/>
Namen „Chimaros und Tityros“ nach dem Geſchaͤft des Mannes<lb/>
erdichtet ſind, bemerkt Welcker zu Schwenks Etym. myth. And.<lb/>
S. 331. Vgl. denſelben uͤber die angebliche Vaterſtadt Kraſtos.</note>, nach Syrakus gekommen ſein, der<lb/>
fruͤher in Megara gelebt hatte, aber er kann nicht als<lb/>
der eigentliche Verpflanzer der Komoͤdie angeſehn wer-<lb/>
den, da er ſelbſt nur kurze Zeit in Megara gelebt hat-<lb/>
te. Denn er war nach ſehr glaubwuͤrdigen Nachrich-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="4">Diog. Laert. und τινὲς bei Suid. vgl. Diomed 3. <hirendition="#aq">p.</hi> 486.<lb/>
Putſch. — Ein Samier heißt er aus Verwechſlung mit Kadmos.</note> von Geburt ein Koër, und erſt mit Kadmos,<lb/>
alſo gegen Olymp. 73 oder 74. <noteplace="foot"n="5">Bd. 2. S. 170. womit zu vgl. Bd. 3. S. 147. und die chro-<lb/>
nologiſche Beilage unten.</note>, nach Sicilien ge-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[352/0358]
ſaͤngen ſtatt: in welchem Falle die Megariſche Komoͤ-
die ſich von dem Sikyoniſchem Phallophorenſpiel gar
nicht weſentlich unterſchieden, und nicht ſolche Aufmerk-
ſamkeit erregt haben wuͤrde.
2.
Dagegen iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die
Megariſche Komoͤdie die Keime und Anfaͤnge der von
Epicharmos vollkommen ausgebildeten Siciliſchen ent-
hielt. Denn nach Ariſtoteles 1 eigneten ſich die Me-
garer Siciliens eben ſo wie die Nachbarn Attika’s die
Erfindung der Komoͤdie zu, und daß zwiſchen beiden
ein Connex der Mittheilung beſtand, kann keinem Zwei-
fel unterworfen ſein. Von Megara aber kann die Ko-
moͤdie auf Syrakus uͤbergegangen ſein, als Gelon Ol.
74, 1 oder 2 2 die Bevoͤlkerung der erſten Stadt nach
der zweiten verſetzte, ſo daß die hier in den Jambi-
ſten-Choͤren damals wohl ſchon vorhandnen Anfaͤnge
durch die Vereinigung mit der ausgebildetern Gattung
zur Reife gediehen; doch iſt dieſe Anſicht bloße Ver-
muthung. Bei jener Verſetzung muß auch Epicharm,
Helothales Sohn 3, nach Syrakus gekommen ſein, der
fruͤher in Megara gelebt hatte, aber er kann nicht als
der eigentliche Verpflanzer der Komoͤdie angeſehn wer-
den, da er ſelbſt nur kurze Zeit in Megara gelebt hat-
te. Denn er war nach ſehr glaubwuͤrdigen Nachrich-
ten 4 von Geburt ein Koër, und erſt mit Kadmos,
alſo gegen Olymp. 73 oder 74. 5, nach Sicilien ge-
1 Poet. 3, 5.
2 Bd. 2. S. 122.
3 Daß die
Namen „Chimaros und Tityros“ nach dem Geſchaͤft des Mannes
erdichtet ſind, bemerkt Welcker zu Schwenks Etym. myth. And.
S. 331. Vgl. denſelben uͤber die angebliche Vaterſtadt Kraſtos.
4 Diog. Laert. und τινὲς bei Suid. vgl. Diomed 3. p. 486.
Putſch. — Ein Samier heißt er aus Verwechſlung mit Kadmos.
5 Bd. 2. S. 170. womit zu vgl. Bd. 3. S. 147. und die chro-
nologiſche Beilage unten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/358>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.