Aegineten die Heroengruppen, deren Fragmente ziem- lich die einzige sichere Kunde über die Eigenthümlich- keit der Aeginetischen Schule gewähren: denn was uns sonst Pausanias und Andre berichten, läuft darauf hinaus, daß man in Aegina viel Idole der allerältesten Weise arbeitete, und eine gewisse Strenge des Styls länger festhielt als in Attika. Jene Fragmente aber bezeugen, wie wir schon andeuteten, die Lebhaftigkeit in der Auffassung und die Treue in der Nachahmung der menschlichen Natur, die in den meisten Punkten vollendet zu nennen ist, und Bewunderung, ja Erstau- nen erregt. Auf der andern Seite sieht man die Ach- tung vor der Sitte der Väter noch in den typischen Gesichtern der Heroen, denen offenbar eine hellenische Nationalphysionomie, nur unschön und anmuthlos auf- gefaßt, aus frühern Zeiten zu Grunde liegt; und daß dies noch in derselben Zeit geschah, als Athen schon jede Fessel der Art abgeworfen, ist allerdings ein Do- rischer Charakterzug 1. Uebrigens gestehn wir freilich, daß diese Werke noch manches andre Besondre haben, was grade nicht aus der Eigenthümlichkeit des Stam- mes abzuleiten ist.
deutlicher Hindeutung auf Persisches Costüm in einer Figur der Feinde, einem Pindarischen Gedicht zu vergleichen ist, das die ge- genwärtige Ehre durch die Bilder mythischer Thaten darstellt und verherrlicht.
1 Vgl. Schellings Bemerkungen zu Wagners Bericht S. 18. 140. der zuerst den Begriff einer Dorischen Bildkunst angeregt hat.
Aegineten die Heroengruppen, deren Fragmente ziem- lich die einzige ſichere Kunde uͤber die Eigenthuͤmlich- keit der Aeginetiſchen Schule gewaͤhren: denn was uns ſonſt Pauſanias und Andre berichten, laͤuft darauf hinaus, daß man in Aegina viel Idole der alleraͤlteſten Weiſe arbeitete, und eine gewiſſe Strenge des Styls laͤnger feſthielt als in Attika. Jene Fragmente aber bezeugen, wie wir ſchon andeuteten, die Lebhaftigkeit in der Auffaſſung und die Treue in der Nachahmung der menſchlichen Natur, die in den meiſten Punkten vollendet zu nennen iſt, und Bewunderung, ja Erſtau- nen erregt. Auf der andern Seite ſieht man die Ach- tung vor der Sitte der Vaͤter noch in den typiſchen Geſichtern der Heroen, denen offenbar eine helleniſche Nationalphyſionomie, nur unſchoͤn und anmuthlos auf- gefaßt, aus fruͤhern Zeiten zu Grunde liegt; und daß dies noch in derſelben Zeit geſchah, als Athen ſchon jede Feſſel der Art abgeworfen, iſt allerdings ein Do- riſcher Charakterzug 1. Uebrigens geſtehn wir freilich, daß dieſe Werke noch manches andre Beſondre haben, was grade nicht aus der Eigenthuͤmlichkeit des Stam- mes abzuleiten iſt.
deutlicher Hindeutung auf Perſiſches Coſtuͤm in einer Figur der Feinde, einem Pindariſchen Gedicht zu vergleichen iſt, das die ge- genwaͤrtige Ehre durch die Bilder mythiſcher Thaten darſtellt und verherrlicht.
1 Vgl. Schellings Bemerkungen zu Wagners Bericht S. 18. 140. der zuerſt den Begriff einer Doriſchen Bildkunſt angeregt hat.
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Aegineten die Heroengruppen, deren Fragmente ziem-
lich die einzige ſichere Kunde uͤber die Eigenthuͤmlich-
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ſonſt Pauſanias und Andre berichten, laͤuft darauf
hinaus, daß man in Aegina viel Idole der alleraͤlteſten
Weiſe arbeitete, und eine gewiſſe Strenge des Styls
laͤnger feſthielt als in Attika. Jene Fragmente aber
bezeugen, wie wir ſchon andeuteten, die Lebhaftigkeit
in der Auffaſſung und die Treue in der Nachahmung
der menſchlichen Natur, die in den meiſten Punkten
vollendet zu nennen iſt, und Bewunderung, ja Erſtau-
nen erregt. Auf der andern Seite ſieht man die Ach-
tung vor der Sitte der Vaͤter noch in den typiſchen
Geſichtern der Heroen, denen offenbar eine helleniſche
Nationalphyſionomie, nur unſchoͤn und anmuthlos auf-
gefaßt, aus fruͤhern Zeiten zu Grunde liegt; und daß
dies noch in derſelben Zeit geſchah, als Athen ſchon
jede Feſſel der Art abgeworfen, iſt allerdings ein Do-
riſcher Charakterzug 1. Uebrigens geſtehn wir freilich,
daß dieſe Werke noch manches andre Beſondre haben,
was grade nicht aus der Eigenthuͤmlichkeit des Stam-
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1 Vgl. Schellings Bemerkungen zu Wagners Bericht S. 18.
140. der zuerſt den Begriff einer Doriſchen Bildkunſt angeregt hat.
6 deutlicher Hindeutung auf Perſiſches Coſtuͤm in einer Figur der
Feinde, einem Pindariſchen Gedicht zu vergleichen iſt, das die ge-
genwaͤrtige Ehre durch die Bilder mythiſcher Thaten darſtellt und
verherrlicht.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/388>, abgerufen am 25.11.2024.
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